Hamburg. Der HSV hat mit Michael Mutzel einen Manager verpflichtet, der Sportvorstand Ralf Becker unterstützen soll. Was wird nun aus Spors?
Die offizielle und für viele Fans überraschende Mitteilung verkündete der HSV am frühen Dienstagabend um 17.37 Uhr. Der Club holt einen neuen Sportdirektor. Michael Mutzel wechselt von 1899 Hoffenheim zum HSV. Ein neuer Sportdirektor? Und was ist mit Ralf Becker, dem Sportvorstand? Und Johannes Spors, dem Kaderplaner? Und wer ist eigentlich Michael Mutzel? Und überhaupt: Warum eigentlich ein neuer Sportdirektor?
Es waren einige Fragen, die sich die Fans stellten, als der HSV mit der Nachricht an die Öffentlichkeit ging. Also der Reihe nach. „Wir wollen uns breiter aufstellen. Er wird uns verstärken und kann seine vielseitigen Erfahrungen im Sinne des HSV einbringen“, erklärte Becker, der Sportvorstand, über den Neuzugang auf der Geschäftsstelle.
Mutzel, bislang als Leiter der Scoutingabteilung beim Bundesligisten 1899 Hoffenheim tätig, startet am 1. April seinen neuen Job im Volkspark. Er hat einen Vertrag bis 2021 unterschrieben. „Ich betrachte mein baldiges Arbeitsfeld beim HSV als spannende und große Herausforderung“, ließ der HSV seinen künftigen Sportdirektor in der Mitteilung zitieren.
Kommunikationsprobleme zwischen Spors und Becker
Mutzel soll künftig unterhalb der Vorstandsebene im Bereich der Kaderplanung tätig werden und für Becker als verlängerter Arm dienen. Offiziell wird er die Bereiche Bundesliga, Nachwuchs, und Scouting verantworten, teilte der HSV mit. Damit steht er in der Hierarchie oberhalb von Chefscout und Kaderplaner Johannes Spors.
Und genau an dieser Stelle sind auch die Hintergründe der Verpflichtung zu finden. Nach Abendblatt-Informationen läuft die Kommunikation zwischen Becker und Spors nicht immer einwandfrei. Hinter den Kulissen deutete sich zuletzt bereits an, dass es im Bereich der Kaderplanung beim HSV zu Veränderungen kommen könnte.
Becker und Mutzel kennen sich aus KSC-Zeiten
Diese Veränderung trägt jetzt den Namen Michael Mutzel. Der hatte gemeinsam mit Becker einst zwischen 2004 und 2006 zwei Jahre beim Karlsruher SC gespielt, ehe Becker seine Karriere beendete, Co-Trainer beim KSC wurde und zwei weitere Jahre mit Mutzel zusammenarbeitete. Nun holt Becker seinen alten Weggefährten als Vertrauensmann nach Hamburg.
Einen Sportvorstand und einen Sportdirektor gleichzeitig hatte es beim HSV bislang noch nicht gegeben. „Wir stehen in den kommenden Monaten und Jahren vor großen Herausforderungen und wollen maximale Kompetenz im sportlichen Bereich, um die Aufgaben anzugehen“, begründet Becker seine Entscheidung.
Flüchtet Spors nach Nürnberg?
Wie Spors auf die Mutzel-Verpflichtung reagiert, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass er wenig Gefallen an einem weiteren Vorgesetzten haben dürfte. Nach der Entlassung von Sportchef Jens Todt vor einem Jahr hatte Spors als eine Art Interims-Sportdirektor einige Transfers vorbereitet und abgeschlossen. So holte er etwa David Bates ablösefrei von den Glasgow Rangers.
Spors, der eigentlich als Chefscout und Kaderplaner von RB Leipzig geholt wurde, fand Gefallen an der Arbeit in der ersten Reihe. Nun muss er sich hinter Becker und Mutzel in die dritte Reihe eingliedern. Geht das gut? Laut „Bild“ ist Spors einer der Kandidaten für den Posten des Sportdirektors beim 1. FC Nürnberg. Beim HSV hat Spors noch einen Vertrag bis 2021.
Kurios: Als RB Leipzig Spors 2015 als Chefscout von 1899 Hoffenheim abwerben konnte, wurde Mutzel dessen Nachfolger. Bis dahin hatte Mutzel als Nachwuchskoordinator in Hoffenheim gearbeitet. Ebenfalls kurios: Hoffenheims damaliger Sportdirektor Bernhard Peters machte Mutzel zum Verantwortlichen im Nachwuchs. Jener Peters, der vor wenigen Monaten den HSV verließ, weil die Zusammenarbeit mit Ralf Becker nicht funktionierte.
Mutzel soll Becker bei Transfers assistieren
Nun wird Mutzel indirekt Nachfolger von Peters beim HSV, wenngleich die Verantwortungsbereiche etwas anders definiert sind. Peters war als Direktor Sport beim HSV verantwortlich für den Nachwuchs und sportliche Entwicklungsthemen. Mutzel soll im Gegensatz zu Peters vor allem in die Kaderplanung und die Sichtung von Neuzugängen eingebunden werden.
Der 39-Jährige spielte als defensiver Mittelfeldmann in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt, den VfB Stuttgart und den KSC. Nach seiner Spielerkarriere machte er die A-Lizenz und arbeitete zunächst als Trainer der U17 in Hoffenheim. Zwischen 2012 und 2014 war er bei der TSG dann Co-Trainer unter Markus Gisdol und Markus Babbel, ehe er 2014 die Stelle als Nachwuchskoordinator übernahm. Seine erste große Erfahrung als Sportdirektor machte er zwischen 2014 und 2015 bei Greuther Fürth, ehe er 2016 als Chefscout zu 1899 Hoffenheim zurückkehrte.
Nun wagt Mutzel den Wechsel in den Norden. In Hamburg dürfte der gebürtige Memminger schnell heimisch werden. Mit seinem künftigen Chef Ralf Becker hat er nicht nur im Mittelfeld zusammengespielt, die beiden verbindet auch ihre schwäbische Herkunft. „Ich habe große Lust, mit anzupacken“, sagt Mutzel. Seine Koffer kann er schon bald packen. Im April geht’s in Hamburg los.