HSV-Sportvorstand Becker über Bedeutung des Darmstadt-Spiels. Titz lässt Überzahl üben. Fiete Arp lernt, Paolo Guerrero gesperrt.

Zwei Männer als Randalierer identifiziert

Das ging schnell: Nur drei Tage nach dem großen Fahndungsaufruf hat die Hamburger Polizei offenbar zwei Tatverdächtige identifiziert, die beim "Abstiegsspiel" des HSV am letzten Bundesliga-Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach für Randale gesorgt haben. Wie die Polizei am Montag mitteilte, werde den 18 und ein 29 Jahre alten Männern vorgeworfen,sich am 12. Mai an Straftaten im Volksparkstadion beteiligt zu haben.

Randale beim letzten HSV-Bundesligaspiel

Randale im HSV-Fanblock
Randale im HSV-Fanblock © dpa | Axel Heimken
Abstieg: Andere kauerten einfach nur auf den Stufen
Abstieg: Andere kauerten einfach nur auf den Stufen © Witters
Schwarzer Rauch nebelte den Rasen des Volksparkstadion ein
Schwarzer Rauch nebelte den Rasen des Volksparkstadion ein © Reuters
Auch Leuchtmunition landete auf dem Spielfeld
Auch Leuchtmunition landete auf dem Spielfeld © Reuters
Die Polizisten schritten ein
Die Polizisten schritten ein © Witters
Die Chaoten im HSV-Fanblock
Die Chaoten im HSV-Fanblock © Reuters
Die Ausschreitungen aus Fan-Sicht
Die Ausschreitungen aus Fan-Sicht © HA | Blombach
Auch Werbebanden brannten
Auch Werbebanden brannten © Reuters
Zu diesem Zeitpunkt hatte der HSV mit 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach geführt
Zu diesem Zeitpunkt hatte der HSV mit 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach geführt © Reuters
Die Profis mussten rund 10 Minuten warten, bevor der Ball noch einmal kurz ins Spiel gebracht wurde
Die Profis mussten rund 10 Minuten warten, bevor der Ball noch einmal kurz ins Spiel gebracht wurde © dpa
Für die vorerst letzten Erstliga-Sekunden des HSV gab es dann noch einmal Schiedsrichterball
Für die vorerst letzten Erstliga-Sekunden des HSV gab es dann noch einmal Schiedsrichterball © dpa
Bei den HSV-Fans flossen die Tränen
Bei den HSV-Fans flossen die Tränen © Witters
In Mainz frohlockten derweil Werder-Fans mit grünem Rauch
In Mainz frohlockten derweil Werder-Fans mit grünem Rauch © Getty Images
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Das Landeskriminalamt (LKA) ermittele gegen die beiden. Sogenannte Fans hatten kurz vor dem Abpfiff Böller und andere Pyrotechnik gezündet. Es kam zu immenser Rauchentwicklung und einer Spielunterbrechung. Bei den Vorwürfen geht es um schweren Landfriedensbruch.

Doping: Guerrero bleibt gesperrt

Die Dopingsperre für Ex-HSVer Paolo Guerrero (34) bleibt. Das bestätigte ein Sprecher des Schweizer Bundesgerichts der Deutschen Presse-Agentur. Der frühere Profi des HSV und des FC Bayern wollte erneut erwirken, dass seine Sperre wie während der WM in Russland provisorisch ausgesetzt wird, damit er für seinen neuen brasilianischen Club S.C. International aus Porto Alegre spielen kann. Dazu kommt es vorerst nicht. Die Sperre endet im April 2019. Der Kapitän der peruanischen Nationalmannschaft war im Oktober 2017 nach dem 0:0 im Qualifikationsspiel gegen Argentinien bei einer Dopingkontrolle positiv getestet worden. Bei Guerrero war eine in Koka-Tee enthaltene Substanz entdeckt worden.

Titz lässt Pässe und Überzahl üben

Christian Titz ist sich nach drei torlosen Spiele, sicher, dass der HSV schnell wieder treffen wird. „Bis zur zwischenzeitlichen Tabellenführung haben wir schon gezeigt, dass wir Tore schießen können. Wir wissen aber auch, dass wir im Offensivspiel wieder zulegen müssen“, sagte Titz am Montag. Am Tag nach dem 0:0 gegen den FC St. Pauli analysierte er mit seinen Profis den mageren Auftritt im Derby und arbeitete anschließend an den akuten Schwachstellen. So standen vor dem richtungsweisenden Spiel am Freitag bei Darmstadt 98 intensive Passspiel-Übungen auf dem Programm. Zudem wurde am Überzahlspiel mit Torabschluss gearbeitet, um die zuletzt mangelhafte Spieleröffnung zu verbessern.

Sportdirektor Ralf Becker und Trainer Christian Titz (HSV)
Sportdirektor Ralf Becker und Trainer Christian Titz (HSV) © WITTERS | ValeriaWitters

„Uns war vor der Saison bewusst, dass es auch mal Rückschläge geben wird. Wir hatten zuletzt sieben Tage, in denen es nicht so lief wie gewünscht“, meinte Titz. „Nun gilt es, gegenzusteuern und wieder in die Erfolgsspur zu finden. Fußballspieler leben von Selbstvertrauen und ich wünsche mir genauso wie alle anderen, dass wir wieder Tore erzielen.“

Zu seiner möglicherweise wackeligen Zukunft, falls das Spiel in Darmstadt nicht gewonnen wird, sagte Titz. Es gebe Dinge, die er nicht beeinflussen könne. Aber: "Ich will mir gar nicht die Energie rauben lassen, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen." Sportvorstand Ralf Becker meinte: „Wenn wir in Darmstadt gewinnen, und das müssen wir, dann war es die richtige Reaktion.“

Reisestress beim HSV

Und wieder hat der HSV eine "kurze Woche": Am Freitag steht das nächste Spiel (18.30 Uhr live bei Sky und bei abendblatt.de) bei Darmstadt 98 an. Während der FC St. Pauli nach dem Derby (0:0) am Montag trainingsfrei hat und erst am kommenden Sonntag gegen Sandhausen antritt, müssen die HSV-Profis auslaufen und gleich eine Übungseinheit absolvieren. Nach der Drei-Spiele-Woche und dem Reisestress im ICE ist der Unmut über die Fahrerei groß, wie der ohnehin genervte Lewis Holtby zu Protokoll gab.

Tickets für Union-Spiel

Derweil startet für Mitglieder der Vorverkauf für die Spiele gegen Union Berlin (Montag, 26. November, 20:30 Uhr) und SC Paderborn (Freitag, 7. Dezember, 18:30 Uhr). Union könnte sich als direkter Konkurrent im Aufstiegskampf entpuppen, wie es derzeit aussieht. Gegen die Berliner dürfen HSV-Mitglieder und Nicht-Mitglieder bis zu sechs Karten kaufen, für das Spiel gegen die Paderborner bis zu acht Karten. Hier gibt's die Karten. Der freie Vorverkauf startet ab Donnerstag.

Was Fiete Arp im Derby lernte

Fiete Arp – und wie er das Derby sah: Der 18-Jährige hatte nur 22 Ballkontakte, was für einen Stürmer, der nach 72 Minuten ausgewechselt wurde, dann okay ist, wenn er trifft.

Fiete Arp im Zwiegespräch mit dem Schiedsrichter Markus Schmidt
Fiete Arp im Zwiegespräch mit dem Schiedsrichter Markus Schmidt

Doch leider fiel Arp nur durch selten aufblitzende Genialität und reichlich Meckern auf. Gelb sah er zudem. Die Paulianer hatten ihn entnervt. Auch wenn sich Arp immer wieder aufbäumte und aussichtslosen Bällen hinterherjagte, gelang ihm wenig. St. Paulis Christopher Buchtmann sagte über Arp: „Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Arp. Der Jungspund darf noch ein bisschen was lernen. Er hat sich im Vorfeld ein kleines Ding geleistet. Er muss ein bisschen aufpassen, dass er nicht das nächste Mal über die Klinge springt.“

"Ein spezieller junger Mann", sagte Trainer Christian Titz über Fiete Arp. Einer, der ein bisschen zu weit gegangen ist. So tadelte der Trainer sein Mega-Talent sanft vor dem Derby. Denn Arp hatte sein Profilbild bei Instagram in "Fuck FCSP" getauscht, ehe er nach einem kleinen Shitstorm und der Veröffentlichung auf abendblatt.de es schnell wieder änderte.

Profilbild von Fiete Arp bei Instagram
Profilbild von Fiete Arp bei Instagram © Screenshot HA

Arp ist angekommen in der Zweiten Liga. Das kann man als positiv für einen jungen Mann bezeichnen, der zur Jahresmitte noch den Traum von Bayern München im Kopf hatte. 18 Tore in 19 Junioren-Länderspielen hatten ihm im vergangenen Jahr die Fritz-Walter-Medaille in Gold des DFB beschert. Der neue Realitätssinn für die Mühen der Ebene steht im nach dem Höhenflug ganz gut. Beim Blick auf die Medaille und in die Geschichtsbücher wird Arp feststellen, dass etwas Demut, gepaart mit Fritz Walters Leistungswillen ihn schnell wieder in die Erfolgsspur bringen wird.