Hamburg. Vor dem Zweitligastart gegen Kiel spricht der HSV-Trainer über die Erwartungen, die Hitze und die offenen Stellen im Team.
Es soll nicht pompös werden, eher kurz und schmerzlos: Mit einer zweiminütigen Zeremonie wird die Deutsche Fußball-Liga am Freitag im Hamburger Volksparkstadion die neue Saison in der Zweiten Bundesliga eröffnen. HSV-Legende Uwe Seeler (81) und sein früherer Mitspieler Franz-Josef Hönig (76), der auch eine Vergangenheit bei Gegner Holstein Kiel hat, werden dabei sein. Und dann beginnt um 20.30 Uhr auch schon das neue Kapitel Vereinsgeschichte, das ein möglichst kurzes werden soll.
Größter Stadion, größter Etat, größter Verein, größter Kader – größte Erwartungen: Nichts anderes als der sofortige Wiederaufstieg kann für den HSV der Anspruch sein. Das machte auch Trainer Christian Titz bei der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag deutlich: „Uns ist bewusst, dass die Erwartungshaltung hoch ist. Wir gehen in eine Saison, in der wir liefern müssen.“
Für ihn sei die Favoritenrolle aber eher Ansporn als Bürde. Dass die Erwartungen so groß seien, sei auch ein Verdienst der vergangenen Wochen und Monate, in denen die Mannschaft gut gearbeitet habe. Und er selbst komme viel lieber in ein Stadion, das wie der Volkspark am Freitag mit 57.000 Zuschauern ausverkauft ist, als in ein leeres, in dem keine Stimmung sei.
Heiße Vorbereitungsphase: HSV schwitzt vor Zweitligastart
Zwei Einheiten blieben Titz noch, seine Mannschaft auf die erste große Aufgabe vorzubereiten. Am Donnerstagnachmittag fand ein nicht öffentliches Training statt. Am Freitagvormittag trifft sich die Mannschaft noch einmal zum Üben am Stadion. Anschließend will Titz sein 18-Spieler-Aufgebot benennen.
Wackelkandidaten Hunt und Arp
Offen ist noch die Position im Sturm. Beim letzten Testspiel gegen Monaco bot Titz überraschenderweise Aaron Hunt auf. Doch der Kapitän klagt über eine Muskelverhärtung in der Wade und konnte auch am Donnerstag nicht am Training teilnehmen.
Möglicherweise rutscht dadurch Fiete Arp in den Kader. Der 18-Jährige hat sich am Dienstag als Schütze des 1:0-Siegtreffers für die zweite Mannschaft des HSV im Regionalligaspiel gegen Rehden empfehlen können. Titz hat es mit eigenen Augen gesehen: „Fiete war eine Bereicherung für die U21, hat gute Chancen herausgespielt und ein schönes Tor gemacht.“
Aber für das Spiel gegen Kiel bedeute das nichts. Die Entscheidung, welche Stürmer berufen werden, falle am Freitag. Sind es am Ende sogar alle drei, Pierre-Michel Lasogga, Manuel Wintzheimer und eben Arp? Titz „möchte da gar nichts ausschließen“.
Jonas David – die Entdeckung der Vorbereitung
Leichter hat es der Trainer in der Innenverteidigung: Rick van Drongelen (19) und David Bates (21) sind die einzigen gestandenen Spieler, die ihm zur Verfügung stehen. Titz gibt sich trotzdem gelassen: „Sie haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Und Qualität hat nichts mit dem Alter zu tun.“ Das gilt umso mehr für Jonas David (18) – für Titz die Entdeckung der Vorbereitung. Der Youngster habe gegen Topmannschaften bewiesen, dass er die Position abdecken könne. Hinzu komme Albin Ekdal, der zwar auf dem Absprung ist, aber auch schon erfolgreich in der Innenverteidigung ausgeholfen hat. Titz: „Wir haben genug Möglichkeiten.“
Doch man dürfe bei aller Euphorie die Demut vor der Aufgabe nicht verlieren. Man sei gut beraten, das Spiel gegen den Fast-Aufsteiger als schwierig anzusehen. Kiel sei keine dieser Zweitligamannschaften, die sich hinten reinstellten und auf Konter lauerten, sondern wolle selbst das Spiel bestimmen. „Sie werden sehr mutig spielen.“
Hitze soll kein Faktor sein
Aber darauf sei seine Mannschaft vorbereitet – genau wie auf die erwartete Hitze. Titz; "Wir haben bewusst bei Temperaturen trainiert, die uns erwarten können, um uns in der Hinsicht zu akklimatisieren." Es werde für beide Teams nicht einfach, "aber ich glaube, dass wir damit klarkommen".
An die folgenden Aufgaben denke er noch gar nicht, sagte Titz. Und tat es dann doch. Wenn der Auftaktsieg erst einmal geschafft sei, spiele es sich nämlich leichter. Weil das eigene Selbstvertrauen steige und der Respekt beim Gegner auch. „Fußball ist ein Psychospiel“, sagte Titz, „da entscheidet der Kopf viel.“