Nürnberg. Hamburger spielen stark auf beim Bundesliga-Absteiger. Neuzugang Amaechi kommt nicht zu seinem Debüt. Im Fokus stehen andere.
In der 84. Minute stimmten die mitgereisten HSV-Fans ein beliebtes Lied an. „Einer geht noch, einer geht noch rein!“, sangen die Anhänger der Hamburger. Ihr Wunsch wurde zwar nicht mehr erfüllt, die positive Stimmung im Gästeblock des Nürnberger Max-Morlock-Stadions konnte aber ohnehin nicht mehr getrübt werden. 4:0 siegte der HSV beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg. In Worten: Vier zu null. Es ist das erste Ausrufezeichen eines komplett neu formierten Vereins in der noch jungen Zweitligasaison. Die Treffer von Jeremy Dudziak (12.), Sonny Kittel (30.) und Khaled Narey (72.) sowie ein Eigentor des Nürnbergers Tim Handwerker sorgten für den deutlichen Erfolg.
"Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen", klagte Nürnbergs Sportvorstand Robert Palikuća bei Sky. "Wir wollten viel giftiger spielen, so darf man sich vor den eigenen Fans nicht präsentieren." Deutlich besser gelaunt war natürlich HSV-Trainer Dieter Hecking, für den es bereits der vierte Sieg in Serie gegen seinen Ex-Club war. "Wir hatten die spielerisch bessere Anlage", sagte der 54-Jährige. "Nürnberg hat nach der Pause noch mal Druck gemacht, deshalb war ich heilfroh, dass wir noch das dritte und vierte Tor nachgelegt haben."
Hecking verteilt Sonderlob an Kittel
Allzu lange will Hecking, der acht Neuzugänge einsetzte, den Auswärtssieg aber nicht feiern. Er hat den Blick bereits wieder nach vorne gerichtet: "Wir müssen jetzt nachlegen und diszipliniert bleiben. Heute haben wir uns in schwierigen Situationen oftmals sehr gut befreit, es geht aber auch noch besser."
Ein Lob verteilte der Coach dann doch noch – an Torschütze Kittel. "Man hat gesehen, dass er den Unterschied ausmachen kann", sagte Hecking über den Mittelfeldspieler, der sehenswert per Freistoß traf und dabei Ex-HSV-Torhüter Christian Mathenia auf dem falschen Fuß erwischte. Der 27-Jährige, dessen Freundin in den Wehen liegt, spekulierte auf einen Schuss über die Mauer. "Im Endeffekt schießt er auf das Torwarteck, deshalb muss ich mir das Gegentor mit ankreiden", sagte er selbstkritisch.
HSV dominiert Nürnberg
Der HSV war von Anfang an die spielbestimmende Mannschaft und führte die Heimelf phasenweise vor. Die Hecking-Elf hatte 60 Prozent Ballbesitz und lief fünf Kilometer mehr als der Gegner. „Es war ein sehr souveräner Auftritt von der ersten bis zur letzten Sekunde“, sagte Kapitän Aaron Hunt, der sich über den ersten Auswärtssieg seit dem Stadtderby beim FC St. Pauli am 10. März freuen durfte.
Nürnberg hatte der Hamburger Dominanz nur wenig entgegen zu setzen. Bereits in der 34. Minute musste sich Club-Trainer Damir Canadi eingestehen, dass er mit seiner Taktik falsch lag, als er zum ersten Mal auswechselte und Torjäger Ishak für den indisponierten Jäger brachte.
Das sich zu diesem Zeitpunkt bereits androhende Debakel konnte der österreichische Coach mit dieser Maßnahme aber nicht mehr verhindern. Vielmehr spielten sich die Hanseaten in einen Rausch – und eroberten mit dem Triumph Rang drei der Tabelle.
Die Statistik:
Nürnberg: Mathenia – Margreitter, Erras, Sörensen – Sorg, Behrens, Jäger (36. Ishak), Handwerker – Medeiros (69. Kerk), Dovedan, Robin Hack (69. Palacios). – Trainer: Canadi
HSV: Heuer Fernandes – Gyamerah, Gideon Jung, van Drongelen, Leibold – Fein – Dudziak (75. Kinsombi), Hunt – Jatta (64. Narey), Hinterseer, Kittel (82. Samperio). – Trainer: Hecking
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: 0:1 Dudziak (12.), 0:2 Kittel (30.), 0:3 Narey (72.), 0:4 Handwerker (81., Eigentor)
Zuschauer: 44.497
Gelbe Karten: Handwerker – Dudziak
Torschüsse: 9:15