Unter Trainer Wolf schlüpft der Soap-Star mit einer Traumquote in die Hauptrolle. Dabei begeistert er mit ungeahnten Qualitäten.
Hamburg. Pierre-Michel Lasogga hatte es eilig. Nachdem er seinen Interviewmarathon bewältigt hatte, verließ das Volksparkstadion als erster Spieler. Der Grund: Seine Freundin Sally feierte ihren 27. Geburtstag. Wenige Minuten zuvor schoss Lasogga den HSV mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln an die Tabellenspitze der Zweiten Liga.
Wieder trifft der 26 Jahre alte Stürmer – und endlich gewinnen die Hamburger mal wieder ein Heimspiel nach drei glücklosen Versuchen. „Wenn man nach so einem enorm wichtigen Spiel Tabellenführer ist, macht das Feiern mit den Fans umso mehr Spaß“, sagte Lasogga. Seit dem Trainerwechsel spielt der neue Soap-Star auch beim HSV wieder eine Hauptrolle. Unter der Regie von Hannes Wolf war der Angreifer an vier von fünf Toren beteiligt, drei erzielte er gar selbst.
Für Ex-Coach Christian Titz füllte Lasogga im ersten Saisondrittel den Auftrag des Edelreservisten aus. Eine Entscheidung, die im Vorstand sowie innerhalb der Mannschaft kritisch gesehen wurde. Bei Titz-Nachfolger Wolf genießt der Torjäger nun wieder das volle Vertrauen – und zahlt dieses mit Toren zurück.
HSV gegen Köln: Lasogga macht den Unterschied
Lasogga lässt Kritikern keinen Spielraum
Wegen seiner Leistungsexplosion und seiner familiären Seifenoper mit dem vielversprechenden Titel „Die Lasoggas – eine fast normale Fußball-Familie“ auf „bild.de“ ist Lasogga derzeit in aller Munde. Auch wenn die Kritik über die Einblicke in sein Privatleben signifikant positiv ausfällt, war der Siegtreffer für ihn nach 86 zähen Minuten aus zweierlei Hinsicht von Bedeutung. „Man will den Leuten mit so einer Soap nicht den Eindruck geben, dass man den Fokus verliert“, sagte Lasogga. „Das war eine Geschichte, die ich gerne gemacht habe, um den Fans etwas zurückzugeben. Die meisten haben sich auch sehr darüber gefreut. Das war ein schönes Projekt, aber trotzdem steht der Fußball natürlich zu hundert Prozent im Vordergrund.“
Und das Fußball-Drehbuch sah ihn am Montagabend als Matchwinner vor. Auch wenn es danach lange Zeit nicht aussah. „Als Stürmer ist es manchmal nicht so einfach, wenn man nur ein, zwei Chancen im Spiel kriegt. Aber dann muss man da sein“, sagte Lasogga, der wusste, bei wem er sich für sein Tor bedanken musste. „Douglas ist super durchmarschiert“, lobte Lasogga seinen fleißigsten Helfer, dessen dynamische Tempoläufe immer wieder für Gefahr sorgten. So auch beim Siegtor, als der brasilianische Linksverteidiger zwei Kölner Gegenspieler wie Fahnenstangen stehen ließ und den Treffer mit seinem Schuss, den Gäste-Torhüter Timo Horn nur vor die Füße von Lasogga abwehren konnte, erzwang.
Lasoggas Qualitäten hat kein anderer im HSV-Kader
Am Ende zeigte das Zweitliga-Spitzenspiel, wie wichtig es für den HSV ist, einen Torjäger wie Lasogga in seinen Reihen zu haben. Einer, der den Bundesliga-Absteiger mit seinem Torriecher besser macht. Gegen Köln musste sich der wuchtige Angreifer zunächst Fleißpunkte verdienen, ehe er den Unterschied ausmachen durfte. Mit 16 gewonnenen Zweikämpfen wurde er mannschaftsintern nur von Innenverteidiger Léo Lacroix (17) überboten – ein ungewohnt hoher Wert für einen Stürmer.
„Pierre ist sehr wichtig und sehr fleißig“, lobte Trainer Wolf am Tag danach. „Er ist auf der ersten Pressingebene immer dabei. So zwingt er den Gegner, Entscheidungen zu treffen, damit wir den Ball auf der nächsten Ebene erobern können.“
Mit dieser neu gewonnenen Bereitschaft gepaart mit seinen zweifellos schon immer vorhandenen Torjägerqualitäten könnte Soap-Star Lasogga die nächste Hauptrolle sicher sein. Die Rollenbeschreibung sieht nicht weniger vor, als den HSV zurück in die Bundesliga zu schießen.