St. Paulis Fans verbittert über den Seitenwechsel von Dudziak. HSV-Trainer Wolf sorgt mit einer Geschichte für Lacher.
Hamburg. Hannes Wolf konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. Sein Versuch, den anwesenden Medienvertreter zu vermitteln, er habe das Schmähplakat der St.-Pauli-Fans gegen den zum HSV wechselnden Jeremy Dudziak nicht gesehen, wurde dadurch enttarnt. Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob er denn zumindest von dem Banner gehört habe, gestand Wolf am Sonntag ein: "Eventuell habe ich davon gehört, ja".
Dabei grinste der HSV-Coach noch breiter als zuvor. Schnell wurde klar, dass Wolf natürlich von dem unrühmlichen Spruchband der Anhänger des Kiezclubs bei der Auswärtspleite am Sonnabend in Kiel (1:2) sowohl gehört als auch gesehen hatte. "Man weiß ja, dass das mit Pauli und dem HSV so eine Geschichte ist. Bis zu einem gewissen Punkt gehört so etwas dazu", führte Wolf aus, um dann doch wieder zu versuchen, der Thematik nicht mehr Aufmerksamkeit als notwendig zu schenken. "Ich weiß nicht genau, was draufstand – es ist halt so."
Wohl wissend, dass das Kind längst in den Brunnen gefallen war, erzählte Wolf eine humorvolle Anekdote aus dem Straßenverkehr über die Rivalität der beiden Hamburger Zweitligisten. "Ehrlich gesagt habe ich schon schlimmere Sachen gehört", begann Wolf – natürlich mit einem sympathischen, breiten Lächeln auf den Lippen. "Ich hatte auch schon mal einen St.-Pauli-Fan neben mir an der Ampel stehen. Da muss man das Fenster ab und zu mal hochmachen, wenn die Kinder im Auto sind", sagte Wolf und unterbrach seine Pointe kurz für einen Lacher. "Ich versuche dann immer zu signalisieren, dass die Kinder dabei sind.“
Damit musste nicht nur Wolf, sondern auch sämtliche Medienvertreter im Presseraum des HSV lachen. Dem HSV-Coach gelang es dadurch auch ohne seinen ursprünglichen Plan, das Thema totzuschweigen, dem Schmähplakat ("Und traurig sieht die Mutti ein, ihr Kind ist jetzt ein Rautenschw...") eine zu große Bedeutung zu verleihen.
St. Pauli kritisiert eigene Fans wegen Dudziak-Plakat
Weitaus weniger witzig als Wolf fand dagegen Dudziaks Noch-Arbeitgeber, der FC St. Pauli, die Aktion der eigenen Fans. "Jeremy ist ein Spieler des FC St. Pauli bis zum 30. Juni 2019. Bis dahin wird er wie jeder andere Spieler von uns in dieser Mannschaft zu 100 Prozent akzeptiert und unterstützt. Ich denke, das ist richtig so", sagte Uwe Stöver. An St. Paulis Fans appellierte der Sportchef des Kiezclubs: "Es wäre schön, von allen diese Unterstützung zu erfahren, wie wir sie innerhalb der Mannschaft und im Lizenzbereich praktizieren."
Auf Nachfrage wollte der ohnehin nicht sehr redselige Dudziak selbst weder direkt nach dem Spiel noch am Sonntag etwas zu dem Banner sagen. Doch ihm dürfte wohl klar sein, dass er an den letzten sechs Spieltagen einen schweren Stand bei den Fans des FC St. Pauli haben wird.