Hamburg. Weil Douglas Santos in Heidenheim ausfällt, darf Josha Vagnoman von Beginn an ran. Der U-19-Nationalspieler spricht über seine Träume.
Im türkis-grauen Jogginganzug erscheint Josha Vagnoman zum Termin mit dem Abendblatt. „Moin, alles klar?“, sagt der 18-Jährige und lässt sich lässig auf die Couch fallen. Der Youngster lächelt freundlich. Erfahrungen mit Interviews hat er noch nicht so viele gesammelt. Nervös aber ist er nicht. So wie er eigentlich nie nervös ist. Auch nicht, wenn er wie am Montagabend in ein auf Messers Schneide stehendes Zweitligaspiel eingewechselt wird. Als Vagnoman beim 1:0-Sieg gegen Dynamo Dresden nach 60 Minuten für den verletzten Douglas Santos auf den Platz kam, übernahm er die Position des vermutlich besten Zweitligaprofis ziemlich unaufgeregt.
„Wenn ich erfahre, dass ich spiele, löst das bei mir natürlich ein positives Kribbeln, aber keine große Nervosität aus. Dann denke ich nur an mein Spiel“, sagt Vagnoman, der in diesem Jahr bereits bemerkenswert viel spielen durfte für einen jungen Mann, der erst vor zwei Monaten volljährig wurde. Und der auch in der kommenden Woche wieder spielen dürfte. Am Montagabend teilte der HSV nach einer MRT-Untersuchung mit, dass sich Santos eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen hat und am Sonnabend im Spiel beim FC Heidenheim fehlen wird. Vagnoman könnte ihn wie am Montag ersetzen.
Bei Trainer Hannes Wolf steht der beidfüßige Außenbahnspieler hoch im Kurs. Auch mit seinem Einsatz gegen Dresden war der Chefcoach zufrieden. „Josha hat das richtig gut gemacht. Er die Chance ergriffen und mit sehr viel Power gespielt“, sagte Wolf am Dienstag. Bislang hat Vagnoman unter ihm meist auf der offensiven Position gespielt. Schon in Bielefeld musste er aber Gotoku Sakai nach dessen Roter Karte rechts hinten ersetzen. Weil mit Sakai und Santos nun beide Stamm-Außenverteidiger in Heidenheim fehlen, wird Vagnoman wohl wieder in die Defensive rücken. Wenngleich Wolf auch an andere Optionen denkt, etwa mit Khaled Narey in der Viererkette.
Vagnoman ist ein cooler Typ
Spricht man Vagnoman auf seine bevorzugte Position an, zuckt er nur entspannt mit den Schultern. „Hauptsache, Außen“, sagt der Junge aus Poppenbüttel, der vor rund einem Jahr unter Bernd Hollerbach das erste Mal bei den Profis zum Einsatz kam – beim 0:6 bei Bayern München. Sein Gegenspieler damals: Franck Ribéry. Als der 35-jährige Franzose 2007 das erste Mal in der Bundesliga spielte, startete Vagnoman als Sechsjähriger in der Jugend des Hummelsbütteler SV seine Fußballerlaufbahn. „Als ich klein war, habe ich Ribéry im Fernsehen spielen gesehen. Damals hätte ich mir nicht erträumt, dass ich irgendwann mal gegen ihn spielen darf.“
Sieg gegen Dresden:
Sieg gegen Dresden – der HSV tanzt weiter ganz oben
Vagnoman spielte gegen Ribéry ähnlich unaufgeregt wie er sich im Interview gibt. „Mir wird oft gesagt, dass ich immer so cool wirke. Vielleicht bin ich das auch“, sagt Vagnoman und lacht. Er erinnert sich gut, wie er als Zehnjähriger gleichzeitig mit Fiete Arp in die HSV-Jugend wechselte. Über die sogenannten „Tryouts“ hatte er sich damals für einen Platz empfohlen. Seinem ersten Trainer Philipp Henkel (34) war er allerdings schon früher aufgefallen – bei einem U-10-Hallenturnier auf St. Pauli. „Josha war damals extrem auffällig, weil er unfassbar viele Tore erzielt hat“, sagt Henkel, der später an der Stadtteilschule am Heidberg auch sein Lehrer in Mathe und Religion wurde.
Henkel und der HSV luden Vagnoman zum Probetraining ein. „Wir haben schnell gesehen, dass er ein großes Potenzial hat. Ihm fehlte zu dieser Zeit noch das Training auf ganz hohem Niveau. Wir haben dann unter anderem an seiner Technik gearbeitet“, sagt Henkel, der Vagnomans Karriere genau verfolgt. „Insgesamt hat Josha eine absolut positive Entwicklung genommen“. Auch als Lehrer schätzt Henkel seinen ehemaligen Schüler. „Er war immer ein sehr wohlerzogener Junge. Sehr ruhig, sehr lieb, sehr nett und immer bemüht, alle seine Aufgaben bestmöglich zu lösen.“
DFB-Elf ist sein großes Ziel
Worte, die vor allem Karaboue Vagnoman gerne hören wird. Der Vater des HSV-Talents, früher Nationalspieler der Elfenbeinküste, ist bei jedem Training seines Sohnes dabei. „Ich weiß, dass er immer zuguckt. Das macht mir nichts aus. Wir reden immer viel über Fußball. Er gibt mir dabei viele Tipps“, sagt Vagnoman junior. Möglich, dass er irgendwann den Weg seines Vater einschlägt und für die ivorische Auswahl spielt.
Sein großes Ziel ist es aber, für den DFB aufzulaufen. Im Sommer nimmt er voraussichtlich mit der deutschen Auswahl an der U-19-EM teil. „Es wäre ein Traum, irgendwann mal für Deutschland zu spielen. Dafür werde ich alles geben“, sagt Vagnoman und lehnt sich wieder in das Sofa zurück. „Wenn es aber nicht klappen sollte, wäre die Elfenbeinküste natürlich eine Option.“
Der HSV hat Ware Pakia (17) aus der Jugend von Borussia Dortmund verpflichtet. Der U-17-Nationalspieler kommt im Sommer und wird wohl zunächst in der U 19 des HSV spielen.