Duisburg. Nach dem Schlagabtausch beim MSV stehen die Hamburger an der Tabellenspitze – auch dank Aaron Hunts herrlichem Freistoß.
Es lief bereits die Nachspielzeit am Freitagabend, als sich jeder der 4500 mitgereisten Hamburger in Duisburg erhob und den verdienten Sonderapplaus zollte. Kapitän Aaron Hunt, der gegen Christoph Moritz ausgewechselt wurde, drehte sich noch einmal um, winkte in die Hamburger Kurve und stolzierte schließlich vom Platz. Wenig später war dann Schluss: 2:1 hatte der HSV beim MSV Duisburg gewonnen, die Tabellenspitze verteidigt und sich – vor allem dank Hunt – den inoffiziellen Titel „Zweitligahinrundenmeister“ zum dritten Advent gesichert. Oh, du Fröhliche!
Bereits kurz vor der Partie hatte sich HSV-Trainer Hannes Wolf positiv überrascht gezeigt. „Der Rasen hier ist besser als gedacht“, lobte der Coach das bräunlich-grüne Etwas, das unter der Woche vom Boulevard als „Kartoffelacker“ Schlagzeilen machte und auf dem am Freitagabend viele Helferlein noch bis zur letzten Minute viele Löcher stopfen mussten. „Der Rasen wird keine Ausrede für das sein, was hier passiert“, versprach Wolf dennoch – und sollte direkt recht behalten.
Hwang legt auf Narey quer – der trifft
Denn der auswärts bis dahin ungeschlagene Tabellenführer trat von der ersten Minute, nun ja, wie ein Tabellenführer auf, der auswärts weiterhin ungeschlagen bleiben will. Einziges Manko: Anders als vor einer Woche gegen Paderborn brauchte Khaled Narey diesmal nicht zehn Minuten für das verdiente Führungstor. Sondern elf. Aaron Hunt hatte auf Hee-chan Hwang gepasst, der erst verstolperte, dann aber gerade noch rechtzeitig auf Sturmpartner Narey quer legte. 0:1 nach elf Minuten und 16 Sekunden – was für ein Start.
Dass allerdings auch die Duisburger ganz formidabel und völlig ohne Rasen Fußball spielen können, stellte der MSV nicht einmal zwei Minuten später unter Beweis. Nach einem Eckball und einem Hunt-Rückenabpraller durfte sich Duisburgs Gerrit Nauber über eine kurzfristig verhängte Kontaktsperre im Hamburger Strafraum freuen. Völlig unbedrängt ließ sich der Innenverteidiger im fremden Terrain aus sieben Metern nicht zweimal bitten. 1:1 – und noch nicht einmal eine Viertelstunde gespielt.
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Bevor nun aber in dem Stadion mit dem putzigen Namen Schauinsland-Reisen-Arena irgendeiner der 26.500 Zuschauer auch nur auf die Idee kommen konnte, doch noch mal den Matsch-Schlamm-Erdboden namens Rasens zu thematisieren, beendete Aaron Hunt höchstpersönlich diese Diskussion ein für alle Mal. Genau wie im letzten Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt 04 zauberte der formstarke Mittelfeldmagier einen Freistoß aus 20 Metern so herrlich ins rechte Eck, dass nicht einmal Hunt-Kritiker (ja, die soll es geben!) sich darüber mokieren konnten, dass der Ball ja noch ein bisschen den Pfosten touchierte (19.).
Gefälliger Offensivfußball – und das ohne Rasen
Wahrscheinlich wäre es dann aber auch des Guten ein wenig zu viel gewesen, wenn jener Hunt aus gleicher Position gut fünf Minuten später nicht auf sondern erneut in das Tor gezirkelt hätte. So blieb es trotz der einen oder anderen Duisburger Chance (Stoppelkamp/29., Iljutcenko/36.) nach 45 Minuten bei der alles in allem verdienten HSV-Pausenführung.
Die zweite Halbzeit startete wie die erste aufgehört hatte: ohne Rasen, aber mit durchaus gefälligem HSV-Offensivfußball. Doch weil Lasogga-Ersatz Hwang nach einem erneuten Hunt-Traumpass zwar Torhüter Daniel Mesenhöler gekonnt umkurvte, den Ball aber dennoch nicht im Tor unterbekam, musste der HSV am Ende des Spiels wieder das machen, was er eigentlich immer machen muss: trotz Überlegenheit in der Schlussphase zittern.
Wenn allerdings die beste Auswärtsmannschaft aller Zweitligazeiten (der HSV) auf die schwächste Heimmannschaft dieser Zweitligasaison (der MSV) trifft, dann hält sich das nervöse Fingernägelnagen letztendlich dann eben doch in Grenzen. Einige Übersteiger, Tunnel, Hackentricks und eine Duisburger Gelb-Rote Karte (gegen den eingewechselten Albutat) später war dann tatsächlich auch Schluss – ohne dass der HSV zum Ende seiner ersten Zweitligahalbserie noch einmal ins Schlingern geraten sollte. Den verdienten Nachschlag gibt es einen Tag vor Weihnachten, wenn die Hamburger noch einmal in Kiel antreten müssen. Das Motto dann: Gras fressen.
Die Statistik
Duisburg: Mesenhöler - Regäsel, Wiegel, Nauber, Seo - Fröde (46. Albutat) - Oliveira Souza (68. Gyau), Schnellhardt - Stoppelkamp (79. Engin) - Sukuta-Pasu, Iljutschenko. - Trainer: Lieberknecht
Hamburg: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Mangala - Narey, Hunt (90.+1 Moritz), Holtby (75. Vagnoman), Jatta (84. Arp) - Hwang. - Trainer: Wolf
Schiedsrichter: Christian Dietz (München)
Tore: 0:1 Narey (12.), 1:1 Nauber (14.), 1:2 Hunt (19.)
Zuschauer: 26.500
Gelb-Rote Karte: Albutat wegen wiederholten Foulspiels (90.+3)
Gelbe Karte: Nauber (2), Schnellhardt (5) - Jatta (2)