Hamburg. Torhüter Daniel Heuer Fernandes ist der fünfte Neuzugang beim HSV. Doch die Kaderplanung bleibt kompliziert.
Am Freitag durfte er wieder fliegen. Für Daniel Heuer Fernandes ging es in den Urlaub nach Portugal. In seiner Heimat will sich der Torhüter die nötige Ruhe holen. Denn die wird er brauchen. Schließlich fliegt er in der kommenden Saison für den HSV. Der 26 Jahre alte Portugiese hat bereits am Donnerstag im Volkspark einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Er kommt von Darmstadt 98 nach Hamburg und kostet 1,3 Millionen Euro Ablöse. „Für mich bedeutet der HSV den nächsten Schritt. Ich habe große Ziele“, sagte Heuer Fernandes vor seinem Abflug.
Der Torhüter ist bereits der fünfte Neuzugang für die kommende Saison. „Wir bekommen einen positiven und charakterstarken Typen mit großen Qualitäten“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt, der nach Trainer Dieter Hecking nun den ersten Spieler in seiner noch kurzen Amtszeit präsentieren konnte. Und auch wenn sein Vorgänger Ralf Becker den Transfer noch vorbereitet hatte, ist Boldt von dem Neuzugang überzeugt. „Daniel befindet sich im perfekten Torwartalter. Er bringt bereits Erfahrung mit, ist aber gleichzeitig noch entwicklungsfähig. Durch ihn und auch durch unseren neuen Torwarttrainer Kai Rabe erwarten wir in unserem Team der Torhüter definitiv einen neuen Reiz“, ließ sich Boldt zitieren.
Wohin mit Pollersbeck?
Was der HSV nicht kommunizierte, ist die Frage, ob Julian Pollersbeck künftig noch zu diesem Team gehören soll. Vermutlich liegt es daran, dass die Antwort mit Nein ausfällt. Schon unter Becker wurde dem 24-Jährigen mitgeteilt, dass er den HSV bei einem guten Angebot verlassen könne. Oder besser gesagt: solle. Und an dieser Haltung hat sich offensichtlich auch unter der neuen sportlichen Führung um Boldt und Hecking nichts verändert.
Das Problem: Trotz seines Potenzials gibt es für den U21-Europameister kaum einen Markt. In der Bundesliga wäre wohl nur Platz beim FC Schalke 04, sollte Alexander Nübel als Nummer zwei zu Bayern München wechseln. Es sei denn, Pollersbeck kommt selbst noch infrage für die Bayern. Der Vorstandschef in spe, Oliver Kahn, lobt Pollersbeck auffällig häufig.
Beim HSV hat der Bayer nach dem Transfer von Heuer Fernandes kaum noch eine Zukunft. Wie berichtet, waren die Verantwortlichen mit den Leistungen und seiner Berufseinstellung in der Rückrunde nicht zufrieden. Über Andeutungen in einem Artikel der „Zeit“, dass Pollersbeck die letzten beiden Saisonspiele wegen einer Erkältung absichtlich verpasst haben könnte, waren aber sowohl der Torhüter als auch der HSV selbst irritiert.
Für Sportvorstand Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel wird ein Verkauf Pollersbecks für eine lohnenswerte Summe aber ebenso anspruchsvoll wie der angedachte Millionentransfer von Douglas Santos. Bei Bayer Leverkusen gibt es durch den voraussichtlichen Verbleib von Wendell keinen Bedarf mehr am Hamburger Linksverteidiger. Auch bei 1899 Hoffenheim wird Santos durch den verpassten Einzug in das europäische Geschäft für mehr als zehn Millionen Euro nur schwer zu vermitteln sein.
Bakalorz will sich HSV-Angebot anhören
Und so bleibt die Kaderplanung beim HSV kompliziert. Als Glück könnte es sich für Boldt herausstellen, dass sein Vorgänger Becker mit Michael Mutzel schon vor drei Monaten einen Sportdirektor verpflichtet hat, von dessen Arbeit Boldt jetzt profitiert. So hatten Mutzel und Becker nicht nur die Gespräche mit Hecking geführt, sondern auch mit weiteren potenziellen Neuzugängen. Etwa mit Marvin Bakalorz. Der Mittelfeldspieler, der gerade mit Hannover 96 in die Zweite Liga abgestiegen ist, wäre ablösefrei zu haben. Hannover hat ihm ein neues Angebot gemacht, aber auch Nürnberg, Freiburg und Union Berlin buhlen um den 29-Jährigen, der sich alle Optionen anhören will, so auch die Perspektive beim HSV.
Unter Hecking könnte Bakalorz, der mit Hannover und Paderborn schon zweimal in die Bundesliga aufgestiegen ist, die Planstelle auf der Sechs besetzen. Neben Neuzugang David Kinsombi sucht der HSV auf dieser Position noch einen erfahrenen Spieler. Und der sollte vor allem kostengünstig sein. Die drei Millionen Euro, die der HSV für Kinsombi an Kiel überweisen muss, hatte der Club bereits durch den Verkauf von Filip Kostic nach Frankfurt gegenfinanziert.
Leiht der HSV einen Bundesligastürmer aus?
Zudem sucht der HSV auch im Abwehrzentrum noch einen erfahrenen Spieler. Im Sturm wird die Situation dagegen etwas klarer. Manuel Wintzheimer hat seinen Verbleib erklärt, auch Bobby Wood könnte eine neue Chance bekommen. Möglich, dass der HSV gegen Ende der Transferperiode noch einen Stürmer aus der Bundesliga ausleiht, der Spielpraxis sammeln will.
Ein anderer Profi hat den HSV dagegen am Freitag verlassen. Flügelspieler Mats Köhlert wechselt zum niederländischen Erstligisten Willem II Tilburg. Nachdem sich der HSV nicht mehr um einen Verbleib des 21-Jährigen gekümmert hatte, schlug nun der ehemalige Hamburger und jetzige Willem-Sportchef Joris Mathijsen zu. Für Köhlert heißt es nach sechs Jahren HSV: Abflug.