Hamburg. Drei Tage nach dem Festival in der Liga scheidet der HSV im Pokal gegen Stuttgart aus. Sorgen um Josha Vagnoman und Martin Harnik.
„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“, sangen die HSV-Fans nur Sekunden nach dem Schlusspfiff im Volksparkstadion. Der HSV hatte soeben mit 1:2 (1:1) nach Verlängerung im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart verloren.
Doch den Hamburger Anhängern war das nicht so wichtig. Drei Tage nach dem 6:2-Sieg in der Liga gegen den gleichen Gegner berauschten sich die HSV-Fans noch immer am Spektakel vom Sonnabend.
Bei den Spielern herrschte am Dienstagabend dagegen Ernüchterung. Nach dem Halbfinaleinzug in der Vorsaison scheidet der HSV diesmal bereits in der Zweiten Runde aus. „Es ist schade. Wir haben letztes Jahr gesehen, wie geil es ist, ins Halbfinale zu kommen“, sagte ein enttäuschter Kapitän Aaron Hunt.
HSV-Stürmer Harnik beim Warmmachen verletzt
Der Abend begann für den HSV schon vor dem Anpfiff denkbar schlecht. Zunächst signalisierte Stürmer Martin Harnik beim Warmmachen, dass er das zweite Treffen mit seiner Ex innerhalb von drei Tagen absagen muss.
Der Österreicher litt unter muskulären Problemen und machte Platz für seinen Landsmann Lukas Hinterseer. Und kaum hatte sich dieser auf seiner Position eingefunden, pfiff Schiedsrichter Bastian Dankert auch schon Elfmeter für Stuttgart.
Handgestoppte 33 Sekunden hatte es gedauert, ehe Gideon Jung den schnellen Philipp Förster nur mit einem Foul stoppen konnte. Ein langer Ball von Holger Badstuber hatte die gesamte HSV-Abwehr überrascht. Der Ex-Nationalspieler hatte beim 6:2 in der Liga noch gesperrt gefehlt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Nicolas Gonzalez sicher (2.).
Hecking bringt drei Neue ins HSV-Team
Die beiden Mannschaften machten früh klar, dass sie auf eine mögliche Verlängerung keine Lust hatten. Das Elfmeterschießen begann allerdings schon in der Anfangsphase. Auch der HSV kam durch einen Strafstoß zum ersten Tor.
Beteiligt waren zwei Spieler, die Hecking neu in die Mannschaft gebracht hatte: David Kinsombi, für Jeremy Dudziak im Spiel, wurde von Santiago Ascacibar umgegrätscht. Und Aaron Hunt, für Sonny Kittel aufgestellt, verwandelte nicht weniger abgezockt als zuvor Gonzalez (16.).
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Neben Hunt und Kinsombi hatte Hecking auch noch Jairo neu ins Team gebracht. Für den Spanier war es das erste Pflichtspiel in der Startelf überhaupt seit seiner schweren Knieverletzung vor mehr als einem Jahr. Das sollte man dem 26-Jährigen allerdings auch anmerken.
Boldt warnte vor angeschlagenem VfB
Das Spiel begann ähnlich unterhaltsam wie noch der erste Satz am Sonnabend. Der VfB präsentierte sich in einem deutlich besseren Zustand als noch am Wochenende.
„Ich erwarte Stuttgart angeschlagen. Aber angeschlagene Gegner sind am gefährlichsten“, orakelte Sportvorstand Jonas Boldt – und lag damit so richtig wie einst Krake Paul.
Gegen die diesmal stabile Defensive um Badstuber fand der HSV nur wenig offensive Lösungen. Der VfB hatte über weite Strecken die deutlich besseren Chancen. Badstuber zielte per Kopf nur knapp daneben (48.), Ascacibar per Fuß (65.).
Es sollte bis zur 83. Minute dauern, ehe der HSV mal wieder gefährlich wurde. Jattas abgefälschter Schuss strich aber deutlich vorbei. Und so sollte es nach umkämpften 90 Minuten dann doch in die Verlängerung gehen.
Die Bilder zur Pokal-Niederlage des HSV gegen Stuttgart:
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Vagnoman humpelt an Krücken aus dem Stadion
Und vier Tage nach dem 6:2 fing der Tiebreak diesmal gar nicht gut für den HSV an. Josha Vagnoman verletzte sich nur fünf Minuten nach dem zweiten Wiederanpfiff mutmaßlich schwer am Sprunggelenk – und musste in die Kabinen humpeln.
„Ich habe Josha nach dem Spiel an Krücken gesehen. Das sah nicht gut aus“, sagte später Hecking, der aus Mangel an Alternativen in der Verlängerung Offensivmann Khaled Narey nach hinten rechts ziehen musste.
Und der VfB blieb die bessere Mannschaft. Torhüter Heuer Fernandes musste in der 101. Minute gleich zweimal wach sein. Zunächst lenkte er einen Klement-Freistoß um den Pfosten, dann parierte er gegen Atakan Karazor.
In der 113. Minute sollte es dann aber doch noch passieren. Nachdem Silas Wamangituka zunächst am Pfosten scheiterte, landete der zweite Ball beim eingewechselten Hamadi Al Ghaddioui. Mit dem 18. VfB-Torschuss traf der Marokkaner zum entscheidenden Treffer.
Hecking erst genervt, dann gefasst und zufrieden
Die Hamburger warfen nun noch einmal alles nach vorne, aber es sollte nicht mehr reichen. Als Dankert die Partie abpfiff, marschierte Hecking zunächst genervt in die Kabine, war wenig später dann aber doch zufrieden. „Wir sind richtig gut“, zog der Coach ein Drei-Spiele-Fazit nach den Topspielen gegen Bielefeld und zweimal Stuttgart.
Die Achtelfinal-Auslosung am Sonntag mit „Losfee“ Felix Neureuther findet trotzdem ohne seinen HSV statt. Nachdem der Club im vergangenen Pokal-Jahr fünf Millionen Euro einspielen konnte, muss er sich nach dem Zweitrunden-Aus mit Prämien von 500.00 Euro begnügen. Immerhin bleibt der Trost, dass der HSV in der Liga weiterhin vier Punkte vor dem VfB liegt.
Auch Vizekapitän Rick van Drongelen versuchte die Niederlage positiv einzuordnen: „Es war ein großer Kampf. Stuttgart war diesmal einfach besser organisiert. Aber wir können uns jetzt voll auf die Liga konzentrieren.“
Die Statistik:
HSV: Heuer Fernandes – Vagnoman (95. Kittel), Jung, van Drongelen, Leibold – Fein – Jatta, Kinsombi (103. Moritz), Hunt (68. Dudziak), Jairo (68. Narey) – Hinterseer.
Stuttgart: Bredlow – Stenzel, Kempf, Badstuber, Castro – Mangala (110. Al Ghaddioui), Karazor – Förster (58. Wamangituka), Klement (120. Phillips), Ascacibar – Gonzalez.
Tore: 0:1 Gonzalez (2., Foulelfmeter), 1:1 Hunt (16., Foulelfmeter), 1:2 Al Ghaddioui (113.).
Gelbe Karten: Jatta, Narey – Kempf, Karazor, Castro, Mangala, Badstuber.
SR: Bastian Dankert (Rostock). Z.: 45.503.