Hamburg. Investor will 24,9-Prozent-Hürde kippen und fordert als Ausgleich für Millionen neue Anteile. HSV-Chef Hoffmann hält dagegen.
Die Musikredaktion vom NDR 90,3 meinte es am Sonntagabend gut mit Studiogast Bernd Hoffmann. Kurz bevor der HSV-Chef um 18 Uhr auf Sendung ging, wurde noch einmal der alte Bob-Marley-Gassenhauer „No woman, no cry“ in der Interpretation von Boney M. eingespielt. „Everything’s gonna be all right“, sang die Band. „Alles wird gut.“
Wenige Sekunden später war es dann aber mit der Gastfreundschaft vorbei. Ganz direkt fragte Moderatorin Britta Kehrhahn nach der bitteren 2:3-Pleite gegen Darmstadt. „Ich habe ungefähr 400 Spiele beim HSV in Verantwortung erlebt. Aber an so ein Spiel kann ich mich nicht erinnern“, antwortete Hoffmann. „Das ist ein dramatischer Rückschlag.“
Kühne nach der Darmstadt-Pleite unter Schock
Wirklich dramatisch wurde es aber erst ein paar Minuten später, als HSV-Investor Klaus-Michael Kühne in Bestform zugeschaltet wurde: „Nach dem gestrigen Spiel stehe ich erst einmal unter Schock und kann gar nichts sagen“, sagte der verärgerte Milliardär am Telefon. „St. Pauli war ein Aufflackern. Umso herber war der Rückschlag gegen Darmstadt. Schlimmer geht’s nimmer.“
Ob er nach dem sportlichen Rückschlag finanziell für weitere Hilfen zur Verfügung stehe, wollte Kühne definitiv nicht beantworten. „Man hat ja die Lizenz ohne meine Hilfe beantragt“, sagte Kühne, der sich im Radio erneut für ein Ende der 24,9-Prozent-Grenze aussprach: „Ich habe immer gesagt, dass frisches Kapital eingesetzt werden muss. Dem steht die 24,9-Prozent-Klausel entgegen. Ich hoffe, dass man darüber hinwegkommt und neue Wege beschreiten wird. Mir scheint es so, als ob man da auf einem guten Weg ist. Aber endgültig ist das auch noch nicht.“
An dieser Stelle relativierte Hoffmann: „Ein Anteilsverkauf oberhalb von 24,9 Prozent geht nur noch unter Einbindung der Mitglieder. Neue Modelle müssten nicht nur mit der Mitgliedschaft abgesprochen werden, sondern bedürften auch deren Zustimmung.“ Die Mitglieder des Mehrheitsgesellschafters HSV e.V. hatten beschlossen, die Höchstgrenze in der Satzung zu verankern.
Hoffmann zeigt sich optimistisch
Kühne, der 20,57 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG hält, nahm Hoffmanns Worte zur Kenntnis, blieb aber bei seiner Meinung: „Sollte der Aufstieg gelingen, dann muss die Mannschaft verstärkt werden. Da muss frisches Geld eingesetzt werden. Leider waren die meisten meiner Beiträge Flops und haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt.“ Zum Schluss sein wenig optimistischer Ausblick auf das Aufstiegsrennen: „Ich glaube an den dritten Platz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass – wenn nicht noch ein Wunder geschieht – einer der ersten beiden Plätze erreicht wird.“
Dass er weitere Anteile erwirbt – derzeit stehen noch 1,09 Prozent zum Verkauf – sei "eine Möglichkeit. Aber es wäre mir lieber, wenn weitere Investoren mitmachen, damit es nicht immer alles auf meinen Schultern getragen werden muss." Wenn der HSV endlich "an Stabilität und Klasse" gewinne, lohne es sich auch, zu investieren.
Immerhin: Trotz unterschiedlicher Positionen über die 24,9-Prozent-Hürde blieb Hoffmann zum Schluss der Sendung optimistisch, dass man sich mit Kühne auf den erneuten Kauf der Stadionnamensrechte einigen würde: „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Einigung hinbekommen werden.“