Hamburg. Die Tore für die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking erzielten Jeremy Dudziak und Sonny Kittel. Letschert feiert Startelfdebüt.

Der Jubel war groß, als Schiedsrichter Florian Heft um 14.52 Uhr ein letztes Mal am Sonnabendnachmittag seine Pfeife benutzte. Durch das verdiente 2:0 (0:0) gegen Greuther Fürth sprang der HSV in der Zweiten Liga vor 44.180 Zuschauer zurück an die Tabellenspitze. Der bisherige Spitzenreiter VfB Stuttgart hatte am Freitag beim 1:2 gegen Wehen Wiesbaden gepatzt. Die Treffer für die Rothosen erzielten Jeremy Dudziak (49.) und Sonny Kittel (86.). "Wir waren von Beginn an super im Spiel, haben eine hochkonzentrierte Leistung gezeigt. Es hat Spaß gemacht, zuzugucken, wie unsere heute gespielt haben", lobte Trainer Dieter Hecking

Und dieser sorgte bei der Aufstellung bereits vor dem Spiel für Überraschungen. So feierte der lange verletzte Neuzugang Timo Letschert sein Startelf-Debüt bei den Rothosen. Der niederländische Innenverteidiger erhielt als Vertreter des verletzten Gideon Jung (Zerrung im Oberschenkel) den Vorzug vor Kyriakos Papdopoulos, der im Abschlusstraining noch an der Seite von Rick van Drongelen agieren durfte. Erst in der vergangenen Woche feierte Letschert beim 2:2 bei Jahn Regensburg sein HSV-Debüt, als er für den verletzten Jung in die Partie kam.

HSV-Sportdirektor Mutzel lobt Debütanten Letschert

"Timo hat in der Serie A gespielt, in Utrecht letzte Saison eine starke Saison gehabt. Er ist ein spielstarker Innenverteidiger, der sehr cool wirkt", sagte HSV-Sportdirektor Michael Mutzel vor der Partie. Und Letschert hat nicht enttäuscht. Nur hin und wieder merkte man ihm an, dass er kaum Spielpraxis hat. "Ich war nicht nervös, aber ich habe vier, fünf Monate nicht gespielt und habe keine Spielpraxis“, sagte Letschert und ergänzte: „Das ist ein gutes Gefühl. Ich bin happy, aber es geht noch viel besser. In den letzten fünf, zehn Minuten war es ein bisschen schwer, auch die Wade war ein bisschen fest. Aber ich habe es geschafft. Das ist wichtig.“

Trainer Hecking entschied sich für Erfahrung in der Innenverteidigung

Bis zuletzt durfte sich auch Nachwuchshoffnung Jonas David Hoffnungen auf einen Platz in der Startelf machen, doch Trainer Hecking wollte gegen Fürth auf Erfahrung setzen. "Ich habe mit Timo am Freitag ein längeres Gespräch gehabt und ihn gefragt, ob er sich bereit fühlt. Er hatte ein, zwei Wackler, aber sonst hat er es in seinem ersten Spiel von Beginn an gut gelöst, wenig zugelassen", lobte der 54-Jährige.

Auch auf dem linken offensiven Flügel veränderte der HSV-Trainer etwas. Der zuletzt etwas formschwache Bakery Jatta verdrängte Sonny Kittel, mit Lukas Hinterseer Topscorer, auf die Bank. Eine goldrichtige Entscheidung: Jatta lieferte auf der linken Außenbahn eine überragende Partie ab. "Bakery ist unbequem zu bespielen. Er hatte fünf, sechs Super-Aktionen gehabt. Das ist aufgegangen. Er hat Riesentorchancen vorbereitet", freute sich Hecking.

Diese Topleistung dürfte auch U-21-Bundestrainer Stefan Kuntz nicht verborgen geblieben sein. Der ehemalige Profi saß im Volksparkstadion und sah einen überragenden Adrian Fein, einen starken Josha Vagnoman und eben auch einen überragenden Jatta, der perspektivisch ein Kandidat sein könnte. "Wenn Baka so spielt wie heute, wäre er auch für die deutsche U21 eine Bereicherung", glaubt Hecking.

HSV nach Abtastphase deutlich überlegen

Für die Fürther war die Partie im Volkspark eine besondere. Der Tabellenführer der „Ewigen Tabelle“ im Bundesliga-Unterhaus absolvierte sein 400. Auswärtsspiel in der Vereinsgeschichte. So oft trat noch kein anderer Club in der Zweiten Liga in der Fremde an. Und Fürth versuchte von Beginn an, das Jubiläumsspiel frech anzugehen. Nach einem schlampigen Pass von Adrian Fein, versuchte Havard Nielsen bereits nach 25 Sekunden eine erste Torannäherung. Auch den Franken ist nicht verborgen geblieben, dass der HSV vor gerne einmal die Anfangsphase verschläft.

Nach einer kurzen Abtastphase fanden die Hamburger schnell zu ihrem Spiel. Nach einer Ecke von Kapitän Aaron Hunt kam Martin Harnik in der neunten Minute erstmals zum Abschluss. Doch der Schuss des Österreichers wurde von Fürths Keeper Sascha Burchert entschärft. In der Folge schnürte der HSV die Franken immer wieder im eigenen Strafraum ein.

Chancenwucher beim HSV und Abseitstor von Fürth

Hunt aus 20 Metern sowie Harnik, der aus acht Metern kläglich verzog, hätten die Gastgeber ebenso in Führung bringen können, wie Linksverteidiger Tim Leibold, der gleich zwei große Chancen (19./30.) vergab Zwölf Minuten vor der Pause hätte beinahe David Raum mitgeholfen. Der Fürther Linksverteidiger prüfte nach einer Jatta-Flanke seinen eigenen Keeper.Und fast wäre es so gekommen, wie es immer kommt, wenn eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt. Fürths Norweger Havard Nielsen traf in der 37. Minute zur vermeintlichen Führung für die Gäste, doch das Schiedsrichter-Gespann um Florian Haupt entschied zurecht auf Abseits. So mussten sich die Anhänger beider Vereine mit einem torlosen Remis zufrieden geben.

Dudziak sorgt mit spektakulärem Flugkopfball für die Führung

Kaum hatten sich die Fans nach der Pause wieder hingesetzt, konnten sie dann endlich vor Freude aufspringen. Eine Kombination über die starken Jatta und Leibold veredelte Jeremy Dudziak in der 49. Minute mit einem sehenswerten Flugkopfball zur Führung. Für den Ex-St.-Paulianer war es das zweite Saisontor. Fürth reklamierte zwar eine Abseitsstellung, doch der Videoschiedsrichter entschied korrekterweise auf Tor.

In der Folge drängte der HSV auf das zweite Tor, und wäre beinahe ganz kalt erwischt worden. Fürths Tobias Mohr lief in Minute 65 allein auf Torhüter Daniel Heuer Fernandes zu, der mit einer überragenden Parade den Ausgleich verhindern konnte. Diese Aktion dürfte Balsam auf die Seele des Deutschportugiesen gewesen sein,schließlich wurden nach dem unglücklichen Auftritt Stimmen laut, der HSV habe ein Torwartproblem. Die Antwort drauf gab Heuer Fernandes, der unter der Woche noch an muskulären Problemen gelitten hatte.

Joker Kittel entscheidet Partie mit sehenswertem Heber

Eine ebenso klare Antwort gab Sonny Kittel, der überraschend nur auf der Bank saß. Nach einem Traumpass von Adrian Fein sorgte der Offensivspieler in der 85. Minute per Heber für die Entscheidung. "Wir haben uns viele Chancen erarbeitet, von denen wir leider viele nicht nutzen konnten. Dadurch stand das Spiel zwischenzeitlich sogar auf der Kippe, aber Ferro (Heuer Fernandes Anm.der Red.) hat stark gehalten und wir haben verdient gewonnen“, sagte Joker Kittel.

Durch den vierten Heimsieg in Folge - alle ohne Gegentor - geht der HSV als Tabellenführer in die anstehende Länderspielpause.