Hamburg. Der neue HSV-Trainer Hannes Wolf kann bei seinem Debüt in Magdeburg die Tabellenspitze erobern. Welche Änderungen er dafür plant.

Bei seiner zweiten Einheit als HSV-Trainer standen Ecken und Freistöße auf dem Programm von Hannes Wolf. Immer wieder schlugen Douglas Santos für die vermeintliche A-Elf und Vasilije Janjicic für das B-Team hohe Flanken in den Strafraum. Bei Balleroberungen sollte die verteidigende Mannschaft schnell umschalten, um möglichst selber zum Erfolg zu kommen. Wolf unterbrach häufig, damit seine Spieler eine Vorstellung bekommen, welchen Fußball der neue HSV-Coach bei seinem Debüt in Magdeburg (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) erwartet. „Es ging darum, die für dieses Spiel nötige Mentalität wachzukitzeln und diese mit ein paar fußballerischen Informationen zu garnieren“, sagte er.

Kraftpaket Pierre-Michel Lasogga könnte unter Hannes Wolf wieder erste Wahl werden
Kraftpaket Pierre-Michel Lasogga könnte unter Hannes Wolf wieder erste Wahl werden © Imago/Eibner

Unter seinem Vorgänger Christian Titz war die Spielweise des HSV ein viel diskutiertes Thema. Am Ende wurde dem bei den Fans sehr beliebten Trainer zum Verhängnis, dass sein Fußball nach Ansicht der Clubbosse nicht souverän genug war. Ein Streitpunkt war auch, dass Titz für Torjäger Pierre-Michel Lasogga nur wenig Verwendung hatte. Bei Wolf scheint der bullige Angreifer dagegen gesetzt zu sein. Wie schon tags zuvor fand sich Lasogga auch beim Abschlusstraining in der A-Elf wieder. Er ist damit der erste Gewinner des Trainerwechsels – und verkörpert die Spielidee des neuen Coaches wie kein Zweiter.

Wolf ist in seiner Philosophie flexibel, verändert diese auch mal während eines Spiels, um sich dem Gegner anzupassen. Dabei genießt aber eine Sache – und das ist wohl der größte Unterschied im Vergleich zu Vorgänger Titz – stets oberste Priorität: der Kampf. „Wir wollen aus einer Kompaktheit heraus richtig Gas geben, mit Mentalität, Schärfe und Schnelligkeit im Kopf. Auf dieser Basis wollen wir fußballerische Lösungen entwickeln. Das geht aber in der Zweiten Liga nicht ohne eine hohe Laufbereitschaft“, gibt der neue HSV-Trainer die Richtung vor.

HSV-Torhüter Pollersbeck rückt weiter zurück

Mit dieser Vorgabe dürfte Wolf die Erwartungen von Sportvorstand Ralf Becker erfüllen, der seit Saisonbeginn regelmäßig gefordert hatte, die Zweite Liga mit ihren Attributen Kampf und Leidenschaft anzunehmen. Außerdem hatte Becker Titz’ Grundgedanken, jede Situation spielerisch zu lösen, kritisiert. Durch die Verpflichtung von Hannes Wolf könnte nun auch der lange Ball, ein beliebtes Mittel unter den Ex-Trainern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach, in den Volkspark zurückkehren. Im Zuge dieser Maßnahme wird Torhüter Julian Pollersbeck nicht mehr wie zuletzt 30 Meter vor seinem Gehäuse in den Spielaufbau involviert werden, wenngleich Wolf seiner Nummer eins diese Stärke nicht gänzlich nehmen will: „Er soll das Spiel mit seinem Fuß entwickeln, aber im richtigen Moment den langen Ball schlagen, wenn wir unter Druck stehen.“

Dass sich Pollersbeck nun hauptsächlich in seinem Strafraum aufhalten soll, hat sich auch in Magdeburg herumgesprochen. „Wir erwarten eine sehr aggressive Mannschaft, die im Spielaufbau etwas verändert. Den hoch stehenden Torwart wird es wohl nicht mehr geben, aber dafür mehr Vertikalität“, mutmaßt der Trainer des Aufsteigers, Jens Härtel, der auch eine konkrete Vorstellung hat, wie der HSV im Defensivverhalten agieren könnte. „Wolf steht für gutes Pressing und Gegenpressing. Das hat er als Nachwuchstrainer in Dortmund unter Jürgen Klopp aufgesogen.“ Ganz so konkret will Wolf seine Spielweise selbst nicht beschreiben. Er wirbt vielmehr darum, „Lösungen für die verschiedenen Phasen der Partie“ zu finden. „Dabei müssen wir aber immer Stabilität haben.“

Eine stabile Grundordnung soll für Wolf der Grundstein für einen erfolgreichen Einstand werden. Von seinen zehn Vorgängern gelang einzig Mirko Slomka im Februar 2014 ein Sieg zum Auftakt (3:0 gegen Dortmund). Viereinhalb Jahre später könnte Wolf – wenn Fürth in Darmstadt nicht gewinnt – bei den zu Hause noch sieglosen Magdeburgern die Tabellenführung für mindestens einen Tag erobern. Zur Not auch ohne taktische Finesse, sondern mit einem Standard.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Magdeburg: Brunst – Butzen, Bregerie, Schäfer, Hammann – Rother, Weil – Türpitz, Lohkemper, Bülter – Beck.
HSV: Pollersbeck – Sakai, Bates, van Drongelen, Douglas Santos – Mangala – Narey, Hunt, Holtby, Hwang – Lasogga.