Titz auf Erfolgskurs. U21 verliert kleines Nordderby. Für Hecking ist der HSV ein neues Erlebnis. Lasogga trifft und fiebert mit.
Die HSV-News am Sonnabend, den 14. September 2019:
- Titz mit Essen auf Erfolgskurs
- Vor Stadtderby: HSV-Fanbetreuung ruft zur Besonnenheit auf
- Schwarze Serie: HSV II verliert kleines Nordderby gegen Werder
- Hecking hat so etwas wie den HSV noch nie erlebt
- Nareys schönstes Derby-Erlebnis – und sein schlimmstes
- Lasogga trifft und fiebert mit dem HSV
- "Fußballgott" Meier kann sich nicht entscheiden
- St. Paulis Derbyheld Gerber: "HSV ist schlagbar"
- B-Junioren siegen in Halle
Titz mit Essen auf Erfolgskurs
Ein Jahr nach seinem erzwungenen Abschied vom HSV ist Trainer Christian Titz mit seinem neuen Club Rot-Weiss Essen auf Erfolgskurs. Durch einen 4:2-Sieg beim SV Lippstadt 08 bleibt der frühere deutsche Meister in der Regionalliga West nach Punkten (19) gleichauf mit Spitzenreiter SV Rödinghausen, das beim TuS Haltern am See 5:1 gewann, aber bereits eine Partie mehr absolviert hat.
Essen ist zudem als einzige Mannschaft noch ohne Niederlage. Matchwinner war Hedon Selishta, der mit seinen beiden Toren in der zweiten Halbzeit den Sieg sicherstellte.
Überschattet wurde der Sieg durch eine Massenschlägerei Im Bahnhof Bochum-Wattenscheid. Dort gingen nach der Regionalligabegegnung am Freitagabend etwa 100 rivalisierende Fans aufeinander los. Laut Polizeibericht gingen mehrere Personen durch Schläge zu Boden und wurden mit Tritten attackiert.
Vor Stadtderby: HSV-Fanbetreuung ruft zur Besonnenheit auf
Vor dem Stadtderby beim FC St. Pauli am Montag (20.30 Uhr/Sky und Onefootball, Liveticker bei Abendblatt.de) hat die HSV-Fanbetreuung mahnende Worte an den Anhang gerichtet. "Denkt daran, dass wir beim Derby besonders im Fokus der Presse, Polizei und Gegenseite stehen", heißt es in dem Appell. Und weiter: "Es gibt Leute, die warten erfahrungsgemäß nur darauf, den ganzen HSV für das Fehlverhalten Einzelner anzählen zu können. Geben wir ihnen dazu keinen Anlass, und lasst uns einen starken Auftritt hinlegen, auf den wir alle zusammen stolz sein können."
Konkret heiße das: keine Böller, keine Flaschenwürfe "und vor allem keine menschenverachtenden Entgleisungen irgendwelcher Art". Die Fans sollten sich nicht provozieren lassen.
Der HSV wird am Millerntor von 2700 Anhängern unterstützt. Viele von ihnen wollen gemeinsam vom Bahnhof Sternschanze aus zum Stadion gehen. Die Polizei ist in erhöhter Alarmbereitschaft und mit einem großen Aufgebot im Einsatz. Vergangene Saison mussten beide Zweitligaclubs hohe Strafen zahlen, weil Fans Pyrotechnik im Stadion gezündet hatten.
Wir haben zwei prominente Fanvertreter beider Clubs vor dem Derby im Podcast zum verbalen Schlagabtausch gebeten. Das Video dazu können Sie hier sehen:
Negativserie des HSV II setzt sich im kleinen Nordderby fort
Vor dem großen Stadtduell beim FC St. Pauli am Montag hat die zweite Mannschaft des HSV das kleine Nordderby gegen die Reserve von Werder Bremen verloren. Kevin Schumacher erzielte vor 450 Zuschauern an der Hagenbeckstraße in der 48. Minute das Tor des Tages. Tobias Fagerström vergab in der Schlussminute per Kopf die beste von vielen guten Ausgleichschancen.
"Ich kann meiner Mannschaft abseits der Chancenverwertung keinen Vorwurf machen", sagte HSV-II-Trainer Hannes Drews. Für sein U-21-Team, das diesmal ohne Profi-Verstärkung auskommen musste, war es die fünfte Niederlage nacheinander und sogar schon das siebte Spiel in Serie ohne Sieg. Der HSV verharrt mit acht Punkten aus neun Spielen zunächst als 14. auf dem letzten Nichtabstiegsplatz der Regionalliga Nord.
Drews: "Die Ausgangslage ist gefährlich. Wir müssen fleißig Punkte sammeln und Konstanz über die gesamte Spieldauer reinbekommen." Werder II (18 Punkte aus zehn Spielen) verbesserte sich bis auf Weiteres auf den vierten Platz.
Für Hecking war der HSV eine neue Erfahrung
Dieter Hecking hat in seiner Trainerkarriere schon einiges erlebt, aber die ersten Wochen beim HSV waren für ihn eine neue Erfahrung. "Es war schon sehr intensiv. Das war für mich wie für viele Neuland bei diesem Club, der nach wie vor eine ungeheure Strahlkraft und eine große Wucht hat. Das habe ich so bei meinen vorherigen Arbeitgebern noch nicht erlebt", sagte Hecking (55) in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Aber wir haben diese Zeit auch sehr genossen und genutzt. Und der Fall Bakery Jatta war von der Emotionalität her natürlich etwas Besonderes."
Dass sich der Gambier Jatta am Donnerstag an die Öffentlichkeit gewandt hat, lobte Hecking ausdrücklich, kritisierte allerdings die Wortwahl: "Dass er dann noch mal von Hexenjagd gesprochen hat, kann ich menschlich verstehen, es war aber vielleicht nicht ganz angebracht. Man muss aber auch vor Baka den Hut ziehen, wie er das vier Wochen über sich hat ergehen lassen. Das hat er sensationell gemacht.“
Die Affäre um die angeblich gefälschte Identität Jattas habe den Zusammenhalt beim HSV noch einmal verstärkt. "Dieser Zusammenhalt kann Berge versetzen. Ich bin natürlich auch froh, dass es im Nachhinein genauso gekommen ist, wie wir es vermutet haben", sagte Hecking. Das Bezirksamt Mitte hatte keine Anhaltspunkte gefunden, die an Jattas Identität Zweifeln ließen. Der 1. FC Nürnberg, der VfL Bochum und der Karlsruher SC hatten daraufhin ihren Einspruch gegen ihre Niederlagen gegen den HSV zurückgezogen. Hecking machte seine Unterstützung aber nicht von dem Ausgang abhängig: "Selbst wenn Bakery Jatta irgendwas gemacht hätte, was nicht dem Gesetz entspricht in Deutschland, hätten wir als HSV zu diesem Menschen gestanden.“
Narey: Tor gegen St. Pauli war sein schönstes
Für Khaled Narey war sein Tor zum 2:0 beim FC St. Pauli vergangene Saison sein bisher schönstes für den HSV. "Tore sind grundsätzlich immer schön, aber wenn man in so einem Derby ein Tor schießt, ist das noch mal ein paar Nummern schöner", sagte der Rechtsaußen im Interview der "Hamburger Morgenpost". Der HSV gewann am Ende mit 4:0.
Als besonders unangenehm hat Narey dagegen den Empfang des HSV-Busses am Millerntor in Erinnerung: "Das war schon heftig. Wir kamen mit dem Bus an, es war laut, man hat Sachen fliegen sehen und auch Bierdosen abbekommen." Bei einigen Fans sei "purer Hass im Gesicht" zu sehen gewesen."
Am Montag kommt es zur Neuauflage des Stadtderbys. Narey: "Es wird ein ganz anderes Spiel werden. Es sind zwei komplett neue Mannschaften." Letztlich werde die Partie aber nicht nur durch die Qualität, sondern auch durch die Mentalität entschieden. "In so einem Spiel kann alles passsieren."
Lasogga trifft und fiebert mit dem HSV
Gleich doppelt hatte Pierre-Michel Lasogga im März für den HSV im Derby getroffen. Inzwischen spielt der Stürmer für Al-Arabi in Doha (Katar). "Natürlich werde ich das Derby am TV schauen. Und meinem HSV die Daumen drücken", ließ er die "Bild"-Zeitung wissen.
Am Freitag erzielte er beim 5:1-Sieg im Spiel bei Umm-Salal sein zweites Saisontor und übernahm mit Al-Arabi vorerst die Tabellenführung in der Qatar Stars League.
"Fußballgott" Meier kann sich nicht entscheiden
Das letzte Stadtderby erlebte Alexander Meier noch als Spieler des FC St. Pauli. Am Montag wird er nur Zuschauer sein, wobei seine Sympathien gleichmäßig verteilt sind. "Ich habe zwar zu St. Pauli eine enge Verbindung, weil ich dort Profi wurde und noch einmal zurückgekehrt bin, aber ich habe auch in der Jugend beim HSV eine schöne Zeit gehabt", sagte der 36-Jährige der "Hamburger Morgenpost": "Ich mag beide Vereine. Möge der bessere gewinnen."
Zu einigen Spielern des Kiezclubs hat Meier weiterhin Kontakt, vor allem zu Ersatztorwart Svend Brodersen. Wo der "Fußballgott" selbst seine aktive Laufbahn ausklingen lässt, ist noch nicht klar. Derzeit trainiert er sich in seiner Heimatstadt beim Oberligaclub Buchholz 08 mit. Zuvor hatte er ein Probetraining beim US-Club Philadelphia Unions absolviert.
St. Paulis Derbyheld Gerber: "HSV ist schlagbar"
Franz Gerber traut seinem FC St. Pauli einen Sieg im Stadtderby gegen den HSV zu. "Der Unterschied ist nicht so groß. Die Jungs brauchen Selbstvertrauen, müssen an sich glauben. Dann kann man auch gegen den Tabellenführer gewinnen", sagte der frühere Profi und Trainer des Kiezclubs der "Bild"-Zeitung.
Gerber (65), seit Juni sportlicher Leiter beim Regionalligaclub FC Gießen, erzielte 1977 beim sensationellen 2:0-Sieg des damaligen Aufsteigers gegen den damaligen Europapokalsieger HSV den Führungstreffer. Er erinnert sich: "Vorher wurde in der Stadt nur diskutiert, wie hoch wir verlieren. Aber wir hatten Selbstvertrauen, das mit meinem 1:0 noch stieg. Der HSV wurde immer unsicherer – und wir haben das Ding mit dem 2:0 durch Kulka nach Hause gefahren." Nach dem Sieg seien die Spieler "zwei Wochen freudestrahlend durch die Stadt gelaufen". Am Saisonende stieg St. Pauli dennoch wieder aus der Bundesliga ab.
Vor Derby: Luhukay verkleinert St. Paulis Trainingsgruppe
St.-Pauli-Trainer Jos Luhukay hat bereits drei Tage vor dem Stadtderby gegen den HSV seinen Kader radikal ausgedünnt. Nur noch 20 Spieler und zwei Torhüter trainierten am Freitag mit der Mannschaft. Die Angreifer Cenk Sahin und Kevin Lankford sowie Mittelfeldspieler Rico Benatelli blieben außen vor.
U17 siegt in Halle
Die U-17-Jugendlichen des HSV bleibt in der B-Junioren-Bundesliga auf Erfolgskurs. Die Mannschaft von Trainer Pit Reimers setzte sich am Sonnabend beim halleschen FC mit 4:2 (2:1) durch. Joe-Robert Sherbourne (7. Minute) und Etienne Sohn (16.) brachten den HSV in Führung. Halle konnte durch Moritz Linse (33.) und Vassilios Schlottig (50.) ausgleichen. Doch Henry Koeberer (60.) und erneut Sherbourne (68.) stellten den vierten Saisonsieg sicher.
In der Tabelle der Gruppe Nord/Nordost verbesserte sich der HSV mit 13 Punkten aus sechs Spielen vorerst auf den dritten Platz. Erster ist RB Leipzig (15) vor Dynamo Dresden (14), das allerdings ein Spiel mehr absolviert hat