Trainer Hecking gibt zu, bei der Kaderplanung mehr auf Talent als auf Führungsstärke und Routine geachtet zu haben.
Die HSV-News am Sonntag, den 1. Dezember 2019:
- Fehlt es dem HSV an "Drecksäcken" auf dem Platz?
- Hecking hofft auf Hunt gegen Heidenheim
- Verletzter Hinterseer braucht noch Zeit, Amaechi macht Fortschritte
- HSV-Trainer fordert mehr Risikobereitschaft im Angriffsspiel
- Bielefeld zieht am HSV vorbei
Fehlt es dem HSV an "Drecksäcken"?
Wenn Dieter Hecking an diesem Montag mit seiner Mannschaft in die neue Arbeitswoche startet, wird die Aufarbeitung der 1:2-Niederlage beim VfL Osnabrück ganz oben auf der Agenda stehen. Wie bereits gegen Wehen Wiesbaden (1:1), und den FC St. Pauli (0:2) taten sich Hamburger gegen Teams schwer, die in erster Linie über den Kampf kommen. Da drängt sich die Frage auf, ob es dem HSV an "Drecksäcken" fehlt, die mit Härte und körperlicher Präsenz gegen solche Teams gegenhalten können?
Ein Gedanke, der auch Hecking beschäftigt. "Wir haben im Vorfeld der Saison nicht die Spieler geholt, die qualitativ sofort den riesen Unterschied machen, sondern wir haben ambitionierte Spieler geholt, die in der Lage sind, Spiele zu entscheiden", sagt Hecking und ergänzt: "Einige performen im Moment noch nicht so: zum Beispiel Kinsombi, der bei seiner Verpflichtung in der Führungsrolle gesehen worden ist, der aber sein Leistungsvermögen nicht abrufen kann. Auch Sonny Kittel wird verbal nie der Führungsspieler sein. Ich finde, dass Tim Leibold immer mehr in diese Rolle hineinwächst, weil er mit Leistung vorne wegmarschiert. Auch Heuer Fernandes füllt diese Rolle im Tor immer besser aus, er gibt klare Kommandos. In diesem Bereich müssen wir noch wachsen."
Ein generelles Führungsproblem sieht der HSV-Trainer aber nicht. Gerade die erfahrenen, aber auch verletzungsanfälligen Abwehrspieler Timo Letschert und Ewerton könnten zeitnah für mehr Stabilität und Härte sorgen. "Man sucht immer diese Führungsspieler, nicht nur in Hamburg. Es ist ein leidiges Thema, diese Typen gibt es in dieser Generation nicht mehr. Es geht viel über Gemeinschaft.“
Hecking hofft auf Hunt gegen Heidenheim
Mit Aaron Hunt könnte zumindest in der kommenden Woche wieder ein Führungsspieler zurückkehren. Der Routinier, der das Osnabrück-Spiel wegen einer schweren Erkältung verpasste, soll im Idealfall zu Wochenbeginn wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. "Bei Aaron müssen wir abwarten, wie schnell er auf die Beine kommt. Wir hoffen, dass er Montag und Dienstag leichte Laufübungen absolvieren kann. Dann könnte es klappen, dass er gegen Heidenheim zumindest wieder im Kader dabei ist.“
Hinterseer braucht Zeit, Fortschritte bei Amaechi
Für Lukas Hinterseer wird die Partie am Nikolaustag wohl noch zu früh kommen. "Er hat Steigerungsläufe absolviert, merkt aber bei jedem Richtungswechsel noch den Oberschenkel, der nahezu komplett blau ist. Ich habe selten so etwas gesehen", sagt Hecking, der immerhin eine gute Nachricht aus dem Lazarett bekommen hat. Toptalent Xavier Amaechi (18), der ebenfalls eine Oberschenkelprellung hatte, macht deutliche Fortschritte. „Bei ihm sieht es etwas besser aus, weil die Probleme bei ihm nur punktuell waren. Bei Lukas war es großflächig.“
Hecking fordert mehr Risiko im Offensivspiel
Anders als in den Heimspielen tut sich der HSV in der Fremde schwer, eine gewisse offensive Wucht zu entfachen. Zu häufig wird der Sicherheitspass gewählt. Risiko beim Spiel in die Spitze? Fehlanzeige! Das nervt auch Trainer Dieter Hecking, der sich wünscht, dass seine Profis mehr Geschwindigkeit und Spielfreude an den Tag legen. "Das sind Dinge, die kann ich schwer nachvollziehen. Ich will doch Tore machen, da muss ich auch mal einen Ball blind reinschlagen. Wir nehmen aber das Tempo raus, spielen lieber hinten rum und noch mal quer und am Ende landet der Ball wieder bei 'Ferro'. Da müssen wir viel zielstrebiger werden.“
Bielefeld zieht in der Tabelle am HSV vorbei
Arminia Bielefeld hat die Patzer der Aufstiegskonkurrenten genutzt und ist an die Tabellenspitze der Zweiten Liga zurückgekehrt. Die Ostwestfalen gewannen dank eines Doppelschlags von Torjäger Fabian Klos (48./49.) binnen 83 Sekunden und einem Treffer von Andreas Voglsammer in der Nachspielzeit am Sonntag mit 3:1 (0:0) beim SV Darmstadt 98. Für Klos waren es am 15. Spieltag bereits die Saisontore elf und zwölf.
Das Team von Trainer Uwe Neuhaus hat mit 32 Zählern nun drei Punkte Vorsprung auf Verfolger Hamburger SV (1:2 in Osnabrück) und sogar schon sechs auf den Tabellen-Dritten VfB Stuttgart. Ex-Nationalspieler Mario Gomez hat nach der 1:2-Niederlage des VfB Stuttgart beim SV Sandhausen massive Kritik am Videobeweis geübt. „Ich war schon ein Freund davon, weil ich dachte, es wird gerecht. Aber für uns Stürmer ist es eine Katastrophe“, sagte Gomez am Sonntag bei Sky. Er hatte in Sandhausen drei Tore erzielt, wegen knapper Abseitsstellungen zählte keines davon. „Das System wie es ist, ist einfach scheiße“, monierte Gomez.
Jedes Mal habe ihm der Schiedsrichter auf dem Platz gesagt, es seien nur wenige Zentimeter seines Körpers im Abseits gewesen. Er stellte infrage, ob so knappe Entscheidungen mit den vorhandenen Kameras und insbesondere in kleinen Stadien wie dem in Sandhausen wirklich zweifelsfrei getroffen werden könnten. Der Schiedsrichter auf dem Platz könne nichts dafür, meinte Gomez. Er sei aber froh, dass der größte Teil seiner Karriere vorbei sei „und ich nicht mehr zehn Jahre damit spielen muss“.
Im dritten Sonntag-Spiel setzte sich der 1. FC Heidenheim dank des Siegtreffers von Tim Kleindienst (63.) mit 1:0 (0:0) gegen die SpVgg Greuther Fürth durch und ist nun Vierter.
HSV in Osnabrück – die besten Bilder