Hamburg. Stephan Hildebrandt ist zurück und soll vor allem Clubchef Hoffmann unterstützen. Was zu seinem Aufgabenbereich gehört.
Fast auf den Tag ein Vierteljahr ist es bereits her, dass Bernd Hoffmann im überfüllten Presseraum des Volksparkstadions stand und um Erklärungen für die abgelaufene Saison rang. „Unser gesamtes Sportsystem ist irgendwann im Winter kollabiert“, sagte Hoffmann damals in seiner denkwürdigen Pressekonferenz, und weiter: „Wir werden jeden Stein umdrehen.“
Was damals noch niemand der Anwesenden wusste: Den Steine-Umdreher hatte Hoffmann zu diesem Zeitpunkt bereits längst im Blick. Stephan Hildebrandt, der zwischen 2002 und 2010 bereits zweimal als Nachwuchsleiter beim HSV unter Vertrag stand, ist bereits seit dem 29. Mai wieder im Volkspark. Seine inoffizielle Aufgabe: Steine umdrehen. Sein offizieller Titel auf der HSV-Visitenkarte: Unternehmensentwicklung.
„In einem Fußballverein gibt es viele kurzfristige Prozesse, die spieltagsorientiert laufen. Das birgt die Gefahr, dass man sich strategisch zu kurzfristig ausrichtet“, erklärt Hildebrandt im Gespräch mit dem Abendblatt. „Aber gerade in einem Fußballclub gibt es eben auch wahnsinnig viele Themen, die langfristig angelegt werden sollten.“
Hildebrandt benennt den größten HSV-Fehler
Nach seinem Abgang vom HSV 2010 wechselte Hildebrandt zunächst als Sportdirektor zu Energie Cottbus, ehe er von 2013 bis 2018 die Aspire Academy in der katarischen Hauptstadt Doha leitete. Die Akademie wurde 2004 eröffnet und ist mittlerweile eines der weltweit größten Trainingszentren für Spitzensportler. Im Oktober 2018 wechselte der 45-Jährige noch kurz in die Agentur BSports, ehe Bernd Hoffmann ihn im Mai zurück in den Volkspark holte.
Bereits in seiner ersten Zeit beim HSV galt Hildebrandt als enger Vertrauter Hoffmanns, was auch zu Spannungen mit dem damaligen Sportchef Dietmar Beiersdorfer führte. Als der Fußballfachmann vor dreieinhalb Jahren gefragt wurde, was er in den HSV-Jahren am meisten gelernt habe, antwortete Hildebrandt: „Beim HSV musste ich auch lernen, dass man nicht nur die inhaltliche Arbeit im Blick hat, sondern auch die politische Ausrichtung. Das zu lernen, war ein schwerer Gang.“ Und schon damals sagte er, dass man zum HSV immer zurückkehren müsse, wenn man die Chance dazu hätte. Aber: „In der derzeitigen Konstellation ist das kein Thema.“
Dreieinhalb Jahre später passt die Konstellation. Was Hildebrandt wichtig ist: Anders als man es annehmen könnte, sei er kein Nachfolger von Bernhard Peters, der ja bis zu seiner Entlassung als Sportdirektor auch für die strategische Ausrichtung des Clubs verantwortlich war. „Ich werde und will überhaupt nicht operativ eingreifen“, sagt Hildebrandt. Er wolle kein Besserwisser sein, sondern langfristige Prozesse anstoßen. „Ein großer Fehler zum Ende meiner ersten Zeit beim HSV war, dass wir viele Dinge viel zu kurzfristig bewertet haben. Damals fehlte uns der Weitblick.“