Hamburg. Vereinschef Hoffmann über seine Erwartung. HSV-Investor Klaus-Michael Kühne stellt Einigung über Namensrechte in Aussicht.

Die Normalität kehrt zurück. Nach dem Derby ist vor Darmstadt. Drei Tage nach dem 4:0-Triumph im Stadtduell beim FC St. Pauli erwartet Trainer Hannes Wolf seine Mannschaft heute um 13 Uhr wieder in bester Verfassung, um sich auf das anstehende Heimspiel gegen Darmstadt 98 am Sonnabend vorzubereiten. Es wird eine echte Herausforderung für den Chefcoach, seine Spieler nach dem emotionalen Rausch wieder auf den Ligaalltag einzupegeln.

Die weitaus größeren Herausforderungen finden beim HSV aktuell allerdings nicht auf dem Trainingsplatz, sondern in den Geschäftsräumen im Volksparkstadion statt. Bis Freitag, 15.30 Uhr, muss der Club bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren für die Spielzeit 2019/20 einreichen. Darin muss der HSV glaubhaft und überzeugend die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit im kommenden Geschäftsjahr nachweisen.

Angespannte Finanzlage

Trotz der extrem angespannten Finanzlage der HSV Fußball AG rechnet Vorstandschef Bernd Hoffmann damit, Mitte April einen positiven Lizenzierungsbescheid in der Post zu finden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Lizenz für beide Ligen ohne Auflagen und Bedingungen erhalten werden“, sagte Hoffmann am Dienstag dem Abendblatt. Die Zuversicht des Clubchefs resultiert auch aus Gesprächen mit Investor Klaus-Michael Kühne über die Verlängerung der Namensrechte am Volksparkstadion. Am 30. Juni läuft der bisherige Vertrag mit dem Investor aus. Kühne selbst stellt jetzt eine Verlängerung in Aussicht. „Es gibt noch offene Fragen, aber eine Verständigung scheint möglich zu sein“, sagte der 81-Jährige am Dienstag auf Abendblatt-Nachfrage.

Bislang zahlte der Investor, der 20,6 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG hält, dem Club vier Millionen Euro pro Saison, damit die Arena Volksparkstadion heißt. Die Summe dürfte künftig niedriger ausfallen. Dennoch ist die bevorstehende Einigung für den HSV ein wichtiger Bestandteil des Lizenzierungsverfahrens. Darüber hinaus ist Kühne bereit, den Club finanziell weiterhin zu unterstützen. „Ich trete grundsätzlich dafür ein, dass sich die AG so viel Eigenkapital wie möglich beschafft, um ihre finanziellen Grundlagen zu stabilisieren und im Falle des Aufstiegs genügend Möglichkeiten besitzt, die Mannschaft zu verstärken. Dabei würde ich mich – gemeinsam mit anderen – gern engagieren“, sagt Kühne.

HSV fehlen noch 4,5 Millionen Euro

Aktuell kämpft der HSV vor allem darum, das Gesamtvolumen der neuen Fan­anleihe zu erreichen. 17,5 Millionen Euro muss der Club einsammeln, um die alte Anleihe ablösen zu können. Auch dieses Vorhaben ist ein wesentlicher Bestandteil der Lizenzerteilung. Bis Dienstagabend waren rund 13 Millionen Euro beisammen. Noch fehlen also 4,5 Millionen Euro. Wie entscheidend eine erfolgreiche Anleihe für den Club ist, ließen die Maßnahmen der HSV-Marketingabteilung nach dem Derby mehr als deutlich erkennen.

So dauerte es am Sonntag keine zwei Stunden, ehe der Club den Jubel nutzte und über seinen Onlineshop 1887 Derbysieger-T-Shirts verkaufte. Noch aussagekräftiger: Allen Anhängern, die noch in dieser Woche die Fananleihe in Form der Schmuckurkunden zeichnen, verspricht der HSV ein Derbyposter mit den Unterschriften der drei Torschützen. Die Frist läuft bis Freitag – der Tag der Abgabe der Lizenzunterlagen.

Ein ganzer Strauß an Maßnahmen

Clubchef Hoffmann hatte sich erst vor einer Woche in einem persönlichen Brief an alle Mitglieder gewendet und für die Schmuckanleihen geworben. Bis Mitte April will der HSV die Summe beisammen haben. Doch auch wenn der Club bis dahin nicht das gesamte Volumen erreicht, sei die Lizenzierung nicht gefährdet, heißt es beim HSV. Einer möglichen Insolvenzgefahr, die vor der Mitgliederversammlung im Januar insbesondere von Präsidentschaftskandidat Jürgen Hunke mehrfach thematisiert worden war, widersprach Hoffmann deutlich: „Das Szenario einer Zahlungsunfähigkeit ist ausgeschlossen.“

Die Lizenz für die kommende Spielzeit will der HSV mit einem ganzen Strauß an Maßnahmen sichern. Vor einem Jahr hatte Finanzvorstand Frank Wettstein den Vertrag mit Vermarkter Lagardère vorzeitig um mindestens fünf Jahre verlängert und dafür Vorabzahlungen von rund 20 Millionen Euro erhalten. Vor zwei Jahren hatte Kühne die Lizenz gerettet, als er seine Anteile um sieben Prozent erhöhte. Und diesmal?

Hoffnung ruht auf Kühne

Der HSV will der DFL glaubhaft versichern, die Personalkosten im Sommer deutlich zu senken. Von Juli an bezahlt der Club nicht mehr vier, sondern im Falle des Aufstiegs nur noch einen Trainer. Hinzu kommen ungeplante Mehreinnahmen aus dem DFB-Pokal, dem Länderspiel am 6. September im Volkspark gegen die Niederlande sowie den Ticketverkäufen in der Zweiten Liga.

Im Video: Pauli-Fans singen HSV-Song:

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Doch das alleine wird nicht reichen. Die Hoffnung ruht mal wieder auf Investor Kühne – und den Investitionen der Fans. Dass der Derbysieg bei St. Pauli nicht nur den Gesprächen mit Kühne gut getan hat, sondern auch den Anhängern, zeigt der Zuspruch für das kommende Spiel gegen Darmstadt. Bis Dienstag hatte der HSV bereits mehr als 52.000 Karten verkauft. Gut möglich, dass am Sonnabend so viele Zuschauer kommen wie seit dem 30. September nicht mehr. Der Gegner damals: der FC St. Pauli.