Hamburg. Nach dem Bremer Sieg gegen Schalke scheint ganz Hamburg auf Wiedergutmachung für die bittere Pokalpleite vor zehn Jahren zu hoffen.
Kurz nachdem am Mittwochabend bei der Partie Schalke gegen Bremen im fernen Gelsenkirchen der Anpfiff ertönte, wählte HSV-Chef Bernd Hoffmann den Abpfiff. Der Clubchef verabschiedete sich von einer Veranstaltung im Überseeclub (Abendblatt berichtete), räumte aber noch ein, dass für ihn die Pokalneuauflage des Halbfinales gegen Werder vor zehn Jahren durchaus seinen Reiz hätte. „Irgendwie würde sich dann ein Kreis schließen“, sagte Hoffmann.
90 Minuten später stand fest: An Werder soll ein mögliches Pokalrevival nicht scheitern. Nach dem Bremer 2:0-Sieg gegen Schalke scheint tatsächlich ganz Hamburg auf Wiedergutmachung für die bittere Pokalpleite vor zehn Jahren zu hoffen. Vielleicht aber auch deswegen, weil die Bayern (nach ihrem glücklichen 5:4-Sieg gegen Heidenheim) und Leipzig (nach dem ebenfalls glücklichen 2:1-Sieg nach Verlängerung in Augsburg) als die noch schwereren Gegner gelten.
Prämie von 2,656 Millionen Euro
Eine Auflösung in dieser Frage gibt es am Sonntag, wenn in der ARD das Halbfinale (23./24. April) ausgelost wird. Schon jetzt ist klar, dass sich der HSV neben der festgelegten Prämie von 2,656 Millionen Euro auch über Zuschauereinnahmen von zusätzlich rund 800.000 Euro pro Club (je nach Austragungsort) freuen darf. Und noch zwei organisatorische Dinge sind bereits entschieden.
Erstens: Sollte der HSV im Pokal das Finale erreichen, in der Liga aber auf den dritten Rang abrutschen, würden sich die Relegationstermine verschieben. Statt Donnerstag (23. Mai) und Montag (27. Mai) müsste der HSV dann an den Mittwochen (22. und 29. Mai) rund um das Pokalfinale (25. Mai) nachsitzen.
Risiko ausmerzen
Und zweitens: Anders als früher würde eine Finalteilnahme alleine gegen einen Champions-League-Qualifikanten (Bayern oder Leipzig) nicht reichen, um sich sogar bei einer Niederlage für Europa zu qualifizieren. Dann würde nämlich der Siebte der Bundesliga nachrücken. Diese Regel gilt seit 2014. Und dreimal darf man raten, wer 2013 das letzte Mal als Siebter nicht nachrückte. Genau: nur der HSV. Damals durfte Pokalverlierer Stuttgart in den Europapokal. Seitdem muss man den Pokal schon gewinnen, um sicher in Europa dabei zu sein.
Bleibt die Frage, ob der Europapokal für den HSV überhaupt ein anzustrebendes Ziel ist. Laut Wertpapierprospekt müsste der Club Klaus-Michael Kühne 12,828 Millionen Euro zahlen, „sollte der HSV in der Saison 2018/19 oder den darauffolgenden drei Spielzeiten mit Abschluss einer Saison für die Gruppenphase der Uefa Champions League oder der Uefa Europa League qualifizieren.“
Immerhin: Hinter den Kulissen versuchen die Verantwortlichen, dieses Risiko auszumerzen. Ein Vorhaben, das wohl so anspruchsvoll sein dürfte wie ein Halbfinalsieg gegen Werder.