Siegen. Trotz schwacher Leistung sind die Hamburger dank eines 5:3-Sieges beim Oberligaclub weiter. Lasogga mit Doppelpack.
Es spiegelte sich Erleichterung in den Gesichtern der HSV-Profis wider, als Schiedsrichter Robert Kempter um 20.19 Uhr ein letztes Mal in seine Pfeife blies. Mit 5:3 (2:1) zitterten sich die Rothosen gegen den Oberligaclub TuS Erndtebrück in die zweite Runde des DFB-Pokals. Was die Mannschaft von Christian Titz aber über weite Strecken bot, dürfte dem Trainer einige schlaflose Nächte bereiten.
Vor allem im Defensivverhalten präsentierte sich der Zweitligaclub in einem erschütternden Zustand. Das kaschierten auch die Treffer von Lewis Holtby (7., Foulelfmeter), Fiete Arp (10.), Pierre-Michel Lasogga (64., 66.) und Orel Mangala (90.) nicht. "Es war ärgerlich, dass wir nach der schnellen 2:0-Führung den Ausgleich bekommen haben. Bei den Standards haben wir heute nicht gut gestanden, aber daraus lernen wir und machen es beim nächsten mal besser“, sagte Abwehrspieler Stephan Ambrosius.
Für eine erste Überraschung sorgte Trainer Titz bereits vor dem Spiel. Für Julian Pollersbeck stand Ersatzkeeper Tom Mickel zwischen den Pfosten. „Wir haben mehrere gute Torhüter, und Julian war zuletzt etwas angeschlagen. Das ist nur eine Entscheidung für dieses Spiel“, sagte Titz, der auch in der Innenverteidigung umbaute.
HSV veränderte die Startelf auf drei Positionen
Stephan Ambrosius erhielt den Vorzug vor David Bates und spielte an der Seite von Rick van Drongelen. Auch im Mittelfeld gab es im Vergleich zum 3:0-Sieg in Sandhausen personelle Veränderungen. Tatsuya Ito ersetzte den Formschwachen Jairo Samperio. Auch Pierre-Michel Lasogga erhielt eine Pause. Für den teuersten Spieler der Zweiten Liga durfte Toptalent Fiete Arp im Sturmzentrum ran. Dafür fehlten die Neuzugänge Christoph Moritz, Manuel Wintzheimer und Léo Lacroix im Aufgebot. Das Trio spielte beim 2:3 der U-21-Mannschaft gegen Holstein Kiel. Immerhin konnte Sturmtalent Wintzheimer Selbstvertrauen sammeln. Der Youngster traf zum Endstand.
Die personellen Entscheidungen zahlten sich zunächst aus. Der HSV begann konzentriert und dominant. Nach einem Foul an Mangala zeigte Schiedsrichter Kempter in der siebten Minute auf den Elfmeterpunkt. Lewis Holtby ließ sich nicht zweimal bitten. Nur drei Minuten später erhöhte Fiete Arp, der zuletzt in der U21 Spielpraxis gesammelt hatte, nach schöner Vorarbeit von Khaled Narey. Der HSV locker auf dem Weg in Runde zwei? Von wegen!
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"Ich dachte auch, dass es früher eine klare Angelegenheit wird", sagte Titz am Sky-Mikrofon. Stattdessen präsentierte sich sein Team zunehmend pomadig und selbstgefällig. Der Fünftligaclub spürte die fehlende Spannung der Hamburger und bestrafte das prompt. Tatsuya Yamazaki konnte in der 43. Minute nach einem Konter ungehindert einschieben. Allerdings übersah Schiedsrichter Kempter vor dem Tor ein klares Foul an Mangala. Zudem monierte Titz eine Abseitsstellung. Das Tor zählte jedoch, und der HSV wollte sich in der Halbzeitpause neu sammeln.
Das ging jedoch komplett in die Hose. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel schaffte Niklas Hunold per Direktabnahme den Ausgleich für den Underdog. Die Verunsicherung der jungen HSV-Mannschaft wuchs quasi minütlich. Titz: "Wir haben es unnötig spannend gemacht."
Und doch schien es so, als würde man mit einem blauen Auge davonkommen. Der in der 62. Minute eingewechselte Pierre-Michel Lasogga sorgte mit seinem Doppelpack für die vermeintliche Entscheidung. „Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Natürlich bin ich nie glücklich, nicht von Anfang an zu spielen. Aber ich habe die Zeit genutzt, die ich bekommen habe", sagte Lasogga.
Mangala erzielt ersten Pflichtspieltreffer für den HSV
Wie schon nach der 2:0-Führung wollte der HSV das Ergebnis verwalten. Erneut mit überschaubarem Erfolg. Till Hilchenbach traf in der 71. Minute per Kopf. Zuvor hatte HSV-Ersatzkeeper Mickel den Ball 25 Meter vor dem eigenen Tor vertändelt. Das anschließende Foul wurde nur mit der gelben Karte bestraft. Aus dem anschließenden Freistoß resultierte der erneute Anschlusstreffer.
Erndtebrück drückte vor 13.588 Zuschauern in Siegen auf den Ausgleich. Erst der erste Pflichtspieltreffer von Neuzugang Orel Mangala (90.) besiegelte den Sieg gegen den frechen Underdog. "Es war unnötig, dass wir es so spannend gemacht haben. Aber wir können auch das Positive sehen: Wir haben fünf Tore geschossen. Wir sind jetzt einfach froh, dass wir es geschafft haben und eine Runde weiter sind“, sagte Torhüter Mickel.
Die 90 Minuten im DFB-Pokal zeigten, dass der HSV auf dem Weg Richtung Wiederaufstieg noch sehr viel Arbeit vor sich hat. Der Gegner der zweiten Runde wird am Sonntag, den 26. August, um 18 Uhr im Rahmen der ARD-"Sportschau" ausgelost.