Hamburg. Der HSV gewinnt dank zweier Lasogga-Treffer verdient 2:1 gegen Sandhausen und darf weiter vom Rathausbalkon träumen.

Es war mal wieder knapp. Aber so verdient wie wohl noch nie in dieser Saison. Im Hamburger Schneetreiben feierte der HSV am Mittwochabend einen gelungenen Start in das neue Jahr. Mit 2:1 (1:0) besiegte das Team von Trainer Hannes Wolf den SV Sandhausen. Mann des Tages war einmal mehr Pierre-Michel Lasogga, der seine Saisontore acht und neun erzielte. Zum ersten Mal seit 2011 gewinnt der HSV wieder sein erstes Ligaspiel nach der Winterpause. Noch wichtiger: Der Vorsprung in der Tabelle auf einen Nichtaufstiegsplatz wuchs auf sechs Punkte.

Drei Tage, nachdem Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher auf seiner Dubai-Reise überraschend davon sprach, den HSV bei einem Aufstieg in die Bundesliga zur Feier auf den Balkon des Rathauses einzuladen, machte der Tabellenführer dafür einen ersten Schritt. „Ich bin sehr glücklich mit dem Sieg, auch wenn wir ein paar mehr Tore schießen müssen“, sagte Verteidiger Rick van Drongelen. „Wir haben Sandhausen lange Zeit beherrscht, trotzdem musste ich mich am Ende bei Pierre bedanken.“

Und dann ergänzte der Niederländer mit einem verschmitzten Lächeln: „Es war ein erster kleiner Schritt Richtung Rathausmarkt.“

Moritz vor dem Absprung

Für die erste Überraschung des Abends sorgte der HSV bei der Bekanntgabe des Kaders. Dass Innenverteidiger Léo Lacroix aufgrund der Rückkehr von Gideon Jung nicht im Aufgebot stand, war zu erwarten. Der Schweizer wird aber wohl trotzdem bis Saisonende in Hamburg bleiben.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dass Christoph Moritz aus dem Kader gestrichen wurde, hätte dagegen kaum jemand erwartet. Und damit nicht genug. Der Vize-Kapitän wird am letzten Tag der Transferperiode aller Voraussicht nach noch den HSV verlassen. Durch die Verpflichtung von Berkay Özcan hat der 28-Jährige im zentralen Mittelfeld kaum Perspektiven auf Spielzeit. Moritz soll laut „Bild“ vor einem Wechsel auf Leihbasis zu Darmstadt 98 stehen.

HSV vergab viele Torchancen

Neuzugang Özcan, der sich durch den Wechsel von Stuttgart nach Hamburg ebenfalls mehr Einsätze erhofft, saß zunächst ebenso draußen wie Kapitän Aaron Hunt. Stattdessen ließ Trainer Hannes Wolf wie erwartet Tatsuya Ito auf der Spielmacherposition ran. Der Japaner musste sich in der neuen Rolle aber erst noch zurechtfinden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Trotzdem erspielte sich der HSV gegen ein wie schon im Hinspiel sehr schwaches Sandhausen vom Anpfiff weg Chancen im Fünf-Minuten-Takt. Der Unterschied zum 12. August: Torhüter Marcel Schuhen, der beim 3:0-Sieg des HSV gleich zwei Gegentore verschuldete, parierte im ersten Durchgang eine Vielzahl an Hamburger Gelegenheiten.

Zunächst scheiterte Lewis Holtby an Schuhen (9.), dann auch noch Khaled Narey (14.) und Lasogga (15.). Ito (18.) und Lasogga (34.) versäumten weitere Möglichkeiten. Mit 74 Prozent Ballbesitz und 9:0 Torschüssen wäre der HSV beinahe in die Halbzeit gegangen. "Wir müssen aus der Überlegenheit natürlich mehr Tore machen, aber es ist gut, dass wir so viele Chancen haben. Wir dürfen über das Thema Chancenverwertung jedoch nicht, die anderen Dinge vergessen, die wir gut gemacht haben", sagte Wolf.

Diekmeier holt einen Elfmeter heraus

Doch der zehnte Versuch saß dann doch noch. Eine tolle Kombination über Douglas Santos und den hauchdünn im Abseits stehenden Bakery Jatta fand Lasogga, der die perfekte Vorlage aus fünf Metern mit links über die Linie drückte (45.). Dennis Diekmeier, der bei seiner Rückkehr in den Volkspark gegen Jatta zunächst große Probleme hatte, traf den Gambier bei seiner Grätsche noch unglücklich am linken Fuß.

Jatta brachte Diekmeier im Strafraum tölpelhaft zu Fall. Der Ex-Hamburger sagte nach dem Spiel:
Jatta brachte Diekmeier im Strafraum tölpelhaft zu Fall. Der Ex-Hamburger sagte nach dem Spiel: "Heute war etwas Besonderes. Der HSV bleibt mir immer im Herzen." © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin

Trotzdem ging es für den Linksaußen weiter. Und das Duell Jatta gegen Diekmeier ging in die nächste Runde. Als Sandhausen das erste Mal überhaupt im Strafraum des HSV auftauchte, pfiff Schiedsrichter Sören Storks plötzlich Elfmeter. Und es war ausgerechnet Diekmeier, der nach einem Foul von Jatta zu Boden ging. Den berechtigten Strafstoß verwandelte Andrew Wooten zum völlig überraschenden Ausgleich (65.).

Lasogga antwortet prompt

Es sollte aber keine drei Minuten dauern, ehe der HSV wieder in Führung ging. Und wieder war es Lasogga. Einen erneut lehrbuchreif vorgetragenen Angriff schloss der Torjäger nach Holtbys Pass mit einem wuchtigen Rechtsschuss zum 2:1 ab (68.). Anschließend durften auch Kapitän Hunt und Neuzugang Özcan mitspielen. „Es war ein großartiges Gefühl, heute hier im Volksparkstadion auf dem Platz zu stehen", sagte der türkische Nationalspieler. "Es gibt natürlich noch einige Dinge zu verbessern, aber mit unserem Sieg bin ich erstmal zufrieden."

Einzelkritik: Poet Mangala und Regisseur Santos

Obwohl das Ergebnis bis zum Ende eng blieb, geriet der Sieg nicht mehr in Gefahr. Beinahe hätte Lasogga sogar noch sein drittes Tor erzielt, doch sein Linksschuss aus 20 Metern klatschte an die Latte (84.).

Poptown-Rückzug ohne Auswirkung

Die 36.564 Zuschauer im Volksparkstadion – so wenige kamen seit mehr als 15 Jahren nicht mehr zu einem Heimspiel – konnten sich bei einem Grad Außentemperatur und leichtem Schneefall am HSV-Spiel erwärmen.

Trotz des Rückzugs der Ultra-Gruppe „Poptown“ herrschte auf der Nordtribüne gute Stimmung. Und das bis zum Ende. „Wir haben aus einem überlegenen Spiel einen Arbeitssieg gemacht“, sagte Matchwinner und Doppeltorschütze Lasogga. Mit nun 40 Punkten ist der erste Schritt Richtung Rathausmarkt geschafft.