Ekdal-Transfer vor Abschluss. Titz erklärt, wieso Lasogga der Richtige in Sandhausen ist. Beide Neuzugänge in der Startelf?
Ekdal noch heute nach Genua?
HSV-Schwede Albin Ekdal steht unmittelbar vor einem Abgang. Sampdoria Genua scheint seine erste Offerte von 1,3 Millionen Euro Ablöse erhöht zu haben. Mit dem neuen Gebot, das um die zwei Millionen Euro liegen dürfte, scheinen auch die Hamburger zufrieden zu sein. „Ich erwarte noch heute eine Einigung zwischen den Clubs“, sagte Ekdal-Berater Martin Klette dem Abendblatt.
Ekdal will noch am heutigen Freitag nach Genua reisen, um den Medizincheck zu absolvieren. Danach will Klette letzte Vertragsdetails mit den Italienern klären. Auch HSV-Sportvorstand Ralf Becker bestätigte den bevorstehenden Transfer. "Da kommt gerade Bewegung rein", sagte er. Deshalb wird Ekdal nicht nach Sandhausen reisen.
Deshalb setzt Titz auf Lasogga
Gegen Kiel saß er fast 60 Minuten auf der Bank, jetzt steht Stürmer Pierre-Michel Lasogga vor seiner Startelfpremiere unter Trainer Christian Titz. "Wir treffen auf einen Gegner, der über seine Körperlichkeit kommt. Pierre kann man auch mal hoch anspielen, er hat in der Box seine Stärken dank seines Durchsetzungsvermögens", erklärt der HSV-Coach die Vorzüge des bulligen Angreifers. Beim missglückten Heimspiel gegen die "Störche" hatte Titz noch auf Khaled Narey als "falsche Neun" gesetzt. Der Offensivspieler läuft diesmal auf dem rechten Flügel auf.
Titz seufzt – und warnt vor Sandhausen
Auf einmal verfinsterte sich die Miene von Christian Titz. Ein Reporter der turnusmäßigen Frage-Antwort-Runde vor einem Spieltag hatte soeben Sandhausen als "graue Maus der Zweiten Liga" bezeichnet. Dieser Begriff passte dem HSV-Coach überhaupt nicht. Er wischte sich eine Schweißperle von der Stirn, seufzte einmal lang und laut, um deutlich zu machen, wie unzufrieden er mit dieser Bezeichnung war. "Also", startete Titz. Kurze Pause. Dann legte er los.
"Es ist keine graue Maus. Sie gehen ins siebte Jahr in dieser Liga, haben immer eine anständige Rolle gespielt. Und sie haben einen jungen, akribischen Trainer, der seine Mannschaft sehr gut vorbereitet. Ich schätze ihn sehr – genauso wie ihre interessanten Transfers, die immer die richtigen Puzzleteile darstellen und für eine sorgenfreie Saison sorgen. Dort hinzufahren und zu denken, 'das geht einfach, wir treffen ja auf einen Underdog', wäre der größte Fehler", stellte Titz klar.
Lacroix rutscht gleich in die Startelf
Ralf Becker und Christian Titz sahen genau hin. Bei der vorletzten Einheit vor dem wichtigen Auswärtsspiel in Sandhausen beobachteten der Sportchef und sein Trainer das Geschehen aufmerksam Seite an Seite. Weil Mittelfeld-Abräumer Matti Steinmann (Oberschenkelprobleme) nur individuell trainieren konnte und auszufallen droht, testete Titz Neuzugang Orel Mangala (aus Stuttgart ausgeliehen) in der Startelf.
Titz will keine Prognose wagen, ob Steinmann seine muskulären Probleme rechtzeitig auskuriert. "Es ist noch nicht vorherzusehen, ob Matti spielen kann. Sein individuelles Training ging schon ganz gut. Es kann morgen schon sehr gut aussehen, oder aber auch nicht reichen."
Neben dem Belgier Mangala mischte auch der zweite Neue in der vermeintlichen A-Elf mit. Innenverteidiger Léo Lacroix trug das orangefarbene Leibchen der Stammspieler anstelle des Schotten David Bates, der gegen Kiel überfordert war. Es war die erste Einheit im Volkspark für den Schweizer mit brasilianischen Wurzeln, der für ein Jahr mit Kaufoption von der AS Saint-Étienne ausgeliehen wurde.
Und der 1,97 Meter große Abwehrhüne mischte gleich kräftig mit, als wäre er schon immer da gewesen. Mit vorbildlichem Einsatz und Zweikampfhärte ging Lacroix voran – er dürfte seinen Startelfplatz nach dann nur zwei Trainingseinheiten am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) sicher haben. Vorausgesetzt, er verinnerlicht das komplexe System von Trainer Titz bis dahin. "Er hat durch seine Körperlichkeit eine große Qualität bei hohen Bällen. Es war heute die erste Trainingseinheit, wir werden morgen eine Entscheidung treffen, ob er spielt", sagt der HSV-Coach.
Momentan verständigt sich Lacroix auf Englisch mit seinen Mitspielern. Der Verteidiger verspricht aber, nach drei bis vier Monaten Deutsch zu sprechen. Über die Stadt und den Verein hat er sich bereits Nachhilfe bei einem früheren Hamburger eingeholt: Johan Djourou.
Moritz und Ferati doch nur auf der Bank?
In den vergangenen Tagen hatte sich eigentlich abgezeichnet, dass Neuzugang Christoph Moritz im zentralen Mittelfeld und Offensivtalent Arianit Ferati auf Linksaußen in die Startelf rücken könnten. Nun aber revidierte Titz seine Umstellungen – und probte doch wieder eine Startformation mit den gegen Kiel enttäuschenden Profis Vasilije Janjicic und Jairo.
Diese Elf testete Titz: Pollersbeck – Sakai, Lacroix, van Drongelen, Santos – Janjicic – Mangala, Holtby, Jairo – Narey, Lasogga.
Fiete Arp kehrt zurück
Mit dabei am Freitag war auch Fiete Arp. Der Youngster fehlte zuletzt wegen einer Prellung auf dem Mittelfuß. Ob es für einen Kaderplatz reicht, wird Titz erst am Sonnabend beim nicht öffentlichen Abschlusstraining entscheiden. Da Pierre-Michel Lasogga voraussichtlich von Beginn an stürmen wird, dürfte Arp mit Manuel Wintzheimer um einen Platz auf der Bank kämpfen.
Mit dieser Taktik erwartet Titz Sandhausen
"Der Rasenplatz ist in einem guten Zustand", antwortete Titz augenzwinkernd und mit einem breiten Grinsen, was er von Sandhausen erwarte. Zur Erinnerung: Weil dem Trainer in der Saisonvorbereitung die Platzqualität im schleswig-holsteinischen Glücksburg missfiel, brach der Club das Trainingslager noch am ersten Tag ab. Eine ähnliche Aktion ist im Stadion der Kurpfälzer nicht möglich.
"Sie haben gezeigt, dass sie aus einer gut gestaffelten Defensive kommen. Wir werden auf einen Gegner treffen, der diszipliniert verteidigt, enge Abstände hält und die zweiten Bälle jagen wird. Sie verfügen über ein exzellentes Umschaltspiel und sie spielen sehr körperbetont", sagt Titz, was er vom kommenden Gegner erwartet.
Der HSV wird bei seinem Gastspiel von mindestens 3400 Gästefans unterstützt. Es ist aber davon auszugehen, dass etwa 4000 Hamburger den Weg nach Sandhausen auf sich nehmen und sich auch auf den umliegenden Zuschauerrängen verteilen.
Becker erklärt den Lacroix-Deal
Am Vormittag verkündete der HSV den Lacroix-Transfer offiziell (das Abendblatt berichtete). „Léo ist ein gestandener Verteidiger, der über eine herausragende Physis verfügt. Er passt perfekt in unser Anforderungsprofil. Wir freuen uns deshalb sehr darüber, ihn an Bord willkommen zu heißen“, sagte Sportvorstand Ralf Becker, der damit die letzte Lücke des Kaders geschlossen hat.
"Ich war vor den beiden Transfers (Mangala, Lacroix; Anm. d. Red.) schon nicht unzufrieden, bin aber froh, zwei Alternativen dazubekommen zu haben", lautet das Transferfazit auf der Habenseite von Trainer Titz.
Hat Kostic sich verzockt?
Dennoch erwartet Becker noch eine intensive Zeit bis Ende August, wenn das Transferfenster schließt. Denn jetzt geht es ans Verkaufen. Während Albin Ekdal vor einem Wechsel zu Sampdoria Genua steht, hat sich für den zweiten Verkaufskandidaten Filip Kostic seine Wunschoption Eintracht Frankfurt zerschlagen. Nach zwei eigenen Absagen und einem Korb hat sich der serbische WM-Fahrer möglicherweise verzockt. Lesen Sie HIER alle Hintergründe.
Vorerst wird der Flügelflitzer daher weiter mit der Mannschaft trainieren. "Er hat voll mittrainiert und ist auch eine Option für Sandhausen", sagt Becker. Möglicherweise könnte Kostic sogar in den Kader für das Sandhausenspiel rücken. "Ich will bei Filip nichts ausschließen. Er hat vernünftig trainiert und solange er hier unter Vertrag steht, kann ich ihn auch berücksichtigen", sagt Titz.
Bayern stoppt im Side Hotel
Aufgepasst, liebe Fans des FC Bayern: Wenn der HSV am 15. August den Branchenprimus zu einem Testspiel (18 Uhr) empfängt, haben Autogrammjäger nur wenig Möglichkeiten, erfolgreich zu sein. So werden die Münchner in Hamburg weder übernachten noch trainieren. Um kurz ihr Gepäck abzulegen, werden die Bayern vor der Partie im Side Hotel am Stephansplatz anhalten. Für einige Fans wird dies die einzige Chance sein, den Spielern nahezukommen.