Marcell Jansen wird an ein HSV-Trauma erinnert – und rügt Frank Ribéry. Freud und Leid für zwei ehemalige Hamburger bei den MLS-Drafts.
Wintzheimer verpasst eine Einheit
Bei strahlendem Sonnenschein hat der HSV am Sonntag seine ersten Trainingseinheiten auf dem Platz des La Manga Club Football Centers absolviert. Nachdem nach der Anreise am Sonnabend zunächst Krafttraining angesagt war, sahen die Profis heute auch den Ball.
In der Einheit am Vormittag fehlte nur Stürmer Manuel Wintzheimer aufgrund muskulärer Probleme, am Nachmittag war der Kader dann komplett. Morgen steht für die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf das erste von zwei Testspielen in Südspanien an. Gegner um 15 Uhr ist der Schweizer Erstligist FC St. Gallen.
Marcell Jansen wirbt für sich im "Doppelpass"
Er schritt zwar begleitet von einem Live-Sample des MC-Hammer-Hits "Can't touch this" zur Gesprächsrunde, doch im Bezug auf das vakante Präsidentschaftsamt des Hamburger SV e.V. gilt für Marcell Jansen schon längst: Nicht nur gucken, sondern auch anfassen.
Und so erklärte der mit 33 Jahren jüngste Kandidat der HSV-Geschichte im "Doppelpass" auf Sport1 am Sonntag noch einmal: "Als Amateursportler und Aufsichtsratsmitglied möchte ich alle im Verein vertreten. Ich denke, ich kann für die Mitglieder sprechen."
Video: Jansen über die Intention seiner Kandidatur
Als der Posten freiwurde, seien wichtige Menschen, aber auch Freunde und Fans auf ihn zugekommen und hätten ihn gebeten: "Lieber Marcell, bitte bewirb dich! Wir möchten, dass das höchste Ehrenamt im Verein sowohl den Breitensport als auch die AG versteht."
Jansen mit Tschentscher beim Ahoi-Ball:
Jansen hätte gerne 50 Millionen für den HSV
Im Laufe der Sendung positionierte sich Jansen dann bei verschiedenen Themen, so auch zu den stetig wachsenden Ablösesummen. "Dass die Summen immer verrückter werden, steht außer Frage", sagte Jansen. Gleichwohl sehe er darin eine Chance für kleinere und mittlere Vereine, die Geld in die Ausbildung von Talenten steckten und dank eines guten Scoutingsystems Spieler herausbrächten, um dann wiederum Profis "für 40 oder 50 Millionen Euro" zu kaufen. "Also das Geld hätte ich gerne für unseren HSV", sagte Jansen.
Jansen zum Fall Ribéry: "Wie ein Jugendlicher"
Zum Fall des Bayern-Stars Franck Ribéry, der nach dem Verzehr eines Goldsteaks und anschließender Pöbelattacke in den sozialen Medien von seinem Verein intern bestraft wurde, sagte Jansen: "Wir reden hier über soziale Verantwortung. Es geht nicht um Geldstrafe, die ist mir wurscht. Der FC Bayern stand in der Vergangenheit immer für starke Sozialkompetenz, gerade auch, wenn es etwa schiefgeht."
Video: Jansen über den Fall Ribéry
Privat möge er Franck Ribéry zwar, auch die Verköstigung des mit Blattgold überzogenen Fleischstücks sehe er nicht per se als problematisch an, sagte Jansen. "Nur, wenn ich 35 Jahre alt bin, ein goldenes Steak esse und Fans das dann blöd finden und kommentieren, dann muss ich darüberstehen und kann nicht reagieren wie ein Jugendlicher". Daher halte er eine aufrichtige Entschuldigung des Franzosen für zwingend erforderlich. "Das wäre das Mindeste, wenn man als Ikone des FC Bayern so auftritt." Stattdessen habe Bayern-Sportchef Hasan Salihamidzic das Thema offiziell für beendet erklärt, ohne weitere Nachfragen zuzulassen. "Das finde ich nicht gut", urteilte Jansen.
Fortuna vergisst Bestätigung von Drobny-Wechsel
Eigentlich wäre es nur eine Vollzugsmeldung gewesen, doch selbst diese ging im Trubel um die Vertragsverlängerung des Düsseldorfer Trainer Friedhelm Funkel irgendwie unter: Seit Sonntag ist Ex-HSV-Torhüter Jaroslav Drobny ein Fortune – auch, wenn die Rheinländer prompt vergessen hatten, den Transfer des 39-Jährigen von Werder Bremen zu bestätigen. Weitere Wechselmodalitäten wurden nicht bekannt.
Spielen durfte Drobny aber dennoch direkt. Allerdings agierte der betagte Tscheche bei seinem Debüt gegen Hertha BSC im Rahmen des Telekom Cup äußerst unglücklich, indem er seinem weiteren früheren Arbeitgeber mit einem Fehlpass den Führungstreffer auflegte. Bedanken durfte sich Drobny am Ende bei seinen neuen Kollegen Kenan Karaman und Marvin Ducksch (Doppelpack), die das Spiel um Platz drei noch drehten.
In Düsseldorf trifft Drobny, der den Volkspark 2016 im Unfrieden verlasen hatte, mit Raphael Wolf übrigens auf einen weiteren ehemaligen HSV-Torhüter. Funkel hatte sich wegen der Verletzungsanfälligkeit seiner beiden Keeper Michael Rensing, der als Nummer eins in der Hinrunde zudem nicht hundertprozentig überzeugen konnte, und Wolf noch einen dritten Schlussmann gewünscht. Am Wochenende stand Funkel dann selbst im Mittelpunkt, nachdem es erst hieß, sein zum Saisonende auslaufender Vertrag würde nicht verlängert. Anschließend folgte die Kehrtwende.
Jansen wird an ein HSV-Trauma erinnert
Auch Marcell Jansen äußerte sich am Sonntag zu der Düsseldorfer Trainer-Posse. "Ich finde es schade, wenn es gerade in einem Erfolgsmoment des Vereins dickköpfige und unkluge Diskussionen gab und man es nicht geschafft hat, eine Atmosphäre zu schaffen, um sich vernünftig zu unterhalten", sagte Jansen im "Doppelpass".
"Das darf nicht passieren, denn damit hetzt man die Fans in einer ungünstigen Situation auf und macht sich das kaputt, was in der Vergangenheit gut gelaufen ist", fuhr Jansen fort, um dann den Bogen zum HSV zu spannen. "Ich habe da ein leichtes Trauma, da sich beim HSV die Verantwortlichen vor vielen Jahren auch gestritten haben, obwohl sich eigentlich alle in den Armen hätten liegen müssen", erzählte Jansen. "Danach ging es dann drastisch nach unten."
Namen nannte Jansen dabei allerdings keine. Als Profi kam der WM-Dritte von 2010 zur Saison 2008/09 nach Hamburg. Über die Plätze 5, 7 und 8 in den ersten drei Jahren ging es für Jansen mit dem HSV bis zu seinem Karrierende im Sommer 2015 stetig bergab – mit der zweimaligen Abstiegsrelegation als negative Höhepunkte. In Jansens Zeit wurde der Verein zunächst von den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und Carl Jarchow geführt, später dann als AG von Dietmar Beiersdorfer.
"Der Verein muss an erster Stelle stehen, da müssen sich alle zusammenreißen", betonte Jansen nun am Sonntag mehrfach.
Stottertest für Auftaktgegner Sandhausen
Bei Hamburgs Gegner zum Pflichtspielauftakt des neuen Jahres läuft es noch nicht unbedingt rund. Nach einem starken 3:0 gegen den türkischen Erstligisten Antalyaspor im ersten Test des Trainingslagers in Belek kam die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat am Sonntag nicht über ein 0:0 gegen den krisengeschüttelten Drittligisten Hansa Rostock hinaus.
Bereits am Montag fliegt die Mannschaft um Neuzugang Dennis Diekmeier wieder nach Deutschland zurück. Nach seinem Debüt war Koschinat voll des Lobes über den langjährigen HSV-Profi. "Er ist unglaublich handlungsschnell", sagte Koschinat.
Holtby trainiert schon für Diekmeier
Das Spiel gegen Sandhausen ist auf Mittwoch, den 30. Januar um 20.30 Uhr im Volksparkstadion angesetzt. Lewis Holtby denkt bereits an diesen Termin – und an seinen langjährigen Mannschaftskollegen. "Es geht jetzt sehr, sehr schnell Richtung Spiel gegen Sandhausen", sagte Holtby am Sonntag im Trainingslager in La Manga. "Jetzt müssen wir noch ein paar richtig gute Einheiten hinlegen, damit wir auch dafür vorbereitet sind. Besonders auch für Dennis Diekmeier."
Ex-HSV-Talent schafft es in die MLS
Freud und Leid für zwei ehemalige HSV-Talente bei den Drafts der Major League Soccer (MLS): Während sich Lennart Hein bei den sogenannten Picks der 24 US-Proficlubs aus den College-Spielern über den Last-Minute-Zuschlag der Portland Timbers freuen durfte, schaute Nils Brüning am Wochenende überraschend in die Röhre.
Trotz guter Leistungen für die "Tar Heels" aus North Carolina reichte es für den 24 Jahre alten Stürmer in der ersten Runde nicht für ein Ticket in die Liga, in der unter anderem Altstars wie Bastian Schweinsteiger (New York) und Zlatan Ibrahimovic (Loas Angeles) spielen. Brüning spielte bis 2015 beim HSV, von dem er trotz Teilnahme am Trainingslager im Jahr 2014 jedoch nicht mit einem Profivertrag belohnt worden war.
Abwehrspieler Hein wiederum durchlief zwischen 2006 und 2013 bis zur U18 alle Jugendmannschaften des HSV, bevor er zur SpVgg Greuther Fürth wechselte. In den USA spielte er zuletzt für die Saint Louis University. In Portland trifft der 24-Jährige nun zwar nicht auf die ganz großen Namen, erhält dafür aber einen Arbeitgeber mit erfolgreicher Geschichte: 2015 holten die Timbers den MLS-Titel.