Draßburg/Bad Erlach. Narey holt gegen ZSKA Moskau einen Elfmeter heraus, den Holtby vergoldet. Torhüter Mickel rettet den Sieg, Titz lobt die Jungen.
Im langen blauen Trainingsanzug saß Aaron Hunt am Mittwochabend auf einer Holzbank des Sportzentrums Draßburg in Niederösterreich. Wegen einer Verletzung in der Adduktorenmuskulatur konnte er das Testspiel seiner Mannschaft gegen den russischen Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer ZSKA Moskau nur vom Rande aus verfolgen. Mit 1:0 (0:0) gewann der HSV seine vierte Begegnung der laufenden Vorbereitung – und das durchaus verdient. Dreieinhalb Wochen vor dem Saisonstart der Zweiten Bundesliga gegen Holstein Kiel präsentierten sich die Hamburger in einer ansprechenden Verfassung. „Für unser Selbstbewusstsein und die Stimmung in der Gruppe ist es wichtig, Spiele zu gewinnen. Vor allem gegen einen solch namhaften Gegner“, sagte Trainer Christian Titz.
Neuer Kapitän Hunt fühlt sich geehrt
Neu-Kapitän Hunt, der zuletzt im Test gegen Büdelsdorf (18:0) zum Einsatz kam, verpasste bereits das dritte Vorbereitungsspiel in Folge. Grund zur Freude hatte er aber am Vorabend. Auf einer Teamsitzung wurde der 31-Jährige von seinen Kollegen zum neuen Mannschaftsführer gewählt. Seine Stellvertreter heißen Lewis Holtby und Christoph Moritz. Erstmals seit seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg nach Hamburg im August 2015 wird der frühere Bremer damit das Amt beim HSV ausführen. „Natürlich ist das eine Ehre für mich und ein Stück Stolz“, sagte Hunt. Der Spielmacher soll der Anführer des Projekts Wiederaufstieg werden. „Die Zweite Liga ist eine große Herausforderung. Wir wollen so schnell wie möglich wieder aufsteigen. Das ist Grund genug, mich dieser Aufgabe zu stellen.“ Der neue HSV-Kader, glaubt er, könnte diesen Ansprüchen genügen. „Wir haben schon eine schlagkräftige Mannschaft mit vielen Talenten beisammen. Wir wollen in dieser Saison für offensiven und erfrischenden Fußball stehen.“
Impressionen aus dem Trainingslager:
HSV nimmt nächsten Anlauf ins Trainingslager
Mit dem Offensivfußball tat sich der HSV gegen ZSKA zunächst schwer. In der ersten Halbzeit versuchten die Hamburger zumindest ihren Ballbesitzfußball auch gegen die höherklassigen Russen durchzusetzen. Das gelang. Der HSV hatte mehr Spielanteile, in der Offensive fehlte es jedoch an der Abstimmung der Laufwege, an Tempo und Torabschlüssen. „Wir haben den Ball zwar gut laufen lassen, in der Endzone waren wir aber wieder nicht gefährlich genug“, sagte Titz. ZSKA, das ohne die WM-Fahrer Igor Akinfejew, Mario Fernandes oder Alexander Golowin spielte, wurde über Konter mehrmals gefährlich.
In der zweiten Halbzeit klappte das Spiel in der Vorwärtsbewegung besser. „Wir waren griffiger, hatten bessere Tiefenlaufwege“, sagte Titz. Die Hereinnahme von Matti Steinmann für Moritz brachte mehr Sicherheit ins HSV-System. Neuzugang Khaled Narey war es schließlich, der die entscheidende Szene des Spiels herbeiführte. Bei seinem Antritt in den Strafraum war er nur durch ein Foulspiel zu bremsen. Lewis Holtby verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0-Sieg (72.), den Torhüter Tom Mickel am Ende mit einer starken Doppelparade rettete.
Der HSV-Sommerfahrplan 2018
Titz lobt die jungen Spieler
Titz wollte gegen die Moskowiter bewusst die aktuell stärkste Formation testen. Diese trat aber erst in der zweiten Hälfte in Erscheinung. Auch Neuzugang Manuel Wintzheimer und Vasilije Janjicic wussten zu gefallen. „Gerade unsere jungen Spieler haben in der zweiten Halbzeit ordentlich Dampf gemacht“, sagte Titz.
Aus der Achse der Führungsspieler fehlten noch einige Profis. Torhüter Julian Pollersbeck erhielt nach seiner Gesäßmuskelzerrung eine Pause, ebenso Linksverteidiger Douglas Santos. Rechtsverteidiger und Ex-Kapitän Gotoku Sakai hat nach der WM noch zwei Wochen Urlaub. Hunt soll wohl erst nach der Woche in Österreich wieder in das Mannschaftstraining einsteigen.
„Wir haben ein spannendes Projekt vor uns“, sagte Hunt, der nach dem Abstieg seinen Vertrag für zwei Jahre verlängert hatte. „Der HSV ist kein gewöhnlicher Verein für mich.“ Und dann sagte er zum Abschluss noch einen Satz, den man in seiner alten Heimat Bremen nicht gerne hören wird: „Für mich zählt nur der HSV.“
HSV: Mickel – Narey, Jung (46. Bates), van Drongelen (73. Arp), Vagnoman (60. David) – Moritz (46. Steinmann) – Jairo (46. Ambrosius), Holtby (88. Opoku), Kwarteng (46. Janjicic), Ito (83. Drawz) – Lasogga (46. Wintzheimer).