Hamburg. Mittelfeldtalent unterschreibt einen Vertrag bis 2023. Ablöse muss nicht sofort gezahlt werden. Was bedeutet der Deal für Holtby?
Um 18.02 Uhr machte der HSV am Donnerstag offiziell, was sich tagsüber bereits angedeutet hatte. Mittelfeldtalent Berkay Özcan wechselt vom Bundesligisten VfB Stuttgart nach Hamburg. Der 20-Jährige unterschrieb einen ligaunabhängigen Viereinhalb-Jahres-Kontrakt bis 2023. Die Ablöse von drei Millionen Euro muss erst im Falle des Aufstiegs gezahlt werden. Verpasst der HSV die Rückkehr in die Bundesliga, reduziert sich die Kaufsumme auf 1,5 Millionen Euro. Dass die Rechnung nicht sofort beglichen werden kann, ist ein weiteres Indiz für die prekäre finanzielle Lage des Clubs.
400 Minuten Spielzeit fehlen
Özcans Stuttgarter Vertragsverhältnis galt als schwierig. Nach Abendblatt-Informationen hätte er im Sommer für 1,2 Millionen Euro wechseln können, wenn er in dieser Saison weniger als 500 Minuten gespielt hätte. Da ihm dafür noch mehr als 400 Minuten fehlen, gab der VfB sein Eigengewächs lieber sofort für eine höhere Summe ab. „Der HSV ist ein großartiger Club mit tollen Fans“, sagte Özcan, nachdem er am Donnerstagnachmittag den Medizincheck im Athleticum des UKE bestand.
Am heutigen Freitag wird er mit Co-Trainer André Kilian eine individuelle Einheit bestreiten, am Sonnabend erstmals mit den neuen Kollegen im Volkspark trainieren. „Ich möchte natürlich mithelfen, dass der HSV in die Bundesliga zurückkehrt“, sagte Özcan. HSV-Trainer Wolf kennt Özcan noch aus Stuttgarter Zeiten Eigentlich wollte der HSV im Winter keinen Spieler verpflichten. Doch als sich nun die Möglichkeit ergab, Özcan zu holen, fädelte Sportvorstand Ralf Becker, der gute Kontakte nach Stuttgart pflegt, den Deal ein.
Wolf kennt Özcan aus Stuttgart
Der türkische Nationalspieler und HSV-Trainer Hannes Wolf kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfB. „Berkay ist ein sehr guter Fußballer. Er ist noch jung, hat aber schon viel gespielt“, sagte der Coach bei Sky. Zudem habe der Offensivspieler einen „guten Charakter“. Unter Wolf erlebte Özcan seine erfolgreichste Zeit.
Nach dem Erstligaaufstieg 2017 entwickelte er sich in Stuttgart zum Stammspieler. Doch als Wolf vor einem Jahr beim VfB entlassen wurde, spielte Özcan keine Rolle mehr – weder unter Ex-Coach Tayfun Korkut noch bei dessen Nachfolger Markus Weinzierl. Folglich sammelte der von einem Syndesmosebandriss geplagte Özcan in der Hinrunde der laufenden Saison nur 49 Minuten in drei Kurzeinsätzen.
Reschke artikuliert Özcans Wunsch
Als er zum Rückrundenstart gegen Mainz (2:3) nicht mal mehr zum Kader gehörte, festigte sich sein Entschluss, die Schwaben zu verlassen. „Dieser Wechsel ist sein ausdrücklicher Wunsch, da es sein absoluter Anspruch ist, jetzt Stammspieler in einem Profiteam zu sein“, sagte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke.
Die Hamburger hatten sich bereits im Sommer mit Özcan beschäftigt, seitdem war der Kontakt nie abgerissen. Özcan gilt als ähnlich ballsicher wie Orel Mangala, der ebenfalls aus Stuttgart kam. Eine Qualität, die bei Trainer Weinzierl im Abstiegskampf jedoch nicht gefragt war.
Wegen seiner Defizite im Tempo und in der Robustheit, die auch Wolf zu seiner Stuttgarter Zeit bemängelt haben soll, konnte Özcan beim VfB nur selten überzeugen. Nun soll ihm der Neustart beim HSV gelingen. Hier ist er vor allem als Perspektivspieler eingeplant. Im zentralen Mittelfeld kann er sowohl auf der Acht als auch auf der Zehn agieren.
Erste Alternative für Hunt und Holtby
Zunächst ist er als erste Alternative für Holtby (28), der in der Hinrunde nicht immer überzeugen konnte, sowie den verletzungsanfälligen Spielmacher Hunt (32) vorgesehen. Spätestens im Sommer, wenn Holtbys Vertrag ausläuft – ob dieser verlängert wird, ist noch offen – und Hunt 33 Jahre alt wird, soll Özcan den nächsten Schritt in seiner Entwicklung nehmen.
"Wir sind davon überzeugt, dass er uns in der Rückrunde helfen, aber auch darüber hinaus ein wichtiger Baustein in unseren Planungen sein wird", sagte Becker.