Das Spiel startete verspätet wegen Pyrotechnik. Trainer Wolf fing den Ausfall von Lasogga durch einen taktischen Kniff auf.
Hamburg. Nach einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang hat sich der HSV einen Punkt beim 1. FC Köln erkämpft. Mit seinem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung gelang Manuel Wintzheimer kurz vor Schluss der verdiente 1:1-Ausgleich (85.). Für den ansonsten in der Regionalliga spielenden Nachwuchsstürmer war es das erste Profitor. Die Kölner Führung erzielte Drexler (26.) nach einer Ecke, die Höger punktegenau verlängerte. "Der Punkt fühlt sich unglaublich gut an", sagte Torschützte Wintzheimer.
"Wir haben richtig guten Fußball im zweiten Durchgang gezeigt, stehen jetzt aber auch in der Pflicht, genauso gegen Aue weiterzumachen. Ein riesen Kompliment an die Mannschaft, wir leben noch!", sagte Trainer Hannes Wolf, der sich vor allem über seinen treffsicheren Youngster freute. "Manu hat einen fantastischen Torabschluss. Er hat schon gelitten in einer Phase, in der er wenig gespielt hat. Aber er hat sich über die U21 hochgekämpft und wurde nun belohnt."
Der HSV-Coach wusste aber auch, dass er sich beim Schiedsrichter zu bedanken hatte, dass sein Team die Partie zu elft beendete. Mitte der zweiten Hälfte hätte Gideon Jung mit einer zweiten Gelben Karte nach einem taktischen Foul bestraft werden müssen. "Das war Glück", sagte Wolf über den ausgebliebenen Platzverweis.
In der Tabelle liegt der HSV (52. Punkte) nun wieder drei Punkte vor Union Berlin (49). Dahinter folgen Paderborn (48) und Kiel (46), Spitzenreiter Köln (59) ist enteilt. Auch wenn die Hamburger nun schon vier Spiele in Folge ohne Sieg sind, haben sie das Aufstiegsmomentum nun wieder auf ihrer Seite.
Kein Gelb-Rot: Jung im Glück
Die stark ersatzgeschwächten Hamburger traten beim Spitzenspiel der Zweiten Liga am Montagabend ohne Top-Torjäger Pierre-Michel Lasogga, Kapitän Aaron Hunt, Flügelflitzer Hee-chan Hwang sowie den Gelb-gesperrten Lewis Holtby an.
Während im ersten Durchgang hin und wieder ein Klassenunterschied erkennbar war, erspielten sich der HSV nach der Pause leichtes Oberwasser. Wenngleich die Hamburger weiterhin Probleme hatten, zum Torabschluss zu kommen. FC-Keeper Horn musste in der 84. Minute das erste Mal eingreifen bei einem harmlosen Narey-Schuss. Die meiste Gefahr ging vom sehr agilen Bakery Jatta aus, der aber zu oft auf sich alleine gestellt war. Es lag auch an dem Gambier, dass die Hamburger acht Kilometer mehr liefen als die Heimelf.
Dann kam der große Moment des eingewechselten Wintzheimer, der für den verdienten Ausgleich sorgte. Es war die Krönung einer Drangphase. 12:1 lautete das Torschussverhältnis In der zweiten Hälfte aus Hamburger Sicht.
Bei Köln blitzte nur in den ersten 45 Minuten die bundesligataugliche Extraklasse auf. Vor allem Gideon Jung, der Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt wurde, und Gotoku Sakai wirkten teilweise überfordert, wenn die Offensivspieler des Spitzenreiters ausscherten.
Özcan ist die falsche HSV-Neun
HSV-Trainer Wolf setzte zu Beginn auf ein 4-1-4-1 mit drei nominellen defensiven Mittelfeldspielern (Janjicic, Jung, Mangala) und wollte über die schnellen Außenstürmer Bakery Jatta und Khaled Narey für Entlastung sorgen. Dennoch versteckten sich die Hamburger keinesfalls. Vor allem Jung und Mangala agierten deutlich offensiver als vermutet und attackierten den Gegner früh.
Im Angriff sollte Berkay Özcan als sogenannte "falsche Neun" die Kölner Abwehr beschäftigen. „Wir brauchen Geschwindigkeit nach vorne und müssen um Berkay herum in die Tiefe laufen“, forderte Wolf unmittelbar vor dem Anpfiff bei Sky. Zu der verletzungsbedingten Rotation sagte der heute 38 Jahre alt gewordene Übungsleiter: „Es gibt keinen Grund, sich zu beklagen. Wir haben trotzdem Ballsicherheit und Tempo auf dem Platz."
Defensiv vertraute der HSV-Coach nach zwei Versuchen mit einer Dreierkette wieder der bewährten Viererkette – allerdings mit Léo Lacroix an der Seite von Rick van Drongelen. Der zuletzt kaum berücksichtigte Schweizer hatte im Hinspiel den erfolgreichsten Torschützen der Liga, Simon Terodde, komplett abgemeldet.
HSV-Pyro verzögert Anpfiff
Auch diesmal war es der Plan des HSV, das Kölner Offensivspiel zu lähmen und gleichzeitig eigene Nadelstiche zu setzen. „Wir wollen aktiv ins Pressing gehen und uns nicht nur hinten reinstellen. Dafür haben wir Abläufe einstudiert, die gegen diesen Gegner funktionieren können", sagte Wolf. „Köln wird ein aktives Offensivspiel betreiben und wir müssen sie auskontern.“
Die Partie wurde mit knapp drei Minuten Verspätung angepfiffen, weil die mitgereisten Hamburger sich selbst durch das Abbrennen von Pyrotechnik inszenierten. Die Rechnung zahlt mal wieder der Verein.
Die Statistik
Köln: Timo Horn – Mere, Höger, Czichos – Clemens (43. Risse), Geis, Kainz – Drexler, Hector – Terodde (73. Lasse Sobiech), Cordoba (81. Modeste). – Trainer: Anfang
HSV: Pollersbeck – Sakai (81. Wintzheimer), Lacroix, van Drongelen, Santos – Janjicic – Gideon Jung (64. Vagnoman), Mangala – Narey, Jatta – Berkay Özcan. - Trainer: Wolf
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Tore: 1:0 Drexler (26.), 1:1 Wintzheimer (85.)
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Terodde (4), Kainz (4), Hector (6), Mere (3) – Gideon Jung (3), van Drongelen (3), Wintzheimer
Torschüsse: 12:15
Ecken: 6:8
Ballbesitz: 43:57 %