Hamburg. Trotz Blitz-Hattricks gegen Heidenheim: Trainer Christian Titz verteidigt Jokerrolle des Stürmers. Wintzheimer trifft für HSV II.
Wenn ein Trainer einen Spieler einwechselt und der ihm dann mit einem Hattrick binnen neun Minuten den Sieg beschert, dann hat dieser Trainer alles richtig gemacht. Eigentlich. Christian Titz allerdings musste sich nach dem 3:2-Erfolg gegen den 1. FC Heidenheim die Frage gefallen lassen, warum er Pierre-Michel Lasogga denn nicht schon von Anfang an aufgestellt hatte – zumal sich der Stürmer ja mit zuvor vier Toren aus vier Pflichtspielen durchaus empfohlen hatte.
Lasogga, Lasogga, Lasogga – die Bilder
Lasogga selbst hatte die Frage schon am Sonnabend aufgeworfen, als er nach dem Spiel zugab, sauer gewesen zu sein, dass Titz ihm Neuzugang Hee-Chan Hwang vorgezogen hatte. Aber der Trainer war sich auch mit einem Tag Abstand sicher, tatsächlich alles richtig gemacht zu haben. Es sei ein Spiel gewesen „wie gemacht für Lasogga“ – aber eben erst in der zweiten Halbzeit.
„Die Heidenheimer mussten in der ersten Halbzeit weite Wege gehen, deshalb fehlten ihnen hinten die Körner, und deshalb hat sich das Spiel nach und nach in ihre Box (Neudeutsch für Strafraum, die Red.) verlagert“, sagte Titz am Sonntag in der Pressekonferenz. Zudem sei Lasogga gesundheitlich angeschlagen gewesen und der Trainer sich keineswegs sicher, ob die Kraft für 90 Minuten reichen würde. Titz: „Die Entscheidung war für diesen Spieltag richtig.“
Edeltechniker als Arbeiter – die Einzelkritik des Heidenheim-Spiels
Am Dienstag könne es schon wieder ganz anders aussehen. Dann tritt der HSV im Nachholspiel bei Dynamo Dresden an (18.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) – und kann mit einem Sieg die Tabellenführung in der 2. Bundesliga übernehmen. Christian Titz hatte Anfang des Monats seine Mannschaft schon einmal auf die Partie vorbereitet, bevor sie aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt wurde. Viel davon lässt sich nicht recyceln. Die Ausgangslage habe sich „komplett verändert“.
Unter dem neuen Trainer Maik Walpurgis pflegt Dynamo einen ganz anderen Stil als unter Vorgänger Uwe Neuhaus, davon konnte sich Titz bei Dresdens 2:0-Sieg in Regensburg am vergangenen Freitag ein Bild machen: „Bisher hat Dresden immer von hinten heraus versucht, das Spiel zu machen. Jetzt stehen sie doch deutlich defensiver und sehr kompakt, haben ein gutes Zweikampfverhalten und sind enorm gefährlich im Umschaltspiel.“
Bekommt van Drongelen eine Erholungspause?
Für seine Mannschaft heißt das: Es braucht körperliche Frische. Möglicherweise wird Titz schon deshalb noch einmal umstellen. Die Rotation hatte der Trainer bereits am vergangenen Donnerstag im Hinblick auf die anstehenden englischen Wochen angekündigt. Am Sonnabend war David Bates der Leidtragende. Dem Innenverteidiger sei nach zwei Einsätzen in der schottischen U-21-Nationalmannschaft eine gewisse Müdigkeit anzumerken gewesen: „Er muss sich auch an unsere Art, Fußball zu spielen, ein bisschen gewöhnen.“ So sei also Léo Lacroix zu seinem Zweitligadebüt gekommen, zumal der Schweizer sich mit guten Trainingsleistungen empfohlen habe.
Am Dienstag könnte es Bates’ nicht minder beanspruchten Nebenmann Rick van Drongelen treffen, dem gegen Heidenheim ungewohnte Fehler unterliefen. Ohnehin ist der Niederländer angeschlagen. Immerhin: Van Drongelen soll wie auch der ebenfalls ausgewechselte Mittelfeldmann Vasilije Janjicic am Montag das Abschlusstraining bestreiten.
Ito fällt erneut aus
Schwerer erwischt hat es Tatsuya Ito. Der japanische Linksaußen habe Fieberschübe bekommen und werde auch in Dresden nicht zur Verfügung stehen, genauso wenig Lewis Holtby, der sich Anfang der Woche im Training eine Bänderverletzung im Fuß zugezogen hatte. Für alle anderen geht es am Montag nach einem gemeinsamen Frühstück, der Videoanalyse und dem Abschlusstraining ein zweites Mal mit dem Zug nach Dresden – diesmal hoffentlich nicht umsonst.
Hätte das Spiel schon im ersten Versuch stattgefunden, wäre Lasogga zunächst draußen geblieben, das hatte sich seinerzeit im Training angedeutet. Ein weiteres Mal dürfte dem Stürmer die Jokerrolle aber schwer zu vermitteln sein. Für Lasogga ist die Sache klar: „Die Tore sind Argumente für die Startelf.“
Da wird es auch Fiete Arp schwerhaben, an Lasogga vorbeizukommen, wenngleich Titz dem eingewechselten Youngster ein starkes Zweitligadebüt bescheinigte: "Er hat noch einmal einen Schub reingebracht." Arp (18) bereitete den 2:1-Führungstreffer vor.
Wintzheimer trifft bei HSV-II-Sieg
Ganz weit weg ist die HSV-Startelf derzeit für Mitbewerber Manuel Wintzheimer. Der 19-Jährige, vom FC Bayern gekommen, brachte sich am Sonntag bei Titz in Erinnerung, indem er mit seinem zweiten Regionalliga-Saisontor den 3:0-Sieg des HSV II beim Lüneburger SK Hansa einleitete (20. Minute). Die weiteren Treffer für die U21 erzielten Christian Stark (44.) und der nur Sekundden zuvor eingewechselte Mats Köhlert (78.).
Es war der zweite Sieg nacheinander für den HSV II, der mit jetzt zwölf Punkten zum Gegner aufschloss und auf den 13. Platz vorrückte. Aus dem erweiterten Profikader verstärkten neben Wintzheimer auch Bakery Jatta, Moritz-Broni Kwarteng, Stephan Ambrosius, Jonas David, Marco Drawz und Torwart Morten Behrens die Mannschaft von Trainer Steffen Weiß.