Hamburg. HSV-Trainer erklärt, warum die schwachen Jung und Wood bei der Niederlage in Osnabrück in der Startelf standen.
Für viele HSV-Fans ist es auch am Tag nach der 1:2-Pleite beim VfL Osnabrück noch ein Rätsel, warum Abwehrspieler Gideon Jung und Stürmer Bobby Wood in der Startelf standen. Beide Hamburger boten eine gruselige Leistung am Freitagabend an der Bremer Brücke. Am Sonnabend klärte Trainer Dieter Hecking auf, wieso er den beiden formschwachen Profis das Vertrauen schenkte.
Dabei überraschte Hecking mit der Aussage, dass Jung eigentlich gar nicht für die Anfangsformation vorgesehen war. Der Innenverteidiger kam letztlich zum Einsatz, weil Konkurrent Timo Letschert angeschlagen war. „Er hatte zwei Tage muskuläre Probleme. Wir haben am Donnerstag im Hotel gesprochen und er sagte mir, dass er sich nicht sicher fühle. Deshalb hatte es keinen Sinn, ihn spielen zu lassen.“
Ärgerlich für Letschert, der in Osnabrück zum zweiten Mal in Folge von Beginn an auflaufen sollte. „Er hätte gespielt, wenn er nicht diese Probleme gehabt hätte", sagte Hecking. Doch der Niederländer musste von Jung vertreten werden. Und der erwischte einen bitteren Abend. Beim ersten Gegentor ließ er sich wie eine Fahnenstange ausspielen, beim 0:2 hob er das Abseits fahrlässig auf, indem er entlang der Bandenwerbung hinter der Torlinie joggte.
Hecking kritisiert Fan-Urteil über Wood
Bei seinem zweiten Sorgenkind, Bobby Wood ging Hecking öffentlich auf Kuschelkurs. Wohl wissend, dass der Angreifer a. D. vor allem in den sozialen Netzwerken den Unmut vieler HSV-Fans erfährt. „Ich kritisiere auch seine Leistung", sagte Hecking. "Wir müssen aber in der Beurteilung vorsichtig sein." Damit meinte der 55-Jährige auch das mediale Urteil über Wood.
Der HSV-Coach sorgt sich um den psychischen Zustand seines Stürmers, der auch wegen seiner Minusleistungen aus der Vergangenheit einen schweren Stand bei den Anhängern hat. "Gerade bei den Fans steckt er jetzt in einer Schublade drin. Er ist auch nur ein Mensch, an dem mit Sicherheit nicht alles abprallt. In Zeiten von Burnouts sehe ich ihn in einer Situation, die nicht einfach für ihn ist.“
Hecking missfällt vor allem, dass Woods tatsächlich schwache Leistungen häufig in Zusammenhang mit seinem Gehalt gestellt werden. „Wir können uns nicht nur auf Bobby stürzen, weil er vielleicht ein bisschen mehr verdient als andere. Die Leistung war gegen Dresden und auch in Osnabrück nicht gut. Deswegen ist er auch ausgewechselt worden. Aber ihn jetzt herauszupicken, ist schade und das geht mir zu weit. Es waren auch noch zwölf bis 13 andere, die gestern bei Weitem nicht so gespielt haben wie sie es können."
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Es war durchaus auffällig, wie Hecking am Sonnabend versuchte, den zweifellos vorhandenen Druck vom US-Stürmer zu nehmen. "Ich muss verantworten, wenn ich Bobby aufstelle und er die Leistung nicht bringt.“ Und das war in Osnabrück erneut der Fall. Nach gerade mal 14 Ballkontakten, 33 Prozent gewonnener Zweikämpfe und einer Passquote von 43 Prozent verdiente sich der Offensivmann seine Auswechslung zur Pause.
Hecking sagt aber auch, dass Wood daran arbeiten müsse, "wieder besser zu performen". Ansonsten müsse der 27-Jährige die Konsequenzen tragen, wenn er sich in Zukunft auf der Bank wiederfindet. Ein Zustand, mit dem sich Wood nach seiner Vorstellung in Osnabrück schon mal anfreunden sollte.
Die Bilder der HSV-Pleite in Osnabrück:
HSV in Osnabrück – die besten Bilder