Hamburg. Das HSV-Talent war nach seiner Einwechslung ein belebendes Element. Erst in der zweiten Hälfte konnte das Titz-Team überzeugen.
Es waren gemischte Gefühle, mit denen Trainer Christian Titz seine Spieler am späten Donnerstagabend abklatschte. Das 0:0 (0:0) bei Greuther Fürth war für den HSV nur bedingt eine Wiedergutmachung für das blamble 0:5 gegen Jahn Regensburg. Zwar bleiben die Hamburger vor 14.965 Zuschauern erneut auswärts ohne Gegentor, die Art und Weise wie die Mannschaft aber vor allem in den ersten 45 Minuten auftrat, dürfte den Verantwortlichen Bauchschmerzen bereiten. Erst nach der Pause wachte der Bundesliga-Aufsteiger auf und erspielte sich Torchancen. Durch das am Ende verdiente Remis schob sich der HSV einen Punkt vor den FC St. Pauli, der am Sonntag im Stadtderby im Volksparkstadion gastiert. "Die Mannschaft hat das letzte Ergebnis gut abgestreift. Wir hatten in der zweiten Halbzeit über die Flügel gefährliche Momente. Unsere Fans haben uns heute wieder unglaublich stark nach vorne gebracht. Jetzt freue ich mich auf das Derby", erklärte Titz.
HSV in Fürth: Hier geht es zur Einzelkritik
Es waren klare Worte, die Sportdirektor Ralf Becker umittelbar vor dem Spiel in Fürth gewählt hatte. „Ich will das sehen, was wir gegen Regensburg vermissen haben lassen. Die Niederlage tat weh. Es geht darum, ein anderes Gesicht zu zeigen“, sagte der 48-Jährige. Auch Trainer Titz schlug in diese Kerbe. „Die Niederlage hat an mir genagt. Die Mannschaft war am Tag danach sehr niedergeschlagen, aber dann haben die Spiele im Training eine Reaktion gezeigt. Es war Zug drin“, erklärte Titz.
Lasogga rotierte rein, konnte aber nicht überzeugen
Personell hat der 47-Jährige mal wieder durchgewürfelt. Für Léo Lacroix, Matti Steinmann, der nicht einmal im Kader stand, dem angeschlagenen Hee-Chan Hwang und Tatsuya Ito kamen David Bates, Vasilije Janjicic, der Ex-Fürther Khaled Narey und Pierre-Michel Lasogga in die Startelf. Aaron Hunt rückte dafür vom Sturmzentrum wieder ins offensive Mittelfeld. „In Fürth brauchen wir Pierre, der Bälle verlängern und seine Stärken in der Box ausspielen kann“, erklärte der HSV-Trainer.
HSV im Glück: Früher Lattentreffer von Fürth
Zu Beginn kam der HSV aber nicht einmal in die Nähe der Box. Greuther Fürth war die deutlich bessere Mannschaft. Die Gastgeber wollten die offensichtlich verunsicherten Hamburger von Beginn an unter Druck setzen. Den ersten Schockmoment für die Elf von Trainer Titz gab es bereits in Minute zwei: Ein Freistoß von Maximilian Wittek klatschte an die Unterkante der Latte. Der Ball sprang aber deutlich vor der Torlinie auf.
Der Weckruf kam bei den Hamburgern aber irgendwie nicht an. Fürth wirkte griffiger und mutiger. Dem HSV gelang kaum einmal zusammenhängende Aktionen im Ballbesitz. Die erste Torchance für die Gäste resultierte aus einem Eckball. Doch der Kopfball von Janjicic (15.) war zu harmlos.
Aufbauspiel war zu behäbig und unkreativ
Das Aufbauspiel über Torhüter Julian Pollersbeck war wie bereits in den letzten Wochen zu behäbig und berechenbar. Kaum einmal konnte der HSV über Tempoverschärfungen in die Tiefe kommen. Die vermeintlich kreativen Offensivspieler Hunt und Lewis Holtby waren ein Totalausfall und hatten kaum Bindung zur Partie. Einzig Linksverteidiger Douglas Santos sorgte im Hamburger Spiel für Überraschungsmomente im Spiel nach vorne. Allerdings: Der Brasilianer hatte Glück, dass er in der 42. Minute nicht mit Gelb-Rot vom Platz flog. Bereits gelbverwarnt, hielt Santos gegen Maximilian Sauer den Fuß drüber. Der kleinlich pfeifende Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ aber Gnade vor Recht walten.
Da auch die Fürther nach und nach ihre Offensivbemühungen einstellten, entwickelte sich ein höhepunktarme Partie, in der die Fans der Gastgeber die mitgereisten Hamburger Anhängern mit „St.Pauli“-Sprechchören provozierten. Ähnlich unkreativ duellierten sich auch die beiden Mannschaften auf dem grünen Rasen in den ersten 45 Minuten. Immerhin konnte Trainer Titz konstatieren, dass das Defensivverhalten immerhin etwas besser war als am vergangenen Sonntag gegen Jahn Regensburg. "Nach dem Spiel am Sonntag war es wichtig, Stabilität reinzubekommen. Außer in den ersten zehn Minuten haben wir ein gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir waren griffig in den Zweikämpfen und hatten gute Chancen", lobte Mittelfeldspieler Lewis Holtby.
Joker Ito belebt schwache HSV-Offensive
Nach dem Seitenwechsel wurde der HSV deutlich lebendiger. Die Einwechslung von Tatsuya Ito, der für den akut gelb-rot-gefährdeten Linksverteidiger Santos kam, belebte die Offensive. Gotoku Sakai wechselte von rechts nach links und Narey rückte von rechtsaußen auf die rechte Abwehrseite. Eine Rolle, die der Offensivspieler schon während seiner Zeit in Fürth ausgefüllt hatte.
Itos abgefälschter Schuss landete noch auf dem Tornetz (50.). Kurze Zeit später prüfte Narey Fürths Torhüter Sascha Burchert aus der Distanz (52.). Nur vier Minuten später jubelten die HSV-Fans. Ein Freistoß von Janjicic segelte an Freund und Feind vorbei ins lange Eck, doch David Bates hatte den Torhüter behindert, sodass Schiedsrichter Stegemann den Treffer zurecht nicht gab. "Das war ein klares Foul", gestand Holtby, der das Geschehen aus nächster Nähe gesehen hatte, offen ein.
Arp bewirbt sich mit Kurz-Auftritt für Startelfeinsatz im Derby
Für einen möglichen Sieg in Fürth ging Titz großes Risiko, als er in der 62. Minute Hee-Chan Hwang für den erneut desolaten Aaron Hunt einwechselte. Der Südkoreaner litt unter der Woche unter einer Innenbanddehnung und sollte eigentlich für das Stadtderby am Sonntag gegen den FC St. Pauli geschont werden. Das Risiko wurde nicht belohnt. Hwang konnte kaum Impulse setzen. Ganz anders der Auftritt von Fiete Arp, der in der 77. Minute für den schwachen Lasogga eingewechselt wurde. In allerletzter Sekunde vor die Großchance des 18-Jährigen in der 74. Minute geblockt. Und so blieb es am Ende bei einem Remis, dass offenbarte, dass der HSV noch sehr viel Arbeit vor dem Derby am Sonntag gegen St. Pauli hat."Jetzt sind alle Augen auf das Derby gerichtet. Wir haben uns in der Kabine noch einmal heiß gemacht und wollen das Spiel am Sonntag unbedingt gewinnen", sagte Holtby.