Hamburg. Für die neue Saison hat der Club die Topspieler in Liga zwei im Blick – so wie Paderborns Klement und Kiels Kinsombi.
Hannes Wolf fühlte sich bestätigt. Als der HSV-Trainer am Donnerstag im Volkspark ein internes Testspiel ausrichten ließ, sah er zwei Mannschaften in guter Verfassung. 22 Feldspieler, mit denen Wolf am 30. Januar gegen Sandhausen in die verbleibenden 16 Rückrundenspiele startet. Mit 1:1 trennten sich die Teams, die Wolf bunt durchmischt hatte. Pierre-Michel Lasogga traf für die eine Mannschaft, Manuel Wintzheimer für die andere. „Ich bin zufrieden, die Haltung ist gut, es ist lebendig“, sagte Wolf. Seine Einschätzung: Der Kader ist stark genug, um den Aufstieg zu schaffen.
Wolf teilt damit die Ansicht von Ralf Becker, der bereits erklärt hatte, auf einen Winter-Neuzugang zu verzichten. Der Sportvorstand kann somit bereits die Sommertransferperiode vorbereiten. Und die wird für Becker zu einer echten Herausforderung. Er muss sowohl für den Fall des Aufstiegs als auch für einen Verbleib in Liga zwei einen schlagkräftigen Kader planen. Auf der Suche nach potenziellen Neuzugängen liegt der Fokus dabei vor allem auf den Topspielern der Zweiten Liga, die für den klammen HSV sowohl wirtschaftlich machbar sind und gleichzeitig noch eine Entwicklungsstufe vor sich haben, um ihren Transferwert in Hamburg noch steigern zu können.
Mehrere Interessenten
So beschäftigt sich der HSV nach Abendblatt-Informationen unter anderem mit Philipp Klement (26) vom SC Paderborn und David Kinsombi (23) von Holstein Kiel. Beide zählten in der Hinrunde zu den herausragenden Akteuren der Zweiten Liga und fallen in die Kategorie Spieler, die für den HSV im Sommer interessant sind – egal für welche Liga. Allerdings gehören die Hamburger nicht zu den einzigen Interessenten. Paderborns zentraler Mittelfeldspieler Klement hat sich mit zehn Toren und fünf Vorlagen vor der Winterpause auch auf die Liste des FC Schalke 04 gespielt. Der Bundesligist soll den Spielmacher als Kandidaten für einen Transfer in der Winterpause auserkoren haben.
Wie das Abendblatt erfuhr, hat sich der begehrte Klement mit seinem Management aber darauf verständigt, die Saison bei Paderborn zu Ende zu spielen, um dann den nächsten Karriereschritt zu machen. Bei noch einem Jahr Vertragslaufzeit wäre Klement im Sommer finanziell auch für den HSV zu stemmen. „Wir werden im Sommer auch Geld in die Hand nehmen müssen. Ganz ohne funktioniert es nicht“, sagt Sportchef Ralf Becker. Viel wird das angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme des HSV aber nicht sein – egal ob als Erst- oder Zweitligist. Als Blaupause gilt die vergangene Sommertransferperiode, als Becker acht Neuzugänge holte, aber nur für Khaled Narey (1,7 Millionen Euro) sowie Hee-chan Hwang (1,0 Millionen Leihgebühr) eine Transfersumme zahlte.
Zahl an Topspielern ist überschaubar
Nachdem der Manager mit Narey von Greuther Fürth einen Volltreffer landete, glauben die Verantwortlichen beim HSV, auch im kommenden Sommer wieder in der Zweiten Liga fündig zu werden. Allerdings ist die Zahl an potenziellen Topspielern in dieser Zweitligasaison überschaubar. Neben Klement hat sich auch Kiels Defensivallrounder David Kinsombi in die Notizbücher einiger Clubs gespielt – auch in das des HSV. Vor allem in den direkten Duellen gegen die Hamburger glänzte der 23-Jährige mit drei Treffern in den zwei Spielen.
Becker beobachtet die Entwicklung des ehemaligen deutschen U-18-Nationalspielers genau. Im Sommer 2017 holte er – damals noch als Sportchef von Holstein Kiel – den defensiven Mittelfeldspieler ablösefrei aus Karlsruhe an die Förde. Kinsombi könnte ein Kandidat sein, um im Sommer Orel Mangala zu ersetzen, der aller Voraussicht nach zurück zum VfB Stuttgart muss. Kinsombi ist ein ähnlicher Spielertyp, kann zudem sogar in der Innenverteidigung spielen. Allerdings läuft sein Vertrag in Kiel noch bis 2021. Die Ablöse dürfte daher im siebenstelligen Bereich liegen.
Fehlende Planungsklarheit
Becker bereitet derzeit mit seiner Scoutingabteilung um Chefscout Johannes Spors eine Art Schattenkader für beide Ligen vor. „Grundsätzlich suchen wir Spieler, die beide Wege mitgehen“, sagt Becker, der im Sommer wieder kreativ werden muss. „Spieler, deren Verträge auslaufen, sind immer interessant. Leihen werden auch wieder ein Thema sein.“
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Blattsalat statt Blattgold: Neujahrsempfang des HSV
Aufgrund der fehlenden Planungsklarheit wird bei potenziellen Neuzugängen derzeit abgeklopft, ob ein Wechsel zum HSV vorstellbar sei. Dabei will Becker mit anderen Faktoren für Hamburg werben als in den Jahren zuvor. Sprich: Der HSV will nicht mehr mit gut dotierten Verträgen punkten, sondern etwa mit einem Trainer, der gerne mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern zusammenarbeitet. Das Volksparkstadion soll wieder ein Ort werden, der für Spieler einen besonderen Reiz darstellt.
Geduld ist gefragt
Neben dem Kernmarkt Zweite Liga, den der HSV flächendeckend mit seinen Livescouts Spors, Marcel Klos und Sebastian Dirscherl abdeckt, fahndet der HSV auch in den Anrainerstaaten nach Neuzugängen. Aber auch Nischenmärkte in Asien hat der Club im Blick. Ein Scout ist gerade beim Asien-Cup vor Ort. HSV-Leihgabe Hwang spielt dabei heute in Abu Dhabi mit Südkorea gegen Kirgisistan (17 Uhr).
Der Stürmer ist ein Beispiel dafür, wie der Transfersommer beim HSV auch in diesem Sommer ablaufen könnte. Hwang kam im August erst kurz vor Transferschluss auf den Markt und dann zum HSV. Ähnliche Transfers hält Becker auch im kommenden Sommer für möglich. „Ich bin davon überzeugt, dass wir eine gute Mannschaft zusammenstellen“, sagt Becker, „dabei müssen wir aber auch Geduld haben.“
Der HSV e.V. hat das Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Überschuss von 65.000 Euro abgeschlossen.