Hamburg. Nach einem Gespräch mit Sportvorstand Becker akzeptiert der Nachwuchschef seine neue, alte Rolle. Der Trainer könnte vermittelt haben.
Am Mittwochnachmittag veröffentlichte der HSV eine Meldung, in der Bernhard Peters zu Wort kam. Der Nachwuchschef der Hamburger hatte sich zuletzt medial zurückgezogen, nachdem viel über seine Zukunft beim HSV diskutiert worden war. „Wir haben einen Quantensprung in allen Bereichen in puncto der Professionalität gemacht“, sagte Peters nun auf der Homepage des HSV. Hintergrund der Meldung war das einjährige Bestehen der Alexander-Otto-Akademie, die am 6. Juni 2017 auf dem Campus im Volkspark offiziell eröffnet wurde.
Die spannende Nachricht, die der HSV nicht öffentlich vermeldete, die das Abendblatt aber kurz zuvor erfahren hatte, dürfte für die Zukunft der Alexander-Otto-Akademie eine richtungweisende sein: Peters bleibt dem HSV als Nachwuchschef erhalten. Diese Entscheidung ergab ein Gespräch zwischen Peters und dem neuen Sportvorstand Ralf Becker, das zuvor geführt wurde. Darin erklärte Peters, dass er sich mit der Rolle als Nachwuchschef, der auf die Belange der Profiabteilung keinen Einfluss mehr haben werde, zufrieden gebe.
Überraschende Entscheidung
Eine Entscheidung, die durchaus überraschend ausfiel. Becker, der am Montag der vergangenen Woche beim HSV als neuer Manager vorgestellt wurde, hatte bereits vor seiner Verpflichtung Bedenken geäußert, ob eine Zusammenarbeit mit Peters funktionieren könne, nachdem dieser in einem Abendblatt-Interview seine eigenen Ambitionen auf den Posten des Sportvorstands angemeldet hatte. In einem ersten gemeinsamen Gespräch vor einer Woche hatte Becker Peters dann klargemacht, dass dieser sich ausschließlich auf den Job des Nachwuchsverantwortlichen konzentrieren und auch sein Büro künftig im Campus beziehen solle.
Dieser klaren Aufgabentrennung kommt Peters jetzt nach. Überraschend kommt dieser Entschluss deshalb, weil selbst clubintern viele mit einem Abgang des 58-Jährigen gerechnet hatten. Peters selbst wies auf Nachfragen zuletzt auf seinen laufenden Arbeitsvertrag hin. Im vergangenen Dezember hatte Peters seinen Kontrakt vorzeitig bis zum 30. Juni 2020 verlängert. „Wir haben gemeinsam einige gute Entwicklungsschritte gemacht. Aber im Leistungssport musst du immer einen Meter weiter springen als die Konkurrenz, wenn du erfolgreich sein und bleiben willst. Diese nächsten Schritte müssen wir nun angehen“, sagt Peters damals.
Titz könnte vermittelt haben
Zu diesem Zeitpunkt war der HSV im Nachwuchs erfolgreich wie nie. Die U21 führte die Tabelle in der Regionalliga an, ebenso die U19 in der A-Jugend-Bundesliga. Als U-21-Trainer Christian Titz dann den Posten als Cheftrainer der Profis von Bernd Hollerbach übernahm, Peters interimistisch Aufgaben des beurlaubten Sportchefs Jens Todt ausführte und die Profis plötzlich attraktiv und erfolgreich Fußball spielten, wähnte sich Peters in der richtigen Position.
Im Abendblatt-Interview schlug Peters für den HSV schließlich einen übergeordneten Sportvorstand vor, der die strategische Ausrichtung des Clubs vorgebe und der seinen Namen tragen könnte, während der neue Manager unterhalb der Vorstandsebene sich um die Transferarbeit kümmern sollte.
Andere Pläne
Doch der neue Vorstandschef Bernd Hoffmann hatte, noch in der Position als Aufsichtsratschef, andere Pläne. Er verpflichtete Ralf Becker von Holstein Kiel und stattete diesen mit allen Kompetenzen im Bereich Sport aus. Becker bildet nun gemeinsam mit Trainer Titz die sportliche Doppelspitze der Profimannschaft, während Peters gemeinsam mit Dieter Gudel wie schon zuvor hauptsächlich die Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum verantwortet.
Eine Rolle in der Klärung dieses Konstrukts dürfte auch Titz gespielt haben. Der Trainer hatte seine Wertschätzung für die Person Bernhard Peters mehrfach betont. Peters hatte Titz vor drei Jahren für den HSV verpflichtet und diesen im Nachwuchs eng begleitet. Titz hätte den Verlust seines Förderers extrem bedauert. Gleichzeitig schätzt Titz auch die neue Zusammenarbeit mit Becker, der den Trainer bereits zu seiner Kieler Zeit verpflichten wollte.
Clubchef Hoffmann hat nun Klarheit für die weitere Ausrichtung des HSV. Der Nachwuchschef war in der Besetzung der entscheidenden Positionen das letzte unsichere Puzzleteil.