Hamburg. Die zuständigen Behörden und der DFB haben einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung bewilligt. Doch es gibt Auflagen.
Am Montagabend in Bochum zündelten einige der knapp 4000 mitgereisten HSV-Fans noch illegal – nur fünf Tage später, beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC am Sonnabend (13 Uhr/Sky), könnte das Abbrennen von Pyrotechnik dagegen erstmals folgenlos bleiben. Der Grund dafür kommt in Fan-kreisen einer kleinen Revolution gleich: Als erster Proficlub wagt der HSV das Experiment, seinen Anhängern vor der Partie das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik zu erlauben – jetzt auch mit dem Segen des DFB.
Wie der Verband am Dienstag mitteilte, haben die zuständigen Behörden der Stadt sowie die DFB-Kommission für Prävention, Sicherheit und Fußballkultur den Antrag auf eine entsprechende Ausnahmegenehmigung bewilligt. So werden vor dem Anpfiff unter Beteiligung von zehn Fans „zehn Rauchtöpfe außerhalb der Zuschauerbereiche unter Aufsicht einer Fachfirma kontrolliert“ abgebrannt. Bei der Erlaubnis handelt es sich zunächst um eine spieltagsgebundene, einmalige Ausnahmegenehmigung.
Pyrotechnik-Erlaubnis an HSV unter Vorbehalt
Das Abbrennen werde „durchgehend von einem Pyrotechniker vor Ort begleitet und überwacht“, hieß es weiter. Feuerlöscher und Löscheimer stehen zur Verfügung. Hinter den beteiligten Fans wird jeweils ein Ordner postiert.
„Die Aktion ist bei widrigen Wetterbedingungen am Spieltag von der Feuerwehr vor Ort final freizugeben und kann unter Umständen auch noch abgesagt werden“, teilte der DFB zudem mit und unterstrich: „Generell gilt, dass die Vereine zum Schutz der Zuschauer dafür zu sorgen haben, dass keine Pyrotechnik ins Stadion gebracht wird. Gleichwohl besteht die Möglichkeit, für behördlich genehmigte Feuerwerke oder ähnliche Veranstaltungen, die von einer Fachfirma durchgeführt werden, eine Ausnahmegenehmigung zu erlangen. Eine solche kann nur dann erteilt werden, wenn die Haftung und Verantwortung für den kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik zweifelsfrei vom Veranstalter selbst übernommen werden.“
HSV geht mit Pyro-Show auf Fanszene zu
Die Aktion soll ein Test sein, inwieweit Fans künftig auf das unkontrollierte Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Zuschauerbereich verzichten werden. Die Erteilung weiterer Ausnahmegenehmigungen durch den DFB sind nur möglich, „wenn die zuständige Veranstaltungsbehörde eine derartige Vorführung genehmigt und der Heimverein sich zu seiner Verkehrssicherungspflicht für den Fall eines Schadensereignisses bekennt. Jeder zukünftige Antrag unterliegt daher auch weiterhin der Einzelfallprüfung“, heißt es in der Mitteilung.
In den vergangenen zwei Spielzeiten waren die Hamburger trauriger Strafenmeister, mehrfach musste der Club für die Pyro-Vergehen seiner Fans sechsstellige Summen aufbringen. Mit seinem Vorstoß geht der HSV nun auf die aktive Fanszene zu – grenzt sich aber auch klar von solchen Anhängern ab, die im Block weiter mit dem gefährlichen Feuerwerk hantieren. „Wir verstehen uns nicht als Anwälte bei der Pyro-Diskussion dieser 20 durchgeknallten Straftäter, denen Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen egal ist, wenn sie unkontrolliert Pyro zündeln“, hatte der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann bei der HSV-Mitgliederversammlung im Januar gesagt.
Auch der DFB hält die Vereine dazu an, zum Schutz der Zuschauer das Mitbringen von Pyrotechnik ins Stadion zu verhindern. Kippen kann die Pyro-Show nur noch die Hamburger Feuerwehr, die mit Blick auf die Wettervorhersage für Sonnabend noch grünes Licht geben muss.
Der HSV und die Pyrostrafen:
- In der Strafentabelle belegt der HSV regelmäßig einen der traurigen Spitzenplätze
- 2019 verteidigten die HSV-Fans sogar den fragwürdigen Titel des deutschen "Randalemeisters"
- In der Saison 2017/18 wurden insgesamt 235.000 Euro Strafe an den DFB fällig
- In der Saison 2018/19 überboten die Anhänger diese Summe mit ihrem Fehlverhalten auf 294.150 Euro
- Die höchste Einzelstrafe gegen den HSV wurde für Pyrotechnik im Stadtderby beim FC St. Pauli verhängt: 150.000 Euro (10.03.2019)
- In der ewigen Strafentabelle seit der Saison 2011/12 liegt der HSV mit 1,214 Millionen Euro auf Rang drei (Stand: Dezember 2019)