Hamburg. Trainer Hannes Wolf erklärt im NDR-“Sportclub“, was ihm trotz sportlicher Krise Zuversicht auf der Zielgeraden gibt.

Eines muss man dem in der Kritik stehenden Hannes Wolf definitiv lassen: Auf sein Wort ist Verlass. Vor vier Wochen hatte der HSV-Trainer beim NDR-"Sportclub" zugesagt – und wollte trotz der sportlichen Krise, dem 0:3 gegen Ingolstadt und seines Fast-Rauswurfes am Sonnabend auch nicht kurzfristig absagen. Am Sonntagabend um 21.03 Uhr hieß es für Wolf also beim NDR im TV-Studio in Lokstedt: MAZ ab, Spot an.

Moderator Gerhard Delling, der am Sonntagabend nach 39 Jahren seine letzte Sendung im Sportclub absolvierte, begrüßte Wolf freundlich, aber fragte direkt nach, ob sein früherer ARD-Kollege von der WM in Russland möglicherweise überlegt hatte, ob er den Besuch beim NDR nicht absagen sollte. „Ich habe kurz darüber nachgedacht, aber das gehört sich ja nicht“, antwortete Wolf, dunkelblaues Sakko, hellblaues Shirt. „Es ist ja schließlich deine letzte Sendung.“

Das Restprogramm der Aufstiegskandidaten

1. FC Köln (1., 80:41 Tore, 62 Punkte)

SSV Jahn Regensburg (H)1. FC Magdeburg (A)

SC Paderborn 07 (2., 71:46 Tore, 54 Punkte)

Hamburger SV (H)SG Dynamo Dresden (A)

1. FC Union Berlin (3., 49:31 Tore, 53 Punkte)

1. FC Magdeburg (H)VfL Bochum (A)

Hamburger SV (4., 41:38 Tore, 53 Punkte)

SC Paderborn (A)MSV Duisburg (H)

1. FC Heidenheim (5., 47:40 Tore, 49 Punkte)

MSV Duisburg (A)FC Ingolstadt (H)

FC St. Pauli (6., 45:51 Tore, 48 Punkte)

VfL Bochum (H)SpVgg Greuther Fürth (A)

1/6

Wolf und Delling kennen und schätzen sich seit der Weltmeisterschaft 2018, bei der der Coach als TV-Experte an der Seite Dellings im Einsatz war. Doch um die harten Fragen kam Wolf dennoch nicht herum. Ob er nach dem Spiel am Sonnabend gewusst habe, dass er am Sonntag noch Trainer sei, fragte Delling. „Es war natürlich ein bitterer Nachmittag“, gab Wolf offen zu. „dass sich alle Gedanken machen, ist doch völlig klar. Die Gespräche mit Bernd Hoffmann und Ralf Becker waren aber immer voller Vertrauen.“

Wolf: "Wir können unsere Ziele noch erreichen"

Trotz der angespannten Situation lächelte der HSV-Trainer, präsentierte sich offen und sympathisch. Delling hakte nach. Wie es um seine Spieler bestellt sei. „Natürlich sind alle angefasst“, antwortete Wolf, will aber nicht konkret werden. „Der Blick geht klar nach vorne. Wir haben ja noch zwei Spiele. Und wir können unsere Ziele noch erreichen. Wenn wir die beide gewinnen, sind wir mindestens Dritter. Die Konstellation ist da, es kann noch funktionieren.“

Debakel! HSV mit blutleerem Auftritt gegen Ingolstadt

Erschütternd! Die Spieler konnten ihre Minusleistung bei der 0:3-Heimpleite gegen Ingolstadt selber kaum fassen.
Erschütternd! Die Spieler konnten ihre Minusleistung bei der 0:3-Heimpleite gegen Ingolstadt selber kaum fassen. © Witters
Diese Qual musste sein: Die HSV-Profis blickten nach dem Schlusspfiff in viele zornige Gesichter auf der Nordtribüne.
Diese Qual musste sein: Die HSV-Profis blickten nach dem Schlusspfiff in viele zornige Gesichter auf der Nordtribüne. © Witters
Einige Spieler stellten sich nach dem Debakel den wütenden Fans.
Einige Spieler stellten sich nach dem Debakel den wütenden Fans. © Witters
Nach dem Spiel war eine Trennung von Hannes Wolf nicht mehr ausgeschlossen. Sportvorstand Becker ließ sich alle Möglichkeiten offen, entschied sich aber letztlich, am Trainer festzuhalten.
Nach dem Spiel war eine Trennung von Hannes Wolf nicht mehr ausgeschlossen. Sportvorstand Becker ließ sich alle Möglichkeiten offen, entschied sich aber letztlich, am Trainer festzuhalten. © Witters
Die Fassungslosigkeit ist Wolf und Co-Trainer Maik Goebbels (l.) beim bitteren Gang zu den Fans ins Gesicht geschrieben.
Die Fassungslosigkeit ist Wolf und Co-Trainer Maik Goebbels (l.) beim bitteren Gang zu den Fans ins Gesicht geschrieben. © Witters
Auf der Pressekonferenz nach der Partie machte Wolf einen traurigen, resignierenden Eindruck.
Auf der Pressekonferenz nach der Partie machte Wolf einen traurigen, resignierenden Eindruck. © Witters
Ingolstadt-Trainer Oral tröstete Wolf auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Ich wünsche dem HSV, dass er die Ruhe bewahrt und nicht die Nerven verliert. Der junge Kollege braucht die volle Unterstützung, denn nur dann kann man als Verein in erfolgreiche Sphären kommen.“
Ingolstadt-Trainer Oral tröstete Wolf auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Ich wünsche dem HSV, dass er die Ruhe bewahrt und nicht die Nerven verliert. Der junge Kollege braucht die volle Unterstützung, denn nur dann kann man als Verein in erfolgreiche Sphären kommen.“ © Witters
Ein Bild, an das sich die treuen HSV-Fans gewöhnen mussten: Im Volkspark jubelt nur der Gegner.
Ein Bild, an das sich die treuen HSV-Fans gewöhnen mussten: Im Volkspark jubelt nur der Gegner. © Witters
Bilden diese Spieler noch eine Einheit?
Bilden diese Spieler noch eine Einheit? © Witters
Unmittelbar vor der Partie gab Clubboss Bernd Hoffmann bei Sky noch ein Treuebekenntnis für Trainer Hannes Wolf ab. Ob er dieses Interview inzwischen bereut?
Unmittelbar vor der Partie gab Clubboss Bernd Hoffmann bei Sky noch ein Treuebekenntnis für Trainer Hannes Wolf ab. Ob er dieses Interview inzwischen bereut? © Witters
Abwehrspieler van Drongelen verließ den Platz mit Tränen in den Augen.
Abwehrspieler van Drongelen verließ den Platz mit Tränen in den Augen. © Witters
Der HSV geriet durch ein Traumtor von Ingolstadts Lezcano in Rückstand. Vorausgegangen war ein übler Querschläger von Lacroix.
Der HSV geriet durch ein Traumtor von Ingolstadts Lezcano in Rückstand. Vorausgegangen war ein übler Querschläger von Lacroix. © Witters
Khaled Narey war der Mann der Hinrunde. Inzwischen ist er nur noch ein Schatten seiner selbst.
Khaled Narey war der Mann der Hinrunde. Inzwischen ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. © Witters
Er wird als einer der größten Flops in die HSV-Geschichte eingehen: Hee-chan Hwang.
Er wird als einer der größten Flops in die HSV-Geschichte eingehen: Hee-chan Hwang. © Witters
In dieser Form nicht mal mehr zweitligatauglich:
In dieser Form nicht mal mehr zweitligatauglich: "Angreifer" Manuel Wintzheimer verstolperte viele Bälle und fand nicht statt. © Witters
Rückkehrer Mavraj war trotz Turbans zu stark für die HSV-Stürmer um Lasogga.
Rückkehrer Mavraj war trotz Turbans zu stark für die HSV-Stürmer um Lasogga. © Witters
Berkay Özcan erhielt erneut das Vertrauen in der Startelf. Er rechtfertigte dieses nicht.
Berkay Özcan erhielt erneut das Vertrauen in der Startelf. Er rechtfertigte dieses nicht. © Witters
1/17

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass der HSV mit sieben sieglosen Spielen in Folge den sicher geglaubten Aufstieg möglicherweise auf der Zielgeraden verspielt. „Wir hatten viele kleine Themen in den letzten Wochen, die dann groß wurden“, antwortete der 38-Jährige. „Manchmal ist der Unterschied zwischen verlieren und gewinnen gar nicht so groß. Und wir haben immer noch die jüngste Mannschaft im deutschen Profifußball. Trotzdem ist die Rückrunde natürlich schlecht. Das will ich auch nicht schönreden. Es gilt jetzt aber den Blick nach vorne zu richten.“

"Rückendeckung extrem gerne bestätigen"

Was ihm denn Hoffnung gegen den Tabellenzweiten am kommenden Sonntag mache, wollte Delling wissen. „Paderborn wird ein ganz anderes Fußballspiel“, sagte Wolf. „Und es ist noch gar nichts so lange her, dass wir Paderborn im Pokal in ihrem Stadion schlagen konnten. Auch wenn es sich viel länger anfühlt. Trotzdem geht es nun nicht darum, jetzt große Töne zu spucken.“

Nach 20 Minuten hatte es Wolf geschafft. Die letzte Frage, die letzte Antwort: „Die Rückendeckung von den Verantwortlichen ist fantastisch“, lobte der Fußballlehrer noch einmal. „Ich würde diese Rückendeckung extrem gerne bestätigen und aufsteigen."