Hamburg. Hee-Chan Hwang spielte mit Südkorea 0:0 gegen Chile, landete heute in Hamburg und soll am Sonnabend gegen Heidenheim ran.

Hee-Chan Hwang darf sich an diesem Mittwoch über die Qual der Wahl freuen. „Deadpool 2“, „How to party with Mom“, „Transit“ oder auch „Drei Tage in Quiberon“ sind nur einige der insgesamt 180 Filme, aus denen der HSV-Neuzugang auf dem Flug LH713 von Seoul nach Frankfurt/Main wählen kann. Insgesamt zwölf Stunden muss sich der 22-Jährige auf dem Langstreckenflug ablenken, ehe in Frankfurt dann alles ganz schnell gehen muss. Landung, 65 Minuten Zeit zum Umsteigen, Weiterflug nach Hamburg, bevor es am späten Mittwochabend schließlich heißt: endlich am Ziel.

„Der lange Flug wird kein Problem sein. Ich bin die langen Reisen ja gewöhnt – und ich kann glücklicherweise auch sehr gut im Flugzeug entspannen und schlafen“, sagt Hwang am Tag vor seiner 8246-Kilometer-Reise ins Ungewisse. Denn in Hamburg sei er tatsächlich noch nie gewesen. „Natürlich freue ich mich auf den HSV. Aber ich freue mich auch total auf die Stadt Hamburg“, sagt der Koreaner. „Heung-Min Son und mein Berater Thies Bliemeister haben mir die ganze Zeit vorgeschwärmt, wie toll Hamburg sein soll. Ich will mal hoffen, dass sie nicht übertrieben haben.“

Keine Sorgen wegen zügiger Eingewöhnung

Haben sie nicht, so viel ist mal klar. Und trotzdem kommt Hwang natürlich nicht zum Sightseeing in die Hansestadt. „Ich bin total heiß auf mein erstes Spiel im Volksparkstadion. Wenn der Trainer mich lässt, dann hoffe ich natürlich, gegen Heidenheim direkt spielen zu können“, sagt Hwang, der bei Südkoreas 0:0 gegen Chile am Dienstag in Suwongs World-Cup-Stadion 86 Minuten lang auf dem Platz stand.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der für ein Jahr aus Salzburg ausgeliehene Offensivallrounder am Sonnabend (13 Uhr) gegen Heidenheim trotz der Strapazen direkt zu seinem Debüt kommt, ist gar nicht mal so gering. Auch Konkurrent Tatsuya Ito hat eine knapp 9000 Kilometer weite Reise aus Japan in den Beinen. Und über eine zügige Eingewöhnung von Hwang macht sich in Hamburg niemand Sorgen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es reicht“, sagt Trainer Christian Titz, der aber zunächst die vereinbarten Berichte von Südkoreas Nationaltrainer Paulo Bento über Hwangs Fitnesszustand abwarten will. Der Medizincheck soll ebenfalls erst am Donnerstag folgen. „Hwang kennt ja das Klima, die Sprache und die Mentalität“, sagt Titz. „Ich glaube, dass es bei ihm nicht lange dauern wird, bis er sich bei uns eingewöhnt hat.“

Das glaubt auch einer, der Hwang bereits seit drei Jahren bestens kennt. „Hee-Chan war von Beginn an ein offener und kontaktfreudiger junger Bursche, der sich deshalb auch rasch in der für ihn neuen Kultur zurecht gefunden hat“, sagt Christoph Freund. Der Österreicher wurde vor drei Jahren vom Sportkoordinator zum Sportdirektor von Red Bull Salzburg befördert – und einer seiner ersten Transfers war der von Südkoreas Supertalent Hwang.

Ein sehr schneller und explosiver Spieler

„Hee-Chan ist ein sehr schneller und explosiver Spieler, der mit seiner Geschwindigkeit und Wucht jeder Mannschaft wehtun kann und zudem stets torgefährlich ist“, schwärmt Freund, der auch erklären kann, warum Salzburg den WM-Teilnehmer trotz der Elogen für eine Saison zum HSV hat ziehen ließ. „Aufgrund der Weltmeisterschaftsteilnahme und den Asian Games hat er bei uns fast die gesamte Vorbereitung und damit einen extrem wichtigen Saisonabschnitt mit den internationalen Qualifikationsspielen verpasst. Durch diesen Umstand und unsere ausgezeichnete Kadersituation, speziell im Offensivbereich, haben wir uns gemeinsam für eine Leihe bis Sommer 2019 entschieden“, sagt Freund, der vor allem darauf setzt, dass Hwang möglichst viel Spielpraxis beim HSV bekommt.

Darauf setzt auch Neu-Kollege Douglas Santos, der mit Hwang das vielversprechendste linke Pärchen der Zweiten Liga bilden dürfte. „Ich freue mich total auf Hwang. Ich kenne ihn zwar noch nicht persönlich, habe aber nur Gutes über ihn gehört“, sagt der Brasilianer. „Für uns ist das ein Glücksfall, dass wir noch einmal richtig Qualität in der Offensive dazubekommen.“

Beim Fachportal „transfermarkt.de“ wird der WM-Teilnehmer in der Marktwerttabelle der Zweiten Liga mit zehn Millionen Euro hinter Kölns Nationalspieler Jonas Hector (15 Millionen Euro) bereits an zweiter Stelle gelistet. Die ersten 23 Namen in der Tabelle kommen alle aus Köln oder Hamburg: 13-mal der FC und zehnmal der HSV.

Am Sonnabend heißt der Gegner aber nicht Köln, sondern Heidenheim. „Ich bin fit“, sagt Hwang, der sich am Freitag auf den nächsten Video-Nachmittag freuen darf. Diesmal aber nicht „Deadpool 2“ oder „How to party with Mom“ – sondern die Gegneranalyse.