Hamburg. Endlich wieder Fußball – gerade auch angesichts jüngster Negativschlagzeilen abseits des Platzes. Wie die Trainer das Topspiel angehen.

In nur fünf Spielen Clubgeschichte schreiben: Coach Hannes Wolf kann den Hamburger SV am Montag (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen Union Berlin nicht nur zurück an die Zweitliga-Tabellenspitze führen, ihm kann auch Einmaliges in der 131-jährigen Historie des Traditionsvereins gelingen. Noch nie konnte ein neuer HSV-Trainer seine ersten fünf Pflichtspiele mit den Hanseaten gewinnen.

Dick eingepackt zum Punktepolster: Hannes Wolf hat seine HSV-Internationalen wieder beisammen.
Dick eingepackt zum Punktepolster: Hannes Wolf hat seine HSV-Internationalen wieder beisammen. © Imago/Oliver Ruhnke

Dass Wolf derlei Zahlenspiele auf der persönlichen Prioritätenliste nicht ganz oben ansiedelt, bewies der 37-Jährige in der Pressekonferenz vor dem Spiel, als er sich entsprechende Worte eines Medienvertreters unwidersprochen in den eigenen Mund legen ließ. Viel wichtiger ist dem Rekordmann in spe, den Mitkonkurrenten durch einen Heimsieg sportlich auf Distanz zu halten. "Wir haben uns in eine gute Tabellensituation gebracht und wollen das ausbauen. Sicherlich ist Union gut, eine Art 'Best of 2. Liga', aber wir sind auch stark und haben etwas dagegen zu setzen", sagte der Übungsleiter am Sonntag selbstbewusst. Auf weitere Kampfansagen wollte Wolf jedoch verzichten: "Was soll das bringen?"

Fragezeichen hinter Einsatz von Lasogga

Zu diesem Zeitpunkt wusste Wolf schließlich bereits, dass hinter dem Einsatz von Pierre-Michel Lasogga noch ein Fragezeichen steht. Der Torjäger musste das sonntägliche Training wegen Wadenproblemen abbrechen, über das Mitwirken des Top-Torjägers will und muss Wolf am Montag kurzfristig entscheiden. Doch auch ein Ausfall Lasoggas würde die Vorfreude des Trainers auf das Spitzenspiel nicht schmälern. "Es wird Zeit, dass es wieder losgeht. Das fühlt sich ja fast an wie eine Winterpause mit 14 Tagen", sagte Wolf angesichts der langen Länderspielpause.

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Die Partie gegen den Verfolger aus der Hauptstadt ist allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Denn die Gäste sind nach 13 Begegnungen immer noch ungeschlagen und könnten mit einem Sieg im Volksparkstadion bis auf einen Zähler an die Norddeutschen heranrücken. An Unterstützung von den Rängen wird es nicht fehlen – knapp 6000 Anhänger begleiten "Eisern Union" an die Elbe, darunter auch rund 70 Anhänger mit körperlicher und geistiger Behinderung. Sie nehmen an einer Handicap-Fahrt nach Hamburg teil, die bei Union inzwischen einmal pro Saison zur Tradition geworden ist. Der Tross inklusive Begleitpersonen besteht aus über 150 Personen. Es fahren zwei große Reisebusse und sechs Spezialfahrzeuge für die 18 Rollstuhlfahrer nach Hamburg. Insgesamt waren im Vorverkauf für das Spiel am Sonntag 44.000 Karten verkauft.

Unions Personallage entspannt sich

Vor großer Kulisse traut Berlins Trainer Urs Fischer seinen Schützlingen auch zu, die stolze Erfolgsserie auszubauen. "Es wird eine schwierige Aufgabe, aber wir wollen Punkte nach Berlin mitbringen", sagte der Schweizer, der die Herangehensweise an die Begegnung so formulierte: "Es gilt, Organisation und Mut zu haben und eine Mischung aus Offensive und Defensive zu finden."

Da trifft es sich gut, dass sich die Personallage bei den Berlinern entspannt hat. Der Olympia-Zweite Grischa Prömel kann nach Gelb-Rot-Sperre wieder im Mittelfeld zum Einsatz kommen. Innenverteidiger Florian Hübner ist trotz eines gebrochenen Fingers einsatzfähig.

Grüne nehmen den HSV in die Pflicht

Für die Gastgeber wäre ein Sieg gegen Union in der Hamburger WM-Arena nicht nur sportlich wichtig, er würde auch die Diskussionen um die höchst problematische finanzielle Situation beim HSV zunächst einmal wieder in den Hintergrund drängen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 wurde ein Minus von 5,8 Millionen Euro erwirtschaftet, für die laufende Spielzeit muss angeblich mit einem Rekorddefizit von mehr als 20 Millionen Euro gerechnet werden.

Tiefrote Zahlen, die mittlerweile auch den politisch Verantwortlichen in der Hansestadt Sorgen bereiten. "Am HSV hängen auch viele Kinder- und Jugendmannschaften. Daher sollte er sein unzulängliches Management überdenken und verantwortungsvoll ausrichten", sagte Christiane Blömeke, sportpolitische Sprecherin der Regierungsfraktion der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft, dem Abendblatt. Den Fokus auf den sportlichen Erfolg sollen die jüngsten Schlagzeilen aber nicht gefährden – wenn es nach Hannes Wolf geht. "Diese Themen interessieren mich, aber trotzdem muss die Energie ins Team", sagte der mögliche neue Rekordtrainer des HSV am Sonntag.