Der HSV-Trainer kritisiert Moritz für das erste Gegentor und nimmt Fein in die Pflicht. Wie lange soll der Lernprozess noch andauern?
Die HSV-News am Sonnabend, den 30. November 2019:
- Wood patzt, aber Hecking kritisiert Moritz
- Hecking nimmt Fein in die Pflicht
- Wie Hecking die Auswärtsschwäche erklärt
- Wie lange soll der HSV-Lernprozess noch andauern?
- Was den HSV von Spitzenteams unterscheidet
- Warum Wood und Jung von Beginn an spielten
Wood patzt, aber Hecking kritisiert Moritz
Unmittelbar nach der 1:2-Niederlage in Osnabrück hatte HSV-Trainer Dieter Hecking den "Primaballerina"-Fußball seiner Mannschaft kritisiert und eine "dreckigere Spielweise" gefordert. Am Tag danach ging er anhand der Szene, die zum ersten Gegentor führte, ins Detail, was und wen er damit meinte. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Bobby Wood hatte Osnabrücks Niklas Schmidt ohne Gegenwehr die gesamte HSV-Defensive umdribbelt und Keeper Heuer Fernandes auch noch getunnelt.
Überraschenderweise kritisierte Hecking bei der Entstehung des Treffers aber nicht das Offensichtliche, nämlich den Fehlpass von Wood. Vielmehr knöpfte sich der 55-Jährige Mittelfeldspieler Christoph Moritz vor, der das taktische Foul versäumte. "Chris muss das Foul nehmen. Was soll denn passieren? Dann kriegt er halt die Gelbe Karte, na und!", klagte der HSV-Coach. "Natürlich stehen da auch noch zwei Innenverteidiger, die Schmidt hätten aufhalten können, aber da geht’s los. Wir begleiten im Zweikampf, schalten ab in den Umschaltmomenten und lassen unsere Gegenspieler laufen.“
Was Hecking jetzt von Adrian Fein fordert
Nicht nur Moritz, sondern auch Mittelfeldpartner Adrian Fein wurde namentlich vom Trainer kritisiert. Die fehlende Bereitschaft, sich auf ein Kampfspiel wie in Osnabrück einzulassen, liege auch an den Spielertypen des Kaders, sagte Hecking. "Im zentralen Mittelfeld haben wir Feingeister. Wenn es läuft, lässt sich das super ansehen. Aber wenn es darum geht, Defensivarbeit zu verrichten, wird es bei Dudziak, Moritz, Kinsombi und Hunt weniger. Auf der Sechs haben wir mit Adrian Fein auch eher den spielerischen Typen."
Mit diesem Zustand will sich Hecking naturgemäß nicht zufriedengeben, weshalb er Fein in die Pflicht nimmt: "Adrian muss jetzt diesen Entwicklungsschritt gehen“, sagt der HSV-Coach, der sich mehr defensiven Biss von seinem Strategen erhofft. „Unsere Mittelfeldspieler sind zu nachlässig in der Rückwärtsbewegung."
Auswärtsschwäche: Hecking erkennt ein Muster
Nach sechs sieglosen Partien in der Fremde kann auch Trainer Dieter Hecking die Auswärtsschwäche nicht mehr kleinreden. "Irgendwann fehlen mir gegenüber euch die Argumente", sagte er am Sonnabend zu den Medienvertretern. Der letzte Auswärtssieg, ein 4:2 am 25. August in Karlsruhe, liegt nun schon mehr als drei Monate zurück. Warum kann der HSV seitdem nur noch im heimischen Volksparkstadion gewinnen?
„Wenn man die Spiele in Regensburg, Osnabrück und auf St. Pauli nimmt, sind die gleichen Muster erkennbar. Es sind Gegner, die gar nicht mal so viele Zweikämpfe führen", lautet Heckings Auswärtskrisen-Analyse. "Auch gestern wurden wir nicht total aggressiv bearbeitet. Trotzdem haben wir uns nicht in den Zweikämpfen durchgesetzt – von gefühlten zehn haben wir acht verloren. Das ist natürlich viel zu wenig. Unser Auswärtstrend ist nicht gut.“
Und wie will der erfahrene Coach dafür sorgen, dass seine Mannschaft in Zukunft auch auswärts ihr Heimgesicht zeigt? „Wir befinden uns in einer Phase, in der wir auswärts nach der Leichtigkeit suchen. Zu Hause entfachen wir eine Gier, die Spiele zu gewinnen. Ich sehe keine Gefahr auf uns zukommen, wir müssen uns aber anders präsentieren", sagt Hecking.
Wie lange soll der HSV-Lernprozess noch andauern?
"Wir müssen lernen, dreckig zu werden", sagte Hecking auf der Pressekonferenz am Freitag nach der Pleite in Osnabrück. Die Frage ist nur, wie lange soll der HSV-Lernprozess noch andauern? „Der dauert die ganze Saison, er ist nie abgeschlossen", sagte der Trainer einen Tag später – und holte dann zur Generalkritik gegen seine Mittelfeldspieler aus.
"Man muss erkennen, welcher Spieler die nächsten Schritte geht. Fein muss zum Beispiel noch aufmerksamer in der Defensive werden, Dudziak muss mehr in die Tiefe gehen, um mehr Torgefahr auszustrahlen", sagte Hecking, der auch seinen einzigen Torschützen, Neun-Tore-Mann Sonny Kittel, nicht verschonte: "Er muss mehr Eins-gegen-Eins-Duelle suchen und gewinnen. Vorne brauchen wir mehr Laufwegen in die Tiefe, im Spielaufbau müssen wir uns frei machen und die Bälle fordern."
Hecking: "Solche Aussetzer würden Topteams nicht passieren"
Trotz der Niederlage in Osnabrück grüßt der HSV am Sonnabend noch von der Tabellenspitze. Zwar kann der punktgleiche Verfolger Arminia Bielefeld am Sonntag schon mit einem Punkt in Darmstadt (13.30 Uhr/Sky) vorbeiziehen, die Hamburger werden den Spieltag aber in jedem Fall auf einem Aufstiegsplatz abschließen. Nach 29 Punkten aus 15 Spielen stellt sich aber die Frage: wie spitze ist der Spitzenreiter?
"Wir haben eine gute Mannschaft, aber noch keine sehr gute", lautet Heckings Antwort, der für sein Urteil noch eine Erklärung nachschiebt. "Solche Aussetzer wie gestern in Osnabrück würden Spitzenmannschaften nicht passieren.“
Das könnte Sie auch interessieren:
- Sind die HSV-Profis zu lieb für die Zweite Liga?
- Boldt poltert nach Pleite: „Nicht zweitligatauglich“
- HSV-Einzelkritik: Nur einer war immer gefährlich
- Hecking sauer: "Wir müssen dreckiger spielen"
Warum Wood und Jung von Beginn an spielten
Es ist das Aufregerthema Nummer eins unter den HSV-Fans: Warum durften die seit Wochen formschwachen Gideon Jung und Bobby Wood von Beginn an spielen? Kritiker sahen sich bestätigt, da Stürmer Wood das 0:1 durch einen Fehlpass einleitete und Verteidiger Jung bei den ersten beiden Gegentoren unglücklich aussah. Wie Hecking seine Aufstellung in Osnabrück erklärte und was er sich von den Fans wünscht, lesen Sie hier.
Die Bilder der HSV-Pleite in Osnabrück:
HSV verliert nach schwachem Auftritt in Osnabrück