Hamburg. 54-Jähriger trat bei einem Fußball-Talk auf Kampnagel erstmals seit langer Zeit wieder in Erscheinung. An der Seite einer Ex-Kollegin.
Am 30. Juni wäre sein Vertrag beim HSV ausgelaufen. Doch Dietmar Beiersdorfer hat bereits seit 18 Monaten Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Im Dezember 2016 wurde er als Vorstandschef der HSV Fußball AG freigestellt und zum zweiten Mal nach 2009 mit einer Millionensumme abgefunden. Am Mittwochabend betrat Beiersdorfer erstmals seit langer Zeit wieder die Fußball-Bühne.
Genauer gesagt die Bühne der Halle K2 auf Kampnagel in Winterhude. Der 54-Jährige war geladen zur Diskussion „Fußball-Visionen: Wie sieht’s in 10 Jahren aus?“ An seiner Seite saßen seine ehemalige HSV-Vorstandskollegin Katja Kraus, sein früherer Mitspieler und heutiger Aufsichtsratschef von Werder Bremen, Marco Bode, sowie Anwalt Olaf Meinking, mit dem Beiersdorfer vor drei Jahren vergeblich um ein HSV-Engagement von dessen Klienten Thomas Tuchel verhandelte.
Explodierende Preise auf dem Transfermarkt
Moderator Tim Jürgens (11Freunde) diskutierte vor rund 200 Gästen mit seinen Gästen vor allem über die explodierenden Preise auf dem Transfermarkt. Während Bode eine Verschärfung des Financial Fairplays forderte („Wir müssen aufpassen. Es muss Grenzen geben.“), bezeichnete die ehemalige HSV-Marketingchefin Kraus Transfersummen wie die 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar als „obszön“.
Beiersdorfer, der in seinen zweieinhalb Jahren als CEO des HSV rund 100 Millionen Euro in neue Spieler investierte, rechtfertigte zwar den Neymar-Transfer von Barcelona zu Paris, hält es aber für bedenklich, dass für „Durchschnittsspieler 50 bis 100 Millionen Euro bezahlt wird. Das ist eine richtige Fehlentwicklung.“
Sowohl Werder-Chef Bode als auch Ex-HSV-Boss Beiersdorfer glauben, dass die 50+1-Regel im deutschen Fußball bald fallen wird. „Es ist wichtig, dass die Stimmrechte beim Verein liegen. Aber es werden in der Bundesliga weiter Anteile verkauft werden“, prognostizierte Beiersdorfer. Bremens Kontrollchef Bode hielt dagegen und verwies auf seinen Club, der zwar auch mittlerweile eine KG sei, aber noch keine Anteile verkauft habe.
Wo Beiersdorfer Lacher erntete
Einen Lacher erntete Beiersdorfer, als es um den Einstieg von Investoren in der Bundesliga ging. „Wenn es gut läuft, kann man sich seinen Investor aussuchen“, sagte Beiersdorfer. Zur Erinnerung: Aufgrund der finanziellen Schieflage verkaufte Beiersdorfer in seiner Zeit beim HSV rund elf Prozent der AG-Anteile an den streitbaren Investor Klaus-Michael Kühne. „Ich kann über ihn nichts Schlechtes sagen. Er hat uns immer unterstützt“, sagte Beiersdorfer, der hofft, dass der HSV nach dem Abstieg den direkten Wiederaufstieg schafft: „Der HSV ist ein integraler Bestandteil der Bundesliga.“
Nach 90 Minuten war die Zeit auf der Kampnagel-Bühne beendet. Beiersdorfer, dessen Wechsel als Sportchef zum 1. FC Köln im Dezember im letzten Moment platzte, will bald auf die Fußball-Bühne zurückkehren: „Ich habe Lust wieder zu arbeiten.“