HSV testet bei Heckings Ex-Club. Hunt vor der Rückkehr. Die Causa Jatta bleibt derweil heiß. Nürnberg benennt Zeugen.

Die HSV-News am Mittwoch, den 28. August 2019:

  • Santos soll zum Geldsegen werden
  • Hecking rechnet mit Hunt gegen Hannover
  • HSV bestreitet Testspiel gegen Wolfsburg
  • Waldschmidt wird Nationalspieler
  • Jatta: Bezirksamt dämpft Erwartungen
  • Hat Nürnberg einen "Kronzeugen"?
  • Hannovers Kind tendiert zu Protest-Verzicht
  • Osnabrück-Coach hält Jatta-Plädoyer
  • Fein für die deutsche U21 nominiert
  • 1:4! HSV II gerät unter die Räder
  • HSV gratuliert zwei Geburtstagskindern

Wie der HSV weitere Santos-Millionen erhalten kann

Der Transfer von Douglas Santos zu Zenit St. Petersburg könnte nachträglich noch weitere Millionen in die HSV-Kasse spülen. Wie bislang bekannt war, erhielten die Hamburger eine sofortige Transferentschädigung in Höhe von zwölf Millionen Euro. Die Summe kann noch auf 15 Millionen Euro durch Boni anwachsen. Die "Sportbild" will nun ermittelt haben, wie sich diese Boni zusammensetzen. Für jede Meisterschaft des russischen Top-Clubs innerhalb der fünfjährigen Vertragslaufzeit soll der HSV weitere 500.000 Euro erhalten.

Derselbe Betrag wird fällig, sobald Zenit die Gruppenphase der Champions League erreicht. Vertraglich gedeckelt sind die Bonuszahlungen auf drei Millionen Euro. Diese Summe erscheint aber nicht unrealistisch, da St. Petersburg in Russland als Serienmeister bekannt und in der Königsklasse in Topf 1 gesetzt ist.

Hecking zählt auf Hunt gegen Hannover

Gute Kunde: Beim ersten regulären Mannschaftstraining in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Hannover 96 (Sonntag, 13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) mischte erstmals seit drei Wochen auch Aaron Hunt wieder voll mit. Und offenbar scheint er gleich wieder in den Kader zu rücken. "Wenn sich die Muskulatur nicht meldet und er die nächsten zwei Tage stabil bleibt, ist er gegen Hannover spielfähig“, sagte Trainer Hecking im Anschluss. "Es ist wichtig, dass er alles mitmachen konnte."

Der Kapitän hatte zuletzt wegen Leistenproblemen nach dem Spiel in Nürnberg gefehlt. Am Mittwoch trainierte der Routinier wie auch seine Kollegen unter Anleitung von Athletiktrainer Daniel Müssig – bei satten 31 Grad im Schatten.

Rekonvaleszent Timo Letschert (Innenverteidigung) arbeitete nach seinem Außenbandriss im Knie heute indes weiter individuell mit Reha-Trainer Sebastian Capel an seinem Comeback.

HSV testet gegen Wolfsburg

Der HSV bestreitet in der anstehenden Länderspielpause am 5. September ein Testspiel beim VfL Wolfsburg (16 Uhr/AOK Stadion). Das teilte der Club am Mittwochnachmittag mit. Tickets für die Partie können an den Abendkassen erworben werden. "Weil wir nach einem Gegner gesucht haben, habe ich Jörg Schmadtke (Wolfsburgs Geschäftsführer, d. Red.) angerufen und gefragt, ob er auch einen Gegner sucht. Dann ging alles ganz schnell", sagte Dieter Hecking. Der HSV-Coach hat eine Wolfsburger Vergangenheit, er war von Januar 2013 bis Oktober 2016 bei den Niedersachsen tätig.

Waldschmidt wird Nationalspieler

Seit Luca Waldschmidt (23) den HSV nach dem Abstieg für die festgeschriebene Ablöse von fünf Millionen Euro verlassen hat, geht seine Karriere steil bergauf. Bei der U-21-EM im Sommer wurde der Angreifer mit sieben Teffern Torschützenkönig, im DFB-Pokal schoss er seinen Club weiter und an den ersten beiden Spieltagen machte er mit zwei verwandelten Elfmetern auf sich aufmerksam.

Nun scheint der Stürmer für seine Leistungen belohnt zu werden. Bundestrainer Joachim Löw soll Waldschmidt dem "Kicker" zufolge für die anstehenden Länderspiele nominiert haben. Wie es der Zufall so will, kehrt der talentierte Offensivspieler dafür ins Volksparkstadion zurück. Denn die DFB-Elf tritt am 6. September in Hamburg gegen die Niederlande an. Drei Tage später steht das Duell gegen Nordirland in Belfast an.

Fall Jatta: Bezirksamt dämpft Erwartungen

Extra-Applaus von den Trainings-Kiebitzen erhielt am Mittwoch Bakéry Jatta. Die Aufmunterung quittierte der Gambier äußerst dankbar mit Gegenbeifall.

Dagegen taugen die Wasserstandsmeldungen aus den Behörden weniger als Mutmacher. Denn mit einer Entscheidung des zuständigen Bezirksamts Hamburg-Mitte ist in Jattas Fall nicht binnen kürzester Zeit zu rechnen.

"Gewisse Dinge brauchen ihre Zeit", sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch auf Anfrage. Die Angelegenheit werde aber so zügig wie möglich bearbeitet. Nähere Angaben machte sie nicht: "Zum Ablauf und Inhalt eines laufenden Verfahrens können wir uns nicht öffentlich äußern."

Jattas Anwalt Thomas Bliwier hatte dem Bezirksamt am Dienstag eine Stellungnahme zukommen lassen, um Zweifel an der Identität des Gambiers zu beseitigen. "Natürlich weisen wir die Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück", hatte Bliwier gesagt.

Nach einem Bericht der Sport Bild soll es Zweifel an der Identität des HSV-Stürmers geben. Der Fall beschäftigt auch den Kontrollausschuss des DFB. Der 1. FC Nürnberg, der VfL Bochum und der Karlsruher SC haben Einspruch gegen die Wertung ihrer Saisonspiele gegen den HSV eingelegt. Die Hamburger haben stets betont, ihren Spieler zu unterstützen. Für den 9. September ist vom DFB eine nächste Anhörung angesetzt.

Hat Nürnberg einen Zeugen benannt?

Für Wirbel sorgten gestern Berichte, nach denen der 1. FC Nürnberg im Fall Jatta selbst Recherchen in Gambia angestrengt haben soll. Sportvorstand Robert Palikuca dementierte zwar via Mopo, doch am Mittwoch legte die Sport Bild noch einmal nach.

Demnach habe der "Club" dem DFB einen Zeugen genannt, der Jatta schwer belasten könnte. Dabei soll es sich um den Präsidenten des senegalesischen Erstligisten Casa Sports handeln, bei dem 2014 und 2015 ein Spieler namens Bakary Daffeh aktiv gewesen sei.

Vereinspräsident Seydou Sané könne dem Bericht zufolge offenbar Beweise vorlegen, wonach es sich bei Bakery Jatta, der 2015 aus Gambia nach Deutschland geflohen war und seit 2016 beim HSV spielt, in Wahrheit um eben jenen Bakary Daffeh handle.

Nürnbergs Verantwortliche wollten den Bericht auf Anfrage mit Verweis auf das "laufende Verfahren" nicht kommentieren. "Wir möchten der Verhandlung beim DFB-Sportgericht nicht vorgreifen“, ließen die Franken über einen Sprecher mitteilen.

Nürnberg hat noch bis Freitag Zeit, seinen Einspruch gegen die Wertung des HSV-Spiels (0:4) zu begründen. "Das sehe ich gelassen“, sagte Jattas Rechtsanwalt Thomas Bliwier dem SID zu den neuesten Entwicklungen.

DFL sieht keinen Handlungsbedarf

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. "Da es nach Kenntnis der DFL keinen Beweis für eine falsche Identität des Spielers gibt, behält die Spielberechtigung für Bakery Jatta, geboren am 6. Juni 1998, aktuell ihre Gültigkeit“, teilte die DFL mit.

"Die Klärung des Sachverhaltes liegt bei den staatlichen Behörden, der für die internationale Freigabe eines Spielers zuständigen Fifa und dem satzungsgemäß für die Entscheidung über Einsprüche gegen die Spielwertung zuständigen DFB-Sportgericht.“

Hannover tendiert zu Protest-Verzicht

Hannover 96 tendiert auch im Falle einer Niederlage am Sonntag dazu, auf einen Protest wegen Jatta zu verzichten. "Meine Empfehlung wäre es zurzeit, keinen Protest einzulegen“, wird Hauptgesellschafter Martin Kind von der Mopo“ zitiert.

Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, doch Kind sagte: "Wenn man die menschliche Seite betrachtet und an den Spieler denkt, sollten wir eigentlich keinen Protest einlegen. Was da gerade vor allem mit dem Menschen Bakéry Jatta geschieht, ist sehr bedauerlich."

Am Montag hatte Hannovers Geschäftsführer Björn Bremer dem Abendblatt folgendes mitgeteilt: "Wir vertrauen in die zuständigen Institutionen, also die Ausländerbehörde und die DFL, und gehen davon aus, dass das Thema bis zum Spieltag geklärt ist."

Osnabrück-Coach stärkt Jatta den Rücken

Unterstützende Worte erhält Bakery Jatta indes aus Osnabrück. VfL-Trainer Daniel Thioune sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung angesichts der Proteste gegen die Spielwertungen: "Ich kenne die sportjuristischen Argumente, aber hier geht es für mich um ethische Werte. Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen, sondern besser auf die eigenen sportlichen Fehler schauen."

"Wer sechs Punkte gegen den HSV benötigt, um nicht abzusteigen, hat in den 32 Partien vorher vermutlich nicht alles richtig gemacht. Erst mal gibt es nicht den Ansatz eines Beweises, dass Bakery Jatta nicht Bakery Jatta ist und er sein Alter vorsätzlich falsch angegeben hat. Zum zweiten müssen wir uns doch wohl fragen, was wir ihm überhaupt vorwerfen wollen, wenn an der Geschichte irgendetwas dran wäre."

Es sei "unsäglich", dass dieses Thema "so hochkocht", sagte Thioune. "Die Pfiffe der Karlsruher Fans gegen Jatta waren völlig unangemessen. Das tut dem Jungen sicherlich nicht gut, da er ständig an seine Odyssee der Flucht erinnert wird und dem Fußball auch nicht."

Er selbst erwarte beim Gastspiel des HSV am 15. Spieltag (erstes Dezember-Wochenende) an der Bremer Brücke eine andere Reaktion des eigenen Anhangs. "Ich würde solche Pfiffe in Osnabrück nicht tolerieren – wobei ich davon überzeugt bin, dass es das bei unseren Fans nicht geben wird", sagte Thioune.

Fein darf auf U-21-Debüt hoffen

Die nächste Nominierung: Einen Tag nach Lukas Hinterseer (Österreich) ist ein weiterer HSV-Profi für eine Nationalmannschaft nominiert worden. Am Mittwoch wurde Adrian Fein ins Aufgebot der deutschen U21 berufen.

Damit winkt dem Mittelfeldspieler, der zuvor insgesamt zwölf Mal für DFB-Mannschaften bis zur U20 aufgelaufen war, das Debüt unter Trainer Stefan Kuntz.

Kehrseite für den HSV: Durch die deutschen Spiele gegen Griechenland (5. September) und Wales (10. September/EM-Qualifikation) steht Fein seinem Hamburger Coach Dieter Hecking einen Großteil der anstehenden Länderspielpause nicht zur Verfügung.

HSV II 1:4 gegen Rehden

Bei einem Sieg hätte der HSV-Nachwuchs auf Platz fünf klettern können. Doch am Ende stand für die Mannschaft von Trainer Hannes Drews eine bittere 1:4-Niederlage gegen Rehden auf der Anzeigetafel. Khaled Mossen (29.) erzielte den einzigen Treffer für die "Rothöschen" zum zwischenzeitlichen Ausgleich. In der Tabelle der Regionalliga Nord zog Rehden (Platz 8, 9 Punkte) am HSV II (Platz 11, 8 Punkte) vorbei. Die Niedersachsen haben allerdings ein Spiel weniger.

Dudziak und Jakobs feiern

Der 28. August beschert dem HSV zwei Geburtstagskinder: Während der aktuelle Profi Jeremy Dudziak heute seinen 24. Jahrestag begeht, beginnt für Ditmar Jakobs die 67. Runde. Der legendäre Defensivspezialist, mit dem HSV zweimal Deutscher Meister, einmal Pokalsieger und 1983 Sieger im Europapokal der Landesmeister, ist nun 66 Jahre alt.

Was möglicherweise nur wenigen bekannt ist: Schon vor seinem Wechsel zum HSV sorgte Jakobs für Aufsehen. Für Rot-Weiß Oberhausen avancierte der spätere Nationalspieler 1972/73 mit zwölf Treffern zum bis heute immer noch siebtbesten Erstliga-Torjäger unter 20 Jahren – als Abwehrspieler, wohlgemerkt. Für den HSV ließ Jakobs in 399 Pflichtspielen dann immerhin noch 37 Tore folgen.