Hohe Zuschauer-Quote hat jedoch einen negativen Effekt für den Club. Verteidiger Lacroix erhält Sonderlob von Sportchef Becker.
Bruchhagen nennt Kostic „Pappnase“
Mit einer Ablöse von mindestens 14 Millionen Euro – exklusive weiterer Beraterprämien – ist Filip Kostic der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. In zwei Jahren beim HSV verpasste es der Serbe des Öfteren, mit Leistungen zurückzahlen. Seine überschaubare Bilanz: 14 Torbeteiligungen in 61 Bundesligaspielen für die Hamburger.
Nach dem Abstieg wurde der Topverdiener im Sommer für zwei Jahre an Eintracht Frankfurt verliehen. Dort dreht Kostic geradezu auf, glänzt als Linksverteidiger und -Stürmer in einem System mit einer Dreierkette. Seine Leistungsexplosion sorgt nicht nur bei den Fans, sondern auch beim ehemaligen HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen für Verwunderung. „Kostic – die Pappnase – wie der jetzt nach hinten arbeitet“, sagte der 68-Jährige im hr-“Heimspiel!“.
Zuschauer-Rekord für Sky
Das Topspiel HSV gegen Köln hat dem Pay-TV-Sender Sky eine Rekordmarke beschert. 505.000 Zuschauer schalteten am Montagabend ein – so viele wie noch nie bei einer Zweitligapartie in der Sendergeschichte. Für die Hamburger hatte die Live-Übertragung allerdings auch einen negativen Effekt. Etwas mehr als 3000 Plätze blieben leer, dem Verein fehlen dadurch rund 100.000 Euro an Einnahmen. An einem Sonnabend oder Sonntag wäre das sicherlich nicht passiert. Der alte Rekord von 290.000 Zuschauern datiert aus der Vorsaison.
Becker lobt Bates-Vertreter Lacroix
Er gewann die meisten Zweikämpfe (17) seiner Mannschaft und meldete Kölns Top-Torjäger Simon Terodde komplett ab. Léo Lacroix lieferte eine gelungene Vorstellung als Vertreter des Gelb-Rot-gesperrten David Bates ab. Möglicherweise empfahl sich der Schweizer sogar für mehr.
„In der Luft hat er gefühlt alle Duelle gewonnen. Und am Boden war er auch stark. Das freut mich für ihn. Sein bis dato letztes Spiel war gegen Regensburg. Das war unglücklich – für ihn natürlich auch. Umso schöner ist es, wenn man auf seine Chance warten muss und dann so ein Spiel gegen Terodde abliefert“, lobte Sportvorstand Ralf Becker.
Und was sagte der 1,97 Meter große Abwehrhüne? Der gab sich ganz bescheiden: „Ich glaube auch, dass ich es ganz gut gemacht habe.“ Mit seiner Leistung hat er nun selber dafür gesorgt, dass der Zweikampf zwischen ihm und Innenverteidiger-Konkurrent Bates eröffnet ist.
Wolf jagt HSV-Rekord
Mit einem Sieg in Aue am kommenden Sonnabend könnte Hannes Wolf Historisches schaffen. Noch nie gewann ein HSV-Trainer drei Ligaspiele zum Auftakt. Bisher teilt sich der Bochumer den inoffiziellen Titel des Hamburger Frühstarters mit Armin Veh, der 2010 mit zwei Siegen gegen Schalke und in Frankfurt startete.
Wolf siegte mit seiner Mannschaft in Magdeburg und gegen Köln (jeweils 1:0). Zählt man den Pokalerfolg in Wiesbaden (3:0) dazu, ist der Nachfolger von Christian Titz jetzt schon der erste HSV-Coach, der in seinen drei Pflichtspielen zum Start ohne Gegentor blieb.
Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Wolf auch der erste HSV-Trainer ist, der sein Debüt in der Zweiten Liga gab. Darauf wies auch der 37 Jahre alte Bochumer bei einer entsprechenden Frage hin. „Ich freue mich über den Start. Wir dürfen jetzt aber nicht denken, dass wir ein Erfolgsrezept haben. Das haben wir nicht. Es gibt nur harte Arbeit“, sagte Wolf.
„Grottenschlecht“: Veh schimpft über Köln-Pleite
Kölns auch in Hamburg bestens bekannter Geschäftsführer Sport Armin Veh hat nach der Niederlage beim HSV scharfe Kritik an seiner Mannschaft geübt. „Das war eine Nicht-Leistung, das Spiel war grottenschlecht von uns“, schimpfte der 57-Jährige nach dem 0:1 und dem Abrutschen der Domstädter auf Rang drei.
„Du kannst das Spiel verlieren, der HSV hat am Ende verdient gewonnen“, sagte Veh, der von Juli 2010 bis März 2011 die Hanseaten trainierte. „Aber die Art und Weise unseres Spiels, nach einer Viertelstunde aufzuhören Fußball zu spielen, das ist für mich eindeutig zu wenig. Ich habe nicht gesehen, dass wir unbedingt den Sieg wollten.“ Das entscheidende Gegentor durch Pierre-Michel Lasogga musste der FC in der 86. Spielminute hinnehmen.
Pollersbeck: Jetzt wird es erst richtig schwer
Mit dem 12. Spieltag hat der HSV erstmals in seiner Historie die Tabellenführung der Zweiten Liga erobert. Für Torhüter Julian Pollersbeck war das die leichtere Aufgabe, der schwere Teil folge jetzt erst noch. „Die Saison ist noch lang. Das ist eine Momentaufnahme. Daraus müssen wir Kraft schöpfen. Hochzukommen ist leichter. Die Kunst ist es, oben zu bleiben“, sagte der U21-Europameister, der gegen Köln eine persönliche Bestmarke aufstellte: vier Spiele in Serie ohne Gegentor.
HSV beendet Heim-Torflaute
Nach 364 torlosen Minuten im Volkspark hat der HSV seinen treuen Anhängern endlich mal wieder einen Treffer – und einen Sieg – beschert. „Die Fans haben sich auch mal wieder sehnlichst ein Tor zu Hause gewünscht. Das hat heute zum Glück geklappt“, resümierte Torschütze Lasogga.
In den bisherigen Heimspielen standen die Gegner überwiegend tief hinten drin. Eine Defensivtaktik, die die Hamburger vor Probleme stellte. Mit Aufstiegshauptkonkurrent Köln empfing der HSV nun erstmals einen Zweitligisten, der mitspielte. Das erfreut vor allem Kapitän und Kreativspieler Aaron Hunt. „Auf jeden Fall. Das war in den vergangenen Spielen ja ein wenig anders für uns. Das war schon eine Art Handball. Aber wir müssen nun mal jedes Spiel so annehmen wie es ist“, sagte der Routinier. „Jetzt wollen wir versuchen, uns ein Polster zu erarbeiten.“
HSV gegen Köln: Lasogga macht den Unterschied
Köln-Trainer Anfang unter Druck
Wie Veh, war auch Kölns Trainer Markus Anfang alles andere als glücklich mit dem Auftritt seines nun fünf Pflichtpartien hintereinander sieglosen Teams. „Nach 15 Minuten ist unser Spiel komplett abgerissen“, sagte der 44-Jährige: „Das werden wir intensiv analysieren und müssen das gegen Dresden besser machen.“
Der Druck für den gebürtigen Kölner wird nach der Niederlage im Spitzenspiel immer größer. Bei den Fans stand Anfang schon vor der Partie in der Kritik, die Forderungen nach seinem Rauswurf dürften nach dem Absturz auf Rang drei nicht leiser werden. Von den Clubbossen um Geschäftsführer Veh genießt Anfang aber weiterhin volle Rückendeckung.