Hamburg. Die Teams wollen gemeinsam zurück in die Bundesliga. Am Montag begegnen sich die Traditionsclubs aber nicht auf Augenhöhe.

Wenn man sich die sportlichen Verantwortlichen des 1. FC Köln und des HSV etwas genauer anschaut, kann man viele Verbindungen entdecken. Hamburgs Vorstandschef Bernd Hoffmann war es zum Beispiel, der 2010 Armin Veh als Trainer zum HSV holte. Veh, heute Geschäftsführer in Köln, hat aber noch andere Verknüpfungen in den Volkspark.

Zwischen 1999 und 2001 arbeitete er als Trainer des SSV Reutlingen mit dem Spieler Ralf Becker zusammen. Becker, heute Sportvorstand beim HSV, war es wiederum, der den aktuellen Trainer des 1. FC Köln, Markus Anfang, 2016 zu seiner ersten Profistation als Chefcoach zu Holstein Kiel holte. Die beiden kannten sich noch aus ihrer gemeinsamen Saison 1994/95 als Spieler bei Bayer Leverkusen.

Wolf war in Kiel im Gespräch

Als Anfang dann vor dieser Saison als Trainer zu seinem Heimatverein Köln wechselte, nahm er mit Rafael Czichos und Dominick Drexler zwei Spieler aus der erfolgreichen Zeit in Kiel mit, als er vor einem Jahr zusammen mit Manager Becker die Störche beinahe in die Bundesliga geführt hätte.

Als Nachfolger von Anfang in Kiel war im Übrigen auch Hannes Wolf im Gespräch, den Becker dann ein halbes Jahr später zum HSV lotsen sollte. Viele Verbindungen, die am Montagabend alle zusammentreffen, wenn der 1. FC Köln im Topspiel der Zweiten Liga den HSV empfängt (20.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de).

HSV zu abhängig von Hunt und Lasogga

Auf dem Papier gibt es einige Parallelen zwischen den beiden Traditionsvereinen, die im vergangenen Sommer gemeinsam in die Zweite Liga abgestiegen sind. Auch in der Tabelle rangierten Köln und der HSV in dieser Saison lange Zeit auf Augenhöhe. Doch je länger die Spielzeit andauert, desto offensicht­licher werden die Qualitätsunterschiede der zwei Clubs.

Dafür reicht alleine schon der Blick auf die Tordifferenz. Köln (74) hat nahezu doppelt so viele Tore erzielt wie der HSV (39). In Hamburgs Offensive hängt fast alles am Gesundheitszustand von Pierre-Michel Lasogga und Aaron Hunt. Während der Kapitän sicher ausfällt, bangt auch Lasogga (Adduktorenprobleme) um das Topspiel.

Der FC dagegen hat mit Simon Terodde (28 Tore) und Jhon Cordoba (16) nicht nur die zwei erfolgreichsten Torschützen der Liga im Kader, sondern mit Drexler (15) und Louis Schaub (12) auch die besten Vorlagengeber. HSV-Sportchef Ralf Becker schaut daher durchaus etwas neidvoll auf die Möglichkeiten seines früheren Wegbegleiters Armin Veh. „Die Situationen der Clubs sind nicht vergleichbar. Köln ist finanziell sehr gut aufgestellt. Im Kader stehen 20 Bundesligaspieler, die Stürmer haben sogar gehobenes Erstligaformat“, sagte Becker dem Abendblatt vor dem Duell.

Abstieg des FC ein Betriebsunfall

In Hamburg ist man sich einig, dass der Abstieg des FC ein Betriebsunfall war, während es sich beim HSV um das „Ende eines mehrjährigen Siechtums“ handelte, wie es Clubchef Hoffmann kürzlich formulierte. Die mehr als 30 Millionen Euro, die Köln vor zwei Jahren durch den Transfer von Anthony Modeste nach China eingenommen hatte, ermöglichten Veh auch vor dieser Saison noch großen finanziellen Spielraum.

16 Millionen Euro konnte der 1. FC Köln in dieser Spielzeit in Neuzugänge investieren, während beim HSV nur 1,7 Millionen Euro für Khaled Narey und bislang 1,5 Millionen (bei Aufstieg 3,0) für Berkay Özcan an Ablösesummen gezahlt wurden. „Köln konnte im Sommer investieren, während wir große Einsparungen vornehmen mussten“, sagt Becker.

Der Gesamtmarktwert des Kölner Kaders beträgt laut transfermarkt.de rund 80 Millionen Euro. Beim HSV sind es 59 Millionen Euro, wobei der Großteil dabei auf die Leihspieler Orel Mangala (5,5 Millionen) und Hee-chan Hwang (5,0) entfällt. Zudem werden die Hamburger mit Douglas Santos (7,5) den wertvollsten Spieler nach dieser Saison aus wirtschaftlichen Zwängen wohl ziehen lassen müssen, während der 1. FC Köln Stand jetzt schon seinen Kader für die Bundesliga beisammenhat und nur punktuell noch investieren muss.

Becker steht vor großer Herausforderung

Beim HSV dagegen steht Becker mit seiner Kaderkonstruktion im Sommer vor einer großen Herausforderung. Der Sportvorstand ist trotz aller Schwierigkeiten und der aktuell zweigleisigen Planung optimistisch. „Wir haben schon einiges vorbereitet und ligaunabhängig drei Neuzugänge beisammen“, sagt der 48-Jährige nach den bisherigen Verpflichtungen von Jan Gyamerah (Bochum), Jeremy Dudziak (St. Pauli) und David Kinsombi (Holstein Kiel).

Armin Veh (l.) traf schon 1993 mit
Augsburg auf Leverkusens Ralf Becker.
Armin Veh (l.) traf schon 1993 mit Augsburg auf Leverkusens Ralf Becker. © Witters

Durch die jüngsten Heimniederlagen gegen Darmstadt und Magdeburg haben sich die weiteren Planungen des HSV jedoch verzögert, während Köln trotz des jüngsten 4:4 in Duisburg für die Bundesliga planen kann. „Mit der bisherigen Rückrunde können wir nicht zufrieden sein. Das müssen wir intern auch klar ansprechen und an Lösungen arbeiten. Es geht jetzt darum, alles dafür zu tun, unseren Platz zu verteidigen“, sagt Becker über die kommenden Wochen.

Suche nach neuen Spielern

In das Köln-Spiel geht der HSV in jedem Fall als Außenseiter. „Trotzdem haben wir den Ehrgeiz zu sagen, dass wir mithalten können. Dafür brauchen wir unsere Spieler in einer Topverfassung“, sagt Sportchef Becker. Ein klarer Auftrag an Trainer Wolf und die Mannschaft, sich wieder so zu präsentieren wie beim 1:0-Sieg im Hinspiel. Am Freitag zog sich der HSV in das Stadion zurück, um unbeobachtet an taktischen Ideen für das Rückspiel zu arbeiten.

Manager Becker arbeitet unterdessen an weiteren Transfers für die kommende Spielzeit. Kölns Veh kann es dagegen etwas ruhiger angehen lassen. Mit Kingsley Schindler von Holstein Kiel hat er sich schon einen Neuzugang für den Sommer gesichert. Ausgerechnet den Schindler, den Becker im Sommer 2016 nach Kiel holte. Mit Veh versteht sich Becker trotz der Konkurrenz auf dem Transfermarkt noch immer gut.

Auch wenn seine Erinnerungen an den Trainer Veh aus Reutlinger Zeiten etwas anders aussehen. „Armin ist heute etwas umgänglicher als damals als Trainer“, sagt Becker und lacht. „Er war sehr ehrgeizig, hatte eine klare Ansprache und hat uns richtig gefordert. Wir hatten eine erfolgreiche Zeit und haben auch heute noch einen guten Austausch.“

Am Montag erfolgt das Wiedersehen. Die Freundschaft wird dann ruhen.