Der Ex-HSV-Coach würde bei Neuanstellung von der Gehaltsliste verschwinden. Stuttgart und Nürnberg diskutieren über Trainerwechsel.
Stuttgart/Nürnberg. Zwei Trainer unter Druck. Trotz aller Spekulationen hält der VfB Stuttgart an Trainer Markus Weinzierl fest – vorerst zumindest. In Nürnberg wird die Situation für seinen Kollegen Michael Köllner indes immer ungemütlicher. Der Aufsichtsrat des fränkischen Bundesliga-Schlusslichts beriet auch am Montag über die sportliche Krise. Köllner stand nach Informationen der "Bild"-Zeitung unmittelbar vor der Beurlaubung. Demnach wollte eine Mehrheit im Aufsichtsrat einen neuen Coach. Sportvorstand Andreas Bornemann soll Köllner aber weiter verteidigt haben.
VfB-Sportvorstand Michael Reschke sagte am Montag über Weinzierl: "Er wird gegen Leipzig auf der Bank sitzen – ohne Wenn und Aber." Und weiter: "Unser aller Aufgabe ist es, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Wir dürfen uns jetzt nicht selbst zerfleischen." Nach der "heftigen und bitteren" 0:3-Pleite bei Fortuna Düsseldorf am Sonntagabend hatte Reschke geschwiegen – und damit die Gerüchte über eine Trennung von Weinzierl angeheizt.
Weinzierl leitete nun am Montag wie gewohnt das Training der Reservisten. Seine Zukunft bei den Stuttgartern dürfte vom Auftritt gegen den Tabellenvierten RB Leipzig am Sonnabend abhängen. Nach nur drei Siegen in 14 Bundesliga-Partien sieht es schlecht aus für Weinzierl. Der Club hat drei Punkte Rückstand auf den Tabellen-15. FC Augsburg.
Müssen Köllner und Bornemann gehen?
Beim 1. FC Nürnberg ist die Frage nach der Zukunft von Cheftrainer Köllner zum Geduldsspiel geworden. "Wir befinden uns in einem Diskussionsprozess", hatte Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein den "Nürnberger Nachrichten" bereits nach einem Treffen am Sonntag gesagt. Es gebe "für alles ein Für und Wider", es gebe jedoch "keinen Zeitplan" für mögliche Entscheidungen.
Nach Informationen der Zeitung waren diverse Szenarien vorstellbar: von der Weiterbeschäftigung aller Führungskräfte bis hin zu einer Trennung von Köllner und Sportvorstand Andreas Bornemann. Der "Bild"-Zeitung zufolge standen am Montag auch "Gespräche mit potenziellen Nachfolgern" auf der Agenda. Für das Tagesgeschäft ist aber nicht der Aufsichtsrat, sondern Bornemann mit Finanzvorstand Niels Rossow zuständig.
Bornemann hatte Köllner auch nach dem 0:2 im vermeintlichen Abstiegsendspiel am Samstag bei Hannover 96 den Rücken gestärkt. "Ich sehe keinen Ansatzpunkt, darüber zu diskutieren", sagte der Nürnberger Sportvorstand zu einer Trainer-Debatte. "Mit elf gegen elf hätten wir gute Chancen gehabt, die Mannschaft ist intakt, deshalb stellt sich die Frage für mich nicht." Die Nürnberger mussten in Niedersachsen nach einer Roten Karte wegen groben Fouls gegen Youngster Simon Rhein (11. Minute) fast das komplette Spiel in Unterzahl bestreiten. Unter dem Strich ist der 1. FC Nürnberg jedoch seit 15 Spielen sieglos. Der Abstand auf Relegationsrang 16 beträgt drei Punkte.
Übernimmt Gisdol Weinzierls Posten?
Sollte Weinzierls Zeit in Stuttgart nach dem Spiel gegen Leipzig ablaufen, werden laut „Bild“-Zeitung Markus Gisdol (49/zuletzt beim HSV), HSV-Ikone Felix Magath (65/zuletzt in China bei Shandong Luneng) und Jürgen Klinsmann (54) als Kandidaten gehandelt.
Die besten Chancen werden Gisdol eingeräumt. In Hamburg würde man sich die Hände reiben, sollte der gebürtige Geislinger einen neuen Verein finden. Schließlich steht Gisdol beim HSV noch auf der Gehaltsliste.
VfB: Übergangslösung, bis Gisdol übernimmt?
Die Szenarien in Stuttgart reichen bis hin zu einer Übergangslösung, über die der „Kicker“ berichtet. Um einem möglichen neuen Coach mit den Bundesliga-Spielen gegen RB Leipzig und bei Werder Bremen einen Fehlstart, wie ihn Weinzierl mit drei Niederlagen und 0:11 Toren erlebte, zu ersparen, könnten vorübergehend Co-Trainer Andreas Hinkel und/oder U-19-Coach Nico Willig übernehmen.
Bei den Schwaben entscheidet der Präsidialrat mit Club-Chef Wolfgang Dietrich (70) an der Spitze über die Trainer-Frage. Viele Experten sind sich bereits einig: Weinzierl soll nach zehn Niederlagen in 14 Spielen keine Zukunft mehr beim VfB haben.
Sportvorstand Michael Reschke scheint aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt zu haben. Anders als bei den Freistellungen von Hannes Wolf und Tayfun Korkut sagte er am Sonntag lieber nichts – damit er nichts revidieren muss? Am Montag ging er allerdings doch noch offensiv vor die Presse. "Markus Weinzierl wird auch gegen Leipzig bei uns auf der Bank sitzen", sagte Reschke am Rande des Trainings. An dieser Aussage wird er sich messen lassen müssen.