Jatta möchte gern Deutscher werden. Pollersbeck hält die Null trotz Übelkeit. Dresden-Fans fallen gleich mehrfach negativ auf.
Santos fällt in Heidenheim aus
Leichte Entwarnung bei Douglas Santos: Nachdem der Brasilianer am Montagabend gegen Dresden nach 60 Minuten wegen muskulärer Probleme vom Platz musste, brachte ein MRT am Dienstag Klarheit. Zwar hat sich der Linksverteidiger eine Zerrung zugezogen und fällt gegen Heidenheim aus. Eine Woche darauf in Regensburg soll der Leistungsträger aber wieder dabei sein.
Unmittelbar nach dem Spiel hatte Trainer Hannes Wolf noch Schlimmeres befürchtet. Doch schon am Dienstag zeichnete sich ab, dass die Verletzung weniger schwer ist. "Wir wissen noch nicht genau, was er hat. Er keine starken Schmerzen, aber bis Samstag gegen Heidenheim wird es sehr eng", sagte der Coach am Tag nach dem Spiel und behielt damit recht.
HSV schnappt sich Dortmunder Talent Pakia
Ist die Nachfolge von Fiete Arp bereits geregelt? Zur neuen Saison, in der Arp bereits beim FC Bayern München spielen könnte, hat sich der HSV ein neues Sturmtalent gesichert. Ware Pakia, erst vor wenigen Tagen 17 Jahre alt geworden, kommt von Borussia Dortmund und erhält einen Vertrag bis 2021.
"Ware Pakia ist ein hochtalentierter Spieler, dessen Entwicklung wir schon seit mehreren Jahren intensiv verfolgen", sagte Sebastian Harms, sportlicher Leiter im Nachwuchsleistungszentrum des HSV: "Umso mehr freuen wir uns, dass sich mit ihm eines der Toptalente des Jahrgangs 2002 für den HSV entschieden hat."
Der gebürtige Dortmunder Pakia erzielte in der laufenden Saison der B-Junioren-Bundesliga West in 14 Einsätzen für den BVB zehn Tore und bereitete weitere fünf vor. Für die DFB-Juniorenteams lief der Deutschghanaer 13-mal auf (drei Tore). Pakia ist sowohl im Sturmzentrum als auch auf den Flügeln einsetzbar. Er wird im Internat der Alexander-Otto-Akademie auf dem HSV-Campus aufgenommen.
Jatta würde gern Deutscher werden
Bakery Jatta aus Gambia würde bei Gelegenheit gern deutscher Staatsbürger werden. „Ich wurde mit offenen Armen empfangen und ich spüre sehr große Zuneigung“, sagte der 20-jährige Mittelfeldspieler dem Magazin „Sport Bild“ (Mittwoch). „Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, Deutscher zu werden, würde ich sie gerne ergreifen.“ Jatta spielt seit 2016 beim HSV. Kürzlich wurde sein Vertrag bis 2024 verlängert.
Pollersbeck spielte trotz Übelkeit
Aufmerksamen Beobachtern ist es nicht entgangen: Beim Warmmachen vor dem 1:0-Sieg gegen Dresden mischte unerwartet der dritte HSV-Keeper Morten Behrens mit. Der Grund: Torhüter Julian Pollersbeck war gesundheitlich angeschlagen. Sein Einsatz stand sogar auf der Kippe. „Er hat den gesamten Tag über Übelkeit geklagt. Wir wussten nicht genau, wie sein Körper aufs Warmmachen reagieren wird, und wollten uns mit Morten absichern." Am Ende gab Pollersbeck grünes Licht und lieferte eine fehlerfreie Leistung ab (siehe unten). Dank seiner Paraden rückte der HSV in der Heimtabelle auf Rang drei (21 Punkte aus elf Spielen) vor.
Warum Dresdens Torhüter keine Schuld am HSV-Tor hat
Als alles nach einem torlosen Remis aussah, unterlief dem Defensivverbund von Dynamo Dresden ein folgenschwerer Fehler, den Schlitzohr Lewis Holtby zum Siegtreffer ausnutzte. Im Anschluss wiesen sämtliche Medien Gäste-Schlussmann Markus Schubert, der zuvor überragende Paraden gezeigt hatte, die Schuld zu. Doch dies scheint nur die halbe Wahrheit.
Bei genauerer Betrachtung der TV-Bilder wird deutlich, dass der 20 Jahre alte Juniorennationaltorwart mit den Händen zum Ball gehen will, als er durch den viel zu scharf gespielten Rückpass des eigentlichen Übeltäters, Rechtsverteidiger Linus Wahlqvist, unnötig unter Druck gesetzt wird. "Als Fehler würde ich das nicht bezeichnen", antwortete Schubert bei Sky auf eine entsprechende Frage, die ihm den Patzer in den Mund legen sollte. "Ich wollte raus, habe Torwart gerufen und wollte, dass der Ball aufspringt und in meine Hände fällt. Das hat der Linus glaube ich nicht gehört, ich muss ihn noch mal fragen."
Wahlqvist missachtete den Schrei seines Torhüters. Schubert wird durch den Rückpass fast getunnelt, kann den Ball nur mit etwas Glück stoppen und will ihn dann in die gegnerische Spielhälfte schlagen – sein wohl einziger Fehler in dieser Situation, denn der Ball prallte an Holtby ab, der nur noch ins leere Tor einschieben musste. "Ich muss den Ball da zur Ecke oder ins Seitenaus wegschießen", gesteht sich der Unglücksrabe ein. "Daraus habe ich wieder gelernt."
Unterstützung erhielt Schubert von seinem Gegenüber Julian Pollersbeck: "Ich glaube, da kann er wenig dafür. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht und drei, vier geile Dinger gehalten."
Nutznießer des Dresdner Patzers war Torschütze Lewis Holtby, der die Situation erahnte. „Ich habe gesehen, dass die sich nicht einig waren. Da bin ich dazwischen“, sagte der Kapitän, der ein Extralob von Trainer Hannes Wolf erhielt. "Er hatte einen Weg bis zum Torwart und erkannte dann optimal, wo der Ball runterkommt", sagte der HSV-Coach. "Das hat er gut gemacht, ich habe mich extrem für ihn gefreut."
Dresdner Fans stehen im Fokus
Waren die Choreografien der Dresdner Anhänger Nahrung für die Liebhaber von Traditionsmannschaften oder waren sie gefährlich und geschmacklos? Über die Aktionen der Gästefans scheiden sich die Geister. Besonders der Anblick des durch Pyrotechnik komplett erleuchteten Auswärtsblocks im Volksparkstadion zu Beginn des Spiels wird im Netz kontrovers diskutiert. Die einen erfreuen sich an dem Feuerwerks-ähnlichen Effekt, die anderen kritisieren die Gefahr für beteiligte und unbeteiligte Zuschauer.
Definitiv unerfreut dürfte der DFB über die bengalischen Feuer gewesen sein. Das verbandseigene Sportgericht ruft eine Strafe von bis zu 3000 Euro pro Fackel auf. Somit dürfte eine üppige Summe für Dynamo Dresden zusammenkommen. "Es war eine besondere Atmosphäre", sagte Wolf, der die Anfeuerungen beider Fanlager lobte.
Auch zwei HSV-feindliche Choreografien spalten die Fußball-Fans. So musste der Hamburger Dino auf einem Plakat gleich mehrmals Fäkalien schlucken. Gefüttert wurde das HSV-Maskottchen von einer Zecke mit dem Logo des Stadtrivalen FC St. Pauli. Ein Vorfall, den manche Anhänger der Hamburger mit Humor zur Kenntnis nahmen, während andere ihn als geschmacklos abstempelten. Einige Ultras im Stadion reagierten erbost mit Anti-Dresden-Sprüchen.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass die von der Polizei befürchteten Ausschreitungen der 8000 mitgereisten Gästefans ausblieben. Bis auf eine demolierte Autotür sowie drei vorläufigen Festnahmen wegen Körperverletzung blieb es weitestgehend ruhig.
Auch nach dem Spiel kam es zu keinen nennenswerten Vorfällen auf dem Kiez, teilte die Polizei auf Nachfrage mit. Die Beamten hatten auf St. Pauli Auseinandersetzungen mit Fans des dort ansässigen Clubs erwartet. Die Fanlager beider Mannschaften verbindet eine intensive Feindschaft.
HSV mit Rekordwert Richtung Aufstieg
Wieder war es knapp. Wieder musste bis zum Schluss gezittert werden. Doch wieder – und das ist das Entscheidende – feiert der HSV einen Sieg. Zehn ihrer 13 Dreier haben die Hamburger mit nur einem Tor Vorsprung geholt, vorzugsweise mit 1:0 – so wie gegen Dynamo Dresden.
Vor allem seit der Übernahme von Coach Hannes Wolf Ende Oktober ist die minimalistische Bilanz auffällig. Beachtliche acht Siege holte der HSV in elf Spielen seit dem Trainerwechsel – sieben davon knapp. Nur beim 3:1-Erfolg in Aue gewann der Club mit mehr als einem Tor Unterschied.
28 Treffer reichen dem HSV, um die Tabelle mit 43 Punkten souverän anzuführen. Zum Vergleich: Mit-Aufstiegsfavorit Köln schoss fast doppelt so viele Tore (51), liegt aber vier Zähler hinter den Hanseaten bei einem Spiel weniger. In Hamburg ist jeder Treffer Gold wert. Im Schnitt holt der Bundesligaabsteiger 1,5 Punkte pro Tor. Ein Rekord, der nur zum Aufstieg führen kann.
HSV ist zu 96 Prozent aufgestiegen
So haben Statistiker ermittelt, dass der HSV bereits zu 96 Prozent aufgestiegen ist. 26 von 27 Mannschaften mit einer vergleichbaren Punkteausbeute zu diesem Zeitpunkt der Saison stiegen am Ende auf. Nur Mainz scheiterte einmal nach einer solchen Ausgangslage. Siegtorschütze Lewis Holtby drückt dennoch auf die Aufstiegsbremse: „Das ist noch ein weiter Weg. Wir haben noch schwere Spiele.“
Der Aushilfskapitän weiß, dass sein Team dringend an der Chancenverwertung arbeiten muss. Die Hanseaten sind der Tabellenführer in der Zweitliga-Geschichte mit den wenigsten Toren nach 21 Spieltagen. Sollte der HSV im Mai souverän aufsteigen, wird sich über das Wie allerdings kein Fan mehr interessieren. „Es geht nur um Zähler, nicht um einen Schönheitswettbewerb“, sagt Holtby.
Pollersbeck mit Fabel-Bilanz
Ein Garant für die Erfolgsbilanz ist auch Torhüter Julian Pollersbeck. Zehnmal hielt der U-21-Europameister bereits zu null. Damit führt er die „Weiße Weste“ vor Union Berlins Rafal Gikiewicz (9) und Bochums Manuel Riemann (7) an. Gegen Dresden bewahrte Pollersbeck seine Mannschaft vor dem Rückstand, als er gegen den enteilten Stürmer Moussa Koné lange stehen blieb und den Abschluss famos entschärfte.
Der letzte HSV-Keeper, der sein Gehäuse derart dicht machte wie Pollersbeck, war Frank Rost. In der Saison 2009/10 blieb er 16-mal ohne Gegentor. Eine Bilanz, die Pollersbeck in dieser Spielzeit noch knacken kann.
Becker mahnt nach Dusel-Sieg
Nicht jedem beim HSV gefällt die minimalistische Bilanz. Unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg gegen Dresden monierte Sportchef Ralf Becker vor allem die Art und Weise, wie der dritte Heimsieg in Folge zustande kam. „Dresden war sicherlich kein Dämpfer, aber wir hatten nicht die 100-prozentige Fixierung“, klagte der Manager. „Es ist keine Frage, dass wir uns am Sonnabend in Heidenheim wieder besser präsentieren müssen.“ Becker betonte aber auch: „Es wäre ein großer Fehler, sich über Siege nicht zu freuen. Wir freuen uns natürlich, dass wie diesen Sieg eingefahren haben. Aber es war kein gutes Spiel. Das muss man ganz klar so sagen.
Der glückliche Sieg gegen Dresden ordnet auch den überlegenen Pokalerfolg unter der Woche gegen schwache Nürnberger ein. Becker: „Nach dem Euphorie-Abend gegen Nürnberg, wo alle schon wieder von großen Zeiten geträumt haben, war das heute wieder eine Landung auf dem Boden der Tatsachen."
Sieg gegen Dresden – der HSV tanzt weiter ganz oben
Lacroix bleibt beim HSV
Weil er nach der Genesung von Gideon Jung (Knorpelschaden) plötzlich nur noch Innenverteidiger Nummer vier war, hat sich Léo Lacroix mit einem Abgang im Winter beschäftigt. Auch wenn noch immer einzelne Märkte offen sind, ist nun eine Entscheidung gefallen: Der von St. Etienne ausgeliehene Schweizer bleibt bis Saisonende in Hamburg.
Der HSV hat ein Machtwort gesprochen und will seinen Abwehrhünen nicht abgeben. Der Hintergrund: Gegen Dresden musste Jung rechts in der Viererkette aushelfen, Bates und van Drongelen bildeten das Abwehrzentrum und Lacroix saß als einziger Innenverteidiger auf der Bank.
Die Club-Verantwortlichen wissen, wie schnell Lacroix durch Sperren und Verletzung wieder ins Team rücken kann, und wollen deshalb kein Risiko eingehen. Zumal nicht klar ist, wann Mentalitätsmonster Kyriakos Papadopoulos (Knorpelschaden) zurückkehrt. Voraussichtlich wird der Grieche erst im April wieder einsatzfähig sein.
Kehrt Hwang gegen Regensburg (24.2.) zurück?
Ben-Hatira wechselt nach Ungarn
Der frühere HSV-Profi Änis Ben-Hatira wechselte zum ungarischen Traditionsklub Honved Budapest. Der zuletzt vertragslose 30-Jährige unterschrieb beim 14-maligen ungarischen Meister einen Vertrag über eineinhalb Jahre. "Ich bin froh, dass ich wieder zurück auf dem Platz bin und glücklich darüber, noch solch einen namhaften Club gefunden zu haben", sagte Ben-Hatira bei "t-online.de". Eine Rückkehr in die Bundesliga schließt er nicht aus: "Jetzt konzentriere ich mich voll auf die Rückrunde und gebe alles, um im Sommer eine gute Situation für mich zu schaffen."