Hamburg. Kittels Doppel-Premiere hält HSV an der Spitze. Wildes Spiel mit drei Videoentscheidungen. Hecking überrascht mit Moritz.

Sonnyge Aussichten für den HSV: Auch dank eines Doppelpacks von Sonny Kittel hat Hamburg das Spitzenspiel in der Zweiten Fußball-Bundesliga mit 6:2 (3:1) gegen den VfB Stuttgart gewonnen und den hartnäckigsten Aufstiegskonkurrenten somit um vier Punkte distanziert.

Und was sich dabei den 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion bot, war nicht Hamburger Fischmarkt und auch nicht Stuttgarter Weinfest. Das war mindestens Hamburger Dom mit einem Dauerticket für die Wilde Maus.

Hecking überrascht mit Moritz in der HSV-Elf

Chancen in Hülle und Fülle, drei Videoentscheidungen nach Toreinschlägen und am Ende acht Treffer – das im Vorfeld groß geredete Topspiel hielt auch den kühnsten Erwartungen Stand.

Im ersten Akt des Zweiteilers gegen den VfB – am Dienstag folgt das DFB-Pokalspiel an gleicher Stelle – hatte HSV-Trainer Dieter Hecking zunächst für eine faustdicke Aufstellungsüberraschung gesorgt.

Moritz feiert sein Startelf-Debüt

Denn um der offensiven Ausrichtung der Gäste zu begegnen, "opferte" er Stürmer Lukas Hinterseer und brachte statt des Torschützen beim 1:1 im vorangegangenen Spitzenspiel bei Arminia Bielefeld Mittelfeldspieler Christoph Moritz.

Es war das Startelf-Debüt für den 29 Jahre alten Defensivstrategen, der in dieser Saison zuvor lediglich 24 Einsatzminuten beim 1:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum am 3. Spieltag gesammelt hatte.

Die Statistik

HSV

Heuer Fernandes – Vagnoman, Gideon Jung, van Drongelen, Leibold – Moritz (73. Letschert) – Dudziak (77. Kinsombi), Fein - Jatta, Harnik, Kittel (81. Hinterseer). – Trainer: Hecking

VfB Stuttgart

Kobel – Stenzel, Awoudja, Kempf, Emiliano Insua – Karazor – Mangala (66. Gomez), Klement (46. Castro) – Förster – Gonzalez, Wamangituka. – Trainer: Walter

Schiedsrichter

Deniz Aytekin (Oberasbach)

Zuschauer

57.000 (ausverkauft)

Tore

1:0 Kittel (13./Foulelfmeter), 2:0 Jatta (24.), 2:1 Gonzalez (33.), 3:1 Kittel (36.), 4:1 Castro (Eigentor), 4:2 Wamangituka (63.), 5:2 Harnik (76.), 6:2 Fein (90.+1)

Gelbe Karten

Vagnoman  – Kempf, Förster, Castro

Torschüsse

13:13

Ecken

3:4

Ballbesitz

39:61 %

Zweikämpfe

97:90

1/10

Sonny Kittel trifft erstmals per Elfmeter

Martin Harnik wurde im 4-3-3-System indes ganz nach vorne beordert. Und Heckings Taktik-Kniff sollte sich auszahlen. Während Harnik Stuttgarts Ballverlust vor dem 2:0 durch Bakery Jatta erzwang (24.), bereitete Moritz zwölf Minuten später das 3:1 mustergültig vor.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Sonny Kittel längst die Weichen in Richtung Sieg gestellt. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler jagte nach 13 Minuten zum ersten Mal überhaupt in seiner Profi-Karriere einen Elfmeter in die Maschen.

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VfB-Verteidiger Awoudja als Doppel-Pechvogel

Beim Schuss in die rechte Ecke hatte der Hesse allerdings Glück, dass die Fingerspitzen von Stuttgarts Torhüter Gregor Kobel nicht lang genug waren. Zuvor hatte VfB-Verteidiger Maxime Awoudja Jeremy Dudziak im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht.

Und neun Minuten später avancierte der junge Awoudja endgültig zum Pechvogel, als er den Ball gegen Jatta verlor, der anschließend alleine aufs Tor lief und vollstreckte.

Bis der HSV ausgelassen jubeln durfte, dauerte es aber einige Sekunden – Schiedsrichter Deniz Aytekin gab den Treffer schließlich, da er bei Jatta im Zweikampf mit Awoudja kein Foul erkannt hatte.

HSV lässt Gonzalez wiederholt außer Acht

Dass Stuttgart sich an diesem sonnigen Herbsttag aber nicht so einfach geschlagen geben würde, bewies vor allem Nicolas Gonzalez. Der Argentinier wirbelte die HSV-Abwehr gehörig durcheinander, die Gonzalez in der 33. Minute nach einer Ecke dann auch unbedrängt zum Anschlusstreffer einköpfen ließ.

Doch zwei Minuten später stellte erneut Kittel den alten Abstand wieder her – und das mit einer weiteren persönlichen Premiere. Denn nie zuvor gelang Kittel in einem Pflichtspiel ein Treffer mit dem Kopf (35.).

Hecking lobt Moritz: "Immer unter dem Radar"

Die Vorarbeit kam von Moritz, der nach einem feinen Pass von Jatta butterweich für Kittel servierte. "Christoph ist für diese Mannschaft eminent wichtig", sagte Hecking hinterher über seinen Routinier. "Er läuft immer etwas unter dem Radar, aber er ist einer meiner laufstärksten Spieler und kann zudem auch noch kicken."

Und Moritz selbst sagte: "Es fühlte sich auf dem Platz nicht wie ein 6:2 an. Stuttgart hatte ebenfalls gute Chancen, war fast auf 4:3 dran. Wir freuen uns über den Sieg, wissen aber auch, dass uns Dienstag ein erneut schwieriges Duell bevorsteht."

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Aytekin gibt Eigentor von Castro trotz Protesten

In der zweiten Hälfte reagierte VfB-Trainer Tim Walter und brachte Gonzalo Castro für Emiliano Insua. Doch der Eingewechselte fügte sich erst einmal mit einem Eigentor ein: Nach einem scharf getretenen Eckstoß von Kittel bugsierte Castro den Ball ins Stuttgarter Netz. Doch auch dieser Treffer wurde zunächst überprüft, da die Gäste ein Foul von Jatta an Kobel reklamierten.

Das 4:1 gab der Hamburger Defensive jedoch wenig Sicherheit, die Sorglosigkeit führte erst zum 4:2 durch Silas Wamangituka (63.) und dann noch zu einem dritten Gegentreffer.

Treffer von Fast-Hamburger Förster aberkannt

Das Tor von Philipp Förster, der im Sommer beinahe beim HSV gelandet wäre, wurde nach abermaligem Videostudium aber zurückgenommen (68.). Die Assistenten im Kölner Keller hatten erkannt, dass Vorbereiter Gonzalez im Zweikampf mit Josha Vagnoman der Ball auf den Oberarm gefallen war.

Doch auch diese Entscheidung brach den Willen der angriffslustigen Schwaben (61 Prozent Ballbesitz) zunächst nicht. Erst das 5:2 durch den ehemaligen Stuttgarter Harnik (76.) brachte die Entscheidung.

Van Drongelen mit Spitze gegen Gomez

Die HSV-Fans stimmten den Gassenhauer "Oh, wie ist das schön!" an, Adrian Fein setzte in der Nachspielzeit den endgültigen Schlusspunkt zum 6:2.

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Und somit geht Hamburg mit einem klaren psychologischen Vorteil in das nächste VfB-Duell in drei Tagen im Volksparkstadion. "Ich habe gehört, dass Mario Gomez gesagt hat, der VfB gewinnt beide Spiele. Das klappt schon mal nicht mehr", sagte HSV-Abwehrchef Rick van Drongelen nach dem Spiel: "Ich bin gespannt, was er jetzt sagt."

Zunächst einmal schwieg der ehemalige Nationalstürmer, der in Hamburg 66 Minuten auf der Bank schmoren musste, ehe er für den ehemaligen HSV-Leihspieler Orel Mangala in die Partie kam. Dafür sprachen andere. "Es ist gut, dass die nächste Partie schnell kommt", sagte etwa VfB-Keeper Kobel. "In dieser müssen wir einige Dinge besser machen."