Hamburg. Hamburger Sportler haben Hoffnung – mindestens auf die Hinrundenmeisterschaft. Das Abendblatt hörte sich auf der Sportgala um.

Um kurz vor 12.30 Uhr konnten die zwei HSV-Fans, die am Donnerstagmittag über den Zaun auf den Trainingsplatz im Volkspark lugten, aufatmen. „Der Aaron Hunt ist dabei, oder?“, fragte der eine noch einmal zur Sicherheit. Der andere kniff die Augen zusammen, schaute angestrengt auf den Rasen und antwortete: „Ja, ganz sicher. Da kann gegen den MSV Duisburg nichts mehr schiefgehen.“

Knapp einen Kilometer Luftlinie vom Trainingsplatz entfernt wurde bereits am Vorabend eifrig über die Partie heute (18.30 Uhr/Sky) und die Hinrunde des HSV gefachsimpelt. Auf Hamburgs 13. Sportgala in der Volksbankarena war am Mittwoch das erste Halbjahr des einstigen Bundesliga-Dinos in der Zweiten Liga eines der Hauptgesprächsthemen – wobei sich nahezu alle Top-Sportler der Stadt ziemlich einig waren: Im Sommer darf der Ausflug in die Zweite Liga dann gerne wieder beendet werden.

So mussten sich auch HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann und Präsidentschaftsanwärter Marcell Jansen immer wieder fragen lassen, ob denn der HSV nach 13 langen Jahren irgendwann mal wieder als Mannschaft des Jahres ausgezeichnet werden würde. Der Tenor: Bei einer Rückkehr in die Bundesliga hätten die Fußballer zumindest berechtigte Hoffnung auf die Auszeichnung, die in diesem Jahr ausgerechnet an die beiden Werder-Bremen-Fans Clemens Wickler und Julius Thole ging. Doch selbst die beiden Beachvolleyballer sagten: „Der HSV ist doch auch viel zu gut für die Zweite Liga. Im Sommer geht’s zurück in die Bundesliga – und dann natürlich auch ins Bremer Weser-Stadion.“

Doch an diesem Freitag muss der HSV zunächst einmal in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena beweisen, dass die Mannschaft tatsächlich zu gut für die Liga ist. Bei einem Sieg gegen das Schlusslicht wäre das Team von Hannes Wolf die Hinrundenmeisterschaft nicht zu nehmen. Eine Auszeichnung, die Wolf nicht wirklich in Ekstase versetzt: „Der Titel bedeutet mir nicht so viel, aber das Spiel bedeutet mir viel. Ein Sieg wäre wichtig für den Weg, den wir gehen.“

Statt gegangen wurde am Donnerstag übrigens gefahren: mit der Bahn direkt nach Duisburg. Und mit den besten Wünschen von Hamburgs Sportprominenz im Gepäck dabei.

„Der HSV in der Zweiten Liga ...“

Edina Müller (35), Parakanutin, Hamburgs Sportlerin des Jahres 2012:
„… wird das Ding auf jeden Fall rocken und nächstes Jahr ganz sicher wieder
erstklassig sein.“

Edina Müller, Parakanutin,
Edina Müller, Parakanutin, © Witters


Julius Thole (21) und Clemens Wickler (23), ETV-Beachvolley­baller und Hamburgs
Mannschaft des Jahres:

„… gehört da nicht hin, weil wir beide als große Werder-Bremen-Fans die zwei Nordderbys pro Saison vermissen. Der HSV ist doch auch viel zu gut für die Zweite Liga. Im Sommer geht’s zurück in die Bundesliga – und dann natürlich auch ins Bremer Weser­stadion.“

Die  Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler
Die Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler © Witters

Moritz Fürste (34, Uhlenhorster HC), zweimaliger Olympiasieger
und Welthockeyspieler 2012:

„… ist ambivalent. Sportlich waren die ersten Monate in der Zweiten Liga sehr positiv. Es war nicht alles toll, die Ausrutscher gegen Kiel und Regensburg waren mies. Aber über die Tabellenführung gibt es nichts zu meckern. Als negativ habe ich die Entlassung von Trainer Christian Titz empfunden. Hannes Wolf mag ein toller Coach sein, aber ich glaube fest daran, dass der Aufstieg auch mit Titz möglich gewesen wäre, gerade in der Kombination mit Bernhard Peters, der auch den Verein verlassen musste. Ich hätte mir gewünscht, dass der HSV auf der Trainerposition mal Konstanz reinbringen würde. So wurde wieder negativ über den Verein geredet, und der HSV hat weiterhin ein Glaubwürdigkeitsproblem.“

Michael Stich (50),Tennis-Legende:
„ … gibt in der jetzigen Phase ein sehr gutes Bild ab. Es ist schön zu sehen, dass die Mannschaft wirklich als Mannschaft auftritt und deswegen auch zu Recht oben an der Spitze steht.“

Tennislegende Michael Stich
Tennislegende Michael Stich © dpa Picture-Alliance / gbrci/Geisler-Fotopress

Torben Johannesen (24, RC Favorite Hammonia), Ruderweltmeister im Achter:

„… macht wieder Spaß. Ich als HSV-Fan fand die erste Hälfte der Saison sehr positiv. Es macht Laune, die Spiele zu gucken. Es scheint eine andere Mentalität zu herrschen, was die Spieler auf dem Platz auch zeigen.“

Ruderer Torben Johannesen
Ruderer Torben Johannesen © dpa

Pascal Hens (38), HSV-Handball-Legende:

„... ist ab Sommer Gott sei Dank wieder Vergangenheit.“

Handball-Legende Pascal Hens
Handball-Legende Pascal Hens © picture alliance / Geisler-Fotop

Sebastian Formella (31, EC Boxing), Boxeuropameister im Superweltergewicht:

„... ist beeindruckend. Mein Trainer Mark Haupt betreibt bei Heimspielen den Shuttle-Imbiss am S-Bahnhof Stellingen. Wenn es personell eng ist, helfe ich manchmal bei ihm aus. Daher weiß ich, wie die Stimmung unter den Anhängern ist. Und tatsächlich ist es genauso voll wie in der Bundesliga, aber die Stimmung ist besser. Daran sieht man, wie stark der Rückhalt ist, den der HSV in der Stadt hat. Deshalb finde ich es sehr gut, wie sich der Verein in den ersten Monaten in der Zweiten Liga entwickelt hat.

Boxer Sebastian Formella
Boxer Sebastian Formella © imago sport

Christoph Schubert (36), Eishockey-Aushängeschild der Crocodiles:

„… war am Anfang für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Der HSV hat zu Saisonbeginn etwas gebraucht, in der Liga anzukommen. Ich verfolge die Zweite Liga schon recht intensiv und dort wird nun einmal anderer Fußball gespielt. Es hat im Nachhinein vielleicht gar nicht geschadet, dass es gegen Holstein Kiel gleich einen auf den Deckel gab. Da hat man gleich gesehen, wie es in der Liga zur Sache geht und dass es kein Selbstläufer ist, nur weil man der HSV ist. Nach und nach haben sie sich aber gesteigert und einen Weg gefunden, dahin zu kommen, wo sie jetzt sind. Der Trainerwechsel von Christian Titz zu Hannes Wolf hat mich allerdings total überrascht, und ich finde, dass er nicht notwendig war. Aber die Mannschaft steht jetzt ganz oben, und ich bin mir sicher, dass es am Ende ein Zweikampf zwischen dem HSV und dem 1. FC Köln wird, wenn es um die Plätze eins und zwei geht. Beide werden wieder hochgehen, sie gehören auch einfach in die Bundesliga. 2019 werde ich auf jeden Fall mit meinem Sohn Lenni mal ins Volksparkstadion gehen. Der Kleine spielt selbst Fußball bei HEBC und ist großer HSV-Fan. Seine Lieblingsspieler sind Gotoku Sakai und Lewis Holtby. Warum er sich die beiden ausgesucht hat? Ich habe keine Ahnung! Bei Sakai war es glaube ich so, dass er den Namen einfach lustig fand und er damals der HSV-Kapitän war.“

Eishockeyspieler Christoph Schubert
Eishockeyspieler Christoph Schubert © Witters