Bielefeld. Kung-Fu-Tor von Voglsammer und auch eine eigentlich klare Rote Karte für den HSV sorgen nach der 0:2-Niederlage für Gesprächsstoff.

Auf der Alm, da gibt's koa Punkt – Sünder allerdings schon: Nach einem frühen Platzverweis für Gotoku Sakai ist der HSV am Sonnabend ohne Zähler aus Bielefeld zurückgekehrt. Am 20. Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga setzte es für den Tabellenführer bei der Arminia eine verdiente 0:2 (0:2)-Niederlage.

Auf die Verliererstraße geriet die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf gewissermaßen schon nach zwölf Minuten, als sich Sakai nach einem verlorenen Zweikampf von Gideon Jung gegen Fabian Klos nur noch mit einer Notbremse gegen Andreas Voglsammer zu helfen wusste. Die folgerichtige Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin): Rote Karte für den Japaner, da Bielefelds Stürmer ohne das Foul alleine auf Julian Pollersbeck gelaufen wäre.

Eine Konsequenz, die Sakais Trainer wiederum angesichts der großen Restspielzeit allerdings eher in Kauf genommen hätte als die Matchstrafe. "Ich hatte gehofft, dass er ihn laufen lässt und Pollersbeck dann hält", gestand Wolf nach dem Spiel.

Heftige Proteste gegen Voglsammer-Tor

Nur sieben Minuten später wurde der HSV-Torhüter dann aber doch noch von Voglsammer düpiert, der bei seinem Torschuss mit der Pieke nach einem Freistoß von der linken Seite das Bein im Duell mit Orel Mangala aber verdächtig hoch hielt.

"Ich weiß nicht, ob mein Fuß so extrem weit oben ist, sein Fuß geht auch hoch", analysierte der Torschütze hinterher bei "Sky". Schiedsrichter Siebert habe ihn sogar noch gefragt, ob er Mangala mit dem Fuß am Oberkörper berührt habe, berichtete Voglsammer. Seine Antwort: "Ich habe gesagt, 'kann sein'."

Wolf versteht den Schiedsrichter nicht

Dass der Unparteiische überhaupt Rücksprache mit dem Spieler gehalten habe, wunderte wiederum Wolf. "Alleine die Frage ist schon falsch", fand der HSV-Coach. Schließlich sei ein hohes Bein allein schon als gefährliches Spiel zu werten – unabhängig davon, ob der Gegenspieler getroffen werde oder nicht. Und so meinte auch Wolfs Gegenüber Uwe Neuhaus: "Es hätte Foul geben müssen."

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Voglsammers derzeit verletzter Teamkollege Tom Schütz hatte sein Urteil bereits in der Halbzeit gefällt. "Ich glaube, man hätte sich nicht beschweren können, wenn es abgepfiffen worden wäre. Wir hätten uns wohl auch beschwert", sagte Schütz bei "Sky". Die Proteste des HSV mündeten allerdings nur in einer Gelbe Karte für Lewis Holtby. "Er trifft ihn klar am Kopf. Beim besten Willen, mir fällt da... ach komm, egal", sagte Holtby in der ARD-"Sportschau".

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Ein Altbekannter trifft zum 2:0

Und die Laune der Hamburger sowie die der rund 5000 mitgereisten Fans sollte sich an diesem Tag nicht mehr heben. Schuld daran trug ein alter Bekannter aus HSV-Sicht: Reinhold Yabo durfte in der 26. Minute gleich zweimal aus der Distanz abziehen. Und während Pollersbeck den ersten Schuss noch zur Seite parieren konnte, schlug Yabos zweiter Versuch unter dem Schlussmann in der linken Ecke ein. Und so jubelte Bielefelds Rückkehrer wiederholt gegen den HSV – im Relegationsrückspiel 2015 hatte Yabo zur Führung des KSC eingeschossen.

Die Statistik

Arminia Bielefeld

Ortega - Brunner, Behrendt, Börner, Hartherz -  Prietl -  Edmundsson (54. Staude), Seufert -  Yabo (64. Weihrauch), Klos (73. Salger), Voglsammer. - Trainer: Neuhaus

HSV

Pollersbeck  – Sakai, Gideon Jung (46. Bates), van Drongelen, Santos -  Mangala -  Narey, Holtby, Ito, Vagnoman  (61. Özcan) - Jatta (77. Arp). - Trainer: Wolf

Schiedsrichter

Daniel Siebert (Berlin)

Zuschauer

26.515 (ausverkauft)

Tore

1:0 Voglsammer (19.), 2:0 Yabo (26.)

Gelbe Karten

Brunner, Seufert  – Holtby, Bates

Rote Karte

  – Douglas Santos (12./Notbremse)

1/7

Die 80 Minuten lange Unterzahl hatten die HSV-Profis schnell als Grundübel für die spätere Niederlage ausgemacht. "Wenn du nach zehn Minuten mit zehn Mann spielen musst, wird es schwer. Am Ende hat uns etwas die Kraft im Angriff gefehlt", sagte Verteidiger Rick van Drongelen. Holtby bezeichnete Sakais Rote Karte als "Schicksalsschlag". Trotzdem habe die Mannschaft versucht, weiter Fußball zu spielen. "Das 2:0 war dann schon fast der Killer", so Holtby. Und Wolf meinte über den "gebrauchten Tag" auf der Alm: "Es ist einfach zu viel gegen uns gelaufen."

Kurzfristiger Lasogga-Ausfall bereitet Sorgen

Dass die Reise in die Stadt, deren Existenz gemäß eines Running Gags immer wieder in Frage gestellt wird, unter keinem guten Stern stehen könnte, ließ sich bereits wenige Augenblicke vor dem Anstoß erahnen. Denn mit dem kurzfristigen Ausfall von Pierre-Michel Lasogga, der mit einer verhärteten Wade passen musste, vergrößerten sich für Wolf nach dem Muskelfaserriss von Kapitän Aaron Hunt die personellen Sorgen.

Lasogga hatte sich die Blessur in der linken Wade bei einem Lattenschuss gegen Sandhausen zugezogen. Bei dem 2:1-Sieg unter der Woche war der Stürmer mit zwei Treffern noch der Matchwinner. Allerdings war Lasoggas Pause ebenso eine größere Vorsichtsmaßnahme wie die Herausnahme von Jung zur Halbzeit in Bielefeld.

Für Lasogga, unter der Woche mit zwei Treffern noch der Matchwinner beim 2:1-Sieg gegen Sandhausen, gab Bakery Jatta im 4-1-4-1-System den Stoßstürmer. Neu ins Team rückte Josha Vagnoman. Für Angreifer Fiete Arp blieb damit nur ein Platz auf der Bank, auf die wiederum Talent Aaron Opoku als Profi Nummer 18 nachrückte.

Ito bekommt keinen Elfmeter und vergibt

Nach einer Stunde und wenig Impulsen nach vorne war das Spiel dann aber auch für Vagnoman beendet, der Außenverteidiger machte Platz für die neue Offensivkraft Berkay Özcan, der später noch einen Schlag aufs Sprunggelenk abbekam. Aber zuvor gab es nur eine Minute nach dessen Einwechslung direkt den ersten Aufreger im Bielefelder Strafraum, doch Sieberts Pfeife blieb nach einem Faller von Tatsuya Ito diesmal stumm. Kurz vor Schluss fehlte Ito mit einem Schuss gegen die Brust von Bielefelds Schlussmann ebenfalls das Glück (84.).

Nach 77 Minuten war dann auch Spielzeit für Arp, doch auch mit neuem Kahlschlag auf dem Kopf blieb das Torkonto für den Jatta-Ersatz auch im elften Zweitliga-Einsatz leer. Und so stand am Ende einerseits zwar eine auch aufgrund der Begleiterscheinungen bittere Pleite im Schneeregen. Allerdings fiel der HSV andererseits mit weiterhin vier Punkten Vorsprung auf den 1. FC Köln vorerst weich.

Die Chance, wieder in die Spur zu kommen, bietet sich bereits am kommenden Dienstag gegen den 1. FC Nürnberg – wenn auch "Nur" im DFB-Pokal. Und so gilt nun Pollersbecks pragmatische Einschätzung des Ausflugs nach Ostwestfalen: "Wir haben Pech gehabt mit der Roten Karte, aber das muss man halt schlucken. Es ist jetzt im Endeffekt egal, in drei Tagen ist wieder das nächste Spiel." So sieht es auch Pollersbecks Trainer. "Wir wollen nicht lange weinen", sagte Wolf nach dem unerfreulichen Auswärtsspiel.

Die Höhepunkte

3. Minute

Douglas Santos leitet die erste Chance des Spiels ein und passt auf Narey. Der rechte Flügelspieler schlägt noch einen Haken nach innen, bevor er Richtung Tor abzieht – der Schuss saust aber doch recht deutlich drüber.

12. Minute

Platzverweis gegen den HSV! Douglas Santos zieht im Laufduell mit Vogelsammer kurz vor dem Strafraum die Notbremse und wird dafür zu Recht mit glatt Rot bestraft. Der Bielefelder wäre frei durch gewesen. Zuvor hatte Jung einen Zweikampf mit Klos verloren.

19. Minute

Tor für Bielefeld – 1:0. Die Arminia nutzt die Überzahl, benötigt dafür allerdings eine Standardsituation. Seufert schlägt einen Freistoß von links in den Strafraum. Dort setzt sich Voglsammer gegen Mangala durch, hält dabei das Bein aber ziemlich hoch. Schiedsrichter Siebert erkennt keinen Regelverstoß und gibt den Treffer. Holtby protestiert und sieht dafür Gelb.

26. Minute

Tor für Bielefeld – 2:0. Yabos ersten, leicht abgefälschten Versuch aus gut 20 Metern kann Pollersbeck noch stark zur Seite parieren. Der Ball landet aber erneut bei dem Bielefelder Rückkehrer – Yabo zieht erneut Richtung linke Ecke ab, und diesmal zischt der Strich unter Pollersbeck hindurch ins Netz.

39. Minute

Hartherz packt ein Pfund aus, das van Drongelen entschärfen kann. In der Folge bleibt der Ball im Hamburger Strafraum, der HSV kann Mühe und Not klären.

41. Minute

Narey holt einen Freistoß raus, den er anschließend allerdings selbst kläglich in die Wolken drischt.

53. Minute

Jatta hat Wut im Bauch und gibt noch einmal ein Lebenszeichen ab. Der wuchtige Schuss geht aber übers Tor.

62. Minute

Ito fällt im Strafraum, doch die Pfeife von Schiedsrichter Siebert bleibt stumm. Im Gegenzug fällt Klos beim Konter im Duell mit Bates – Gelb für Hamburgs Schotten.

76. Minute

Der eingewechselte Weihrauch holt für Bielefeld mit einem abgefälschten Schuss eine Ecke raus. Neben einem kurz darauf folgenden Schuss von Hartherz eine der wenigen verbliebenen Vorstöße der Gastgeber.

86. Minute

Ito hat plötzlich im Strafraum freie Schussbahn, scheitert aber halbrechts an der Brust von Bielefelds Keeper Ortega.

1/10