Hamburg. Dennis Diekmeier hat acht Jahre für den HSV gespielt. Seit Sommer ist er ohne Club. Auch Sejad Salihovic kennt die Situation.

Das Objekt der Begierde ist noch zu haben: Ein 393 Quadratmeter großes Luxusanwesen in Niendorf mit Designer-Kochinsel, Sauna und Heimkino. Wer in die „außergewöhnliche Elfzimmervilla mit Topausstattung in ruhiger Stadtrandlage“ ziehen möchte, kann bei immonet.de zuschlagen. Einziger Schönheitsfehler: 1,89 Millionen Euro müsste man für das Haus von Ex-HSV-Profi Dennis Diekmeier dann doch auf der hohen Kante haben.

Einige vielversprechende Anfragen hätte es bereits gegeben, sagt Diekmeiers Immobilienmakler Florian Wellmann, nur zum Vertragsabschluss sei es noch nicht gekommen. Ähnliches könnte allerdings auch Berater Volker Struth sagen. Nicht über Diekmeiers Villa. Sondern über Diekmeier selbst.

Fast vier Monate nachdem der 28 Jahre alte Rechtsverteidiger offiziell vom HSV verabschiedet wurde, wartet der vierfache Familienvater noch immer auf das richtige Angebot. Besiktas Istanbul soll Interesse gehabt haben. Schrieb die „Hamburger Morgenpost“ vor knapp zwei Wochen. Ein Premier-League-Club soll sogar einen gut dotierten Vierjahresvertrag geboten haben. Schrieb die „Mopo“ vor neun Monaten. Und die „Bild“ will vor einem Dreivierteljahr erfahren haben, dass gleich eine ganze Reihe von Clubs hinter Diekmeier her waren. Der einzige Haken: Wie im Fall von Diekmeiers Kochinsel-Sauna-Heimkino-Anwesen hatte offenbar keiner der angeblich Interessierten genügend Geld auf der hohen Kante.

HSV-Investor Kühne schaltete sich ein

Acht Jahre in Hamburg, 173 Bundesligaspiele für den HSV – und plötzlich arbeitslos. Über das Wieso, Weshalb, Warum will Diekmeier öffentlich nicht reden. Noch nicht. Geredet hat der sympathische Fanliebling ja eigentlich immer mehr als genug. Nun wolle er aber zunächst einmal wieder Fußball spielen.

Öffentlich reden will offenbar auch Diekmeiers Berater Volker Struth nicht. Eine Abendblatt-Anfrage lässt er unbeantwortet. Dabei hätte man nur zu gerne noch einmal nachgefragt, wieso, weshalb, warum er das HSV-Angebot im vergangenen Winter für den Wahl-Niendorfer nicht einfach angenommen hat. Nach Informationen des Abendblatts hatte Ex-Sportchef Jens Todt dem beliebten Dauerrenner einen Zweijahresvertrag mit der Option auf ein weiteres Vertragsjahr geboten. Rund 1,5 Millionen Euro hätte Diekmeier pro Jahr verdienen sollen. Dem Vernehmen nach soll Struth aber einen Vierjahresvertrag mit einem jährlichen Verdienst von 2,2 Millionen Euro gefordert haben.

Als eine Einigung immer unwahrscheinlicher wurde, schaltete sich sogar HSV-Investor Klaus-Michael Kühne, der bekanntermaßen ebenfalls von Struth beraten wurde, höchstpersönlich ein. An die HSV-Verantwortlichen schrieb der Milliardär im Winter eine empörte E-Mail, dass man doch bitteschön innerhalb von 48 Stunden mit „Urgestein“ Diekmeier verlängern solle. Ganz offen sagte er der „Sportbild“ vor Kurzem: „Meine Frau war schon immer ein Anhänger von Diekmeier, der ja nun weg ist. Er war immer ein Flitzer.“

Jobvermittlung im Internet bei Transfermarkt

Nun denn. Unter Trainer Christian Titz spielte Flitzer Diekmeier, der zuvor die beste Hinrunde seiner HSV-Karriere hingelegt hatte, nur noch ein einziges Mal. Auch deswegen ist man beim HSV ziemlich erleichtert, dass man weder auf die Expertise von Christine Kühne vertraut noch dem Druck von Kühne und Struth nachgegeben hat. Der Poker ging noch eine Weile hin und her, ehe man das ganze schließlich mit einem Wort zusammenfassen konnte: verpokert.

Bei transfermarkt.de ist nun eine ganze Armada von vertragslosen Spielern gelistet, die allesamt darauf warten müssen, dass sich irgendwo ein Spieler verletzt und sich vielleicht doch noch eine Gelegenheit bietet. Frankreichs früherer Nationalspieler Samir Nasri zum Beispiel, Portugals einstiger U-17-Europameister Miguel Veloso oder auch Deutschlands Sommermärchenheld Robert Huth. Mit einem geschätzten Marktwert von 1,5 Millionen Euro ist Diekmeier auf Platz vier bei den Rechtsverteidigern gelistet. Ebenfalls dabei ist Diekmeiers Ex-Kollege Sejad Salihovic.

Der stand auch schon im letzten Sommer auf dieser Liste, ehe sich fast auf den Tag vor einem Jahr doch noch ein Club fand: der HSV. „Ich wollte unbedingt zurückkommen in die Bundesliga, habe nie ans Aufhören gedacht und bin einfach dankbar“, sagte Salihovic damals. Viel mehr als warten, geduldig sein und sich fit halten könne man als arbeitsloser Fußballer nicht machen.

In genau diesen drei Disziplinen muss nun auch Diekmeier punkten. Der gebürtige Niedersachse hat gleich zwei persönliche Trainingslager auf Mallorca und in Österreich absolviert, mit dem früheren DFB-Athletikcoach Benjamin Kugel trainiert und arbeitet aktuell in Hamburg mit einem Personalcoach. Fitness, Kraft und Ausdauer kann man ja ohne Probleme trainieren. Nur mit der Geduld ist das so eine Sache.

Das weiß im Übrigen auch Makler Wellmann. „Trotz der idyllischen Stadtrandlage brauchen Sie auf die Annehmlichkeiten der Metropole Hamburg nicht zu verzichten“, schreibt der hoffnungsvolle Immobilienspezialist in seiner Anzeige. Und ganz zum Schluss: „Wir freuen uns auf Ihren Anruf.“

Am Mittwoch soll Neuzugang Hee-Chan Hwang in Hamburg landen, am Donnerstag erstmals mittrainieren. Ebenfalls am Donnerstag wollen die angeschlagenen Pierre-Michel Lasogga (Oberschenkelzerrung) und Khaled Narey (bakterielle Infektion) wieder ins Mannschafttraining einsteigen. „Alle könnten im Kader gegen Heidenheim dabei sein“, kündigte Trainer Christian Titz am Montag an.