Hamburg. Der Investor will seinen Einfluss beim HSV erweitern und dazu die 24,9-Prozent-Grenze aufbrechen. Klare Haltung dazu von Jansen.
Das Telefonat, über das am Montag noch intensiv diskutiert wurde, dauerte nur 6:22 Minuten. Der Inhalt dieses Telefonats dürfte dagegen noch einige Zeit für Gesprächsstoff rund um den HSV sorgen. Klaus-Michael Kühne war in der Radiosendung „Sportplatz Hamburg“ bei NDR 90,3 zugeschaltet. Und was der Investor zu sagen hatte, ließ viele HSV-Fans nicht nur aufhorchen, sondern möglicherweise sogar beunruhigen.
Als der Aktionär, der 20,57 Prozent Anteile an der HSV Fußball AG hält, gefragt wurde, ob er den Club künftig weiterhin finanziell unterstützen will, sagte er: „Es muss frisches Kapital eingesetzt werden, dem steht die 24,9-Prozent-Klausel entgegen. Ich hoffe, dass man darüber hinwegkommt und neue Wege bestreitet. Das scheint mir so zu sein.“
Kühne will also seine Anteile erhöhen und seinen Einfluss beim HSV erweitern. Eine wirkliche Überraschung ist das nicht, auch wenn der 81-Jährige erst im September in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ gesagt hatte, dass er seine Anteile „loswerden“ wolle. „Ich muss mich jetzt selbst disziplinieren.“ Der „Sportbild“ sagte er drei Monate zuvor: „Im Augenblick bin ich mal weg und nur noch Fan, das wird sich auch nicht kurzfristig ändern. Dieser Entschluss ist nachhaltig.“ Allzu lange währte Kühnes Nachhaltigkeit allerdings nicht.
Jansen hat 24,9-Grenze noch nicht festgeschrieben
Doch was bedeuten seine Worte für den HSV? Vereinspräsident Marcell Jansen saß am Sonntagabend in der Sendung „Sky 90“ und diskutierte zusammen mit den ehemaligen Nationalspielern Dietmar Hamann, Olaf Thon und René Adler über die großen Themen des deutschen Fußballs, die DFB-Auswahl und den FC Bayern München. Die gleichzeitig ausgestrahlte Sendung auf NDR 90,3 mit Kühne und HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann hörte sich der im Januar zum Präsidenten des HSV e. V. gewählte Jansen am Montagmorgen an.
Für Jansen waren die Aussagen von Kühne insofern von Bedeutung, als dass er bei der Versammlung des Vereins am 19. Januar von den Mitgliedern durch einen erfolgreichen Antrag damit beauftragt wurde, als Mehrheitsgesellschafter die 24,9-Grenze beim Anteilsverkauf auch in der Satzung der AG festzuschreiben. Das ist bislang nicht passiert. Noch bis zum 30. Juni dieses Jahres hätte der Club die Möglichkeit, bis zu 33,3 Prozent der Anteile zu verkaufen.
Jansen verweist auf Mitglieder
Eine Hintertür, die durch den Antrag der HSV-Supporters geschlossen werden soll. Jansen hat dazu eine klare Haltung: „Über Veränderungen der Satzung entscheiden grundsätzlich die Mitglieder“, sagte der 33-Jährige am Montag auf Abendblatt-Nachfrage. „Bei unserer Neuausrichtung ist es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen. Darauf vertraue ich.“
Jansen wiederholt damit die Worte, die Hoffmann am Sonntag im NDR bereits als unmittelbare Reaktion auf Kühnes Wunsch geäußert hatte. Ohne die Zustimmung der Mitglieder werde es keinen weiteren Anteilsverkauf über die 24,9-Prozent-Marke hinaus geben, so Hoffmann. „Der Verkauf geht nur über die Mitglieder. Und genau so würden wir auch vorgehen“, sagte der Clubchef.
Hoffmann: HSV braucht Kühne nicht
In HSV-Kreisen wurde bislang gemunkelt, dass die AG-Verantwortlichen trotz des Votums auf der Mitgliederversammlung von ihrer Möglichkeit Gebrauch machen werden und noch bis Ende Juni weitere Anteile verkaufen, um die finanzielle Notlage des Clubs zu verbessern. Vizepräsident Thomas Schulz hatte noch während der Versammlung dafür geworben, den Antrag abzulehnen. Auch Aufsichtsratschef Max-Arnold Köttgen hatte im Abendblatt-Interview gesagt, dass die Option des Anteilsverkaufs bis 33,3 Prozent dem Vorstand zusätzlichen Spielraum verschafft hätte – sozusagen als allerletzte Möglichkeit.
Doch diese Möglichkeit sei laut Hoffmann nicht nötig. „Ich widerspreche der These, dass wir Herrn Kühne brauchen“, sagte der 56-Jährige. Auch nicht im Lizenzierungsverfahren für die kommende Spielzeit. Wie die weitere Zusammenarbeit zwischen dem HSV und Kühne aussieht, lassen beide Seiten offen. Klar ist nur eines: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.