Hoffmann an Schmidt und Wolf dran? Dittsche schimpft über Ito-Szene. HSV-Fans ködern Köln. Labbadia wird verhöhnt: “Noch nie erlebt“.
HSV II übernimmt Tabellenführung – vorerst
Die zweite Mannschaft des HSV hat in der Regionalliga Nord durch einen 2:1 (2:1)-Auswärtssieg bei Altona 93 zumindest vorübergehend wieder die Tabellenführung übernommen. Verfolger SC Flensburg 08 hat einen Punkt weniger, kann aber noch zwei Nachholspiele bestreiten. Vor rund 1200 Zuschauern in der Adolf-Jäger-Kampfbahn brachte Altonas Sanoussy Baldé mit einem Eigentor den Favoriten schon in der 3. Minute in Führung. Kapitän Törles Knöll (39.) schob mit seinem 19. Saisontreffer zum Endstand ein. Für den längst als Absteiger feststehenden AFC konnte Clifford Aniteye (21.) zwischenzeitlich per Kopf ausgleichen.
Der HSV feierte seinen fünften Sieg in Folge, spielerisch überzeugen konnte er trotz der Profi-Leihgaben Vasilije Janjicic und Bjarne Thoelke sowie Mohamed Gouiada nur selten. Bei beiden Toren half der AFC kräftig mit. Zweimal wurde Baldé angeschossen, einmal flog das Leder direkt ins Tor, beim zweiten Mal vor die Füße von Frank Ronstadt, der Knöll bediente.
Hoffmann an Schmidt und Wolf dran?
Vom Klassenerhalt hängt auch die Zukunft von Christian Titz ab. Um den Trainer scheint das Gezerre hinter den Kulissen immer stärker zu werden. Während sich in Direktor Sport Bernhard Peters einer der größten Titz-Fürsprecher nicht zuletzt durch sein Abendblatt-Interview selbst in eine stärkere Position zu bringen gedenkt, hegt Bernd Hoffmann offenbar ganz andere Pläne.
Nach Informationen des HSV-Blogs "Rautenperle" soll der Clubchef versuchen, Roger Schmidt als Trainer nach Hamburg zu lotsen. Der frühere Leverkusener war vergangenen Sommer zum chinesischen Erstligisten Beijing Guoan gewechselt. Dort arbeitet Schmidt mit dem ehemaligen HSV-Pressesprecher Jörn Wolf zusammen, der als Trainerberater womöglich dann ebenfalls vor einer Rückkehr an die Elbe stünde.
Laut Rautenperle sucht Hoffmann parallel zu einem Vorstand Sport, der zu dem Duo Schmidt/Wolf passen könnte. Peters hingegen hätte eine andere Idee – der Nachwuchs-Boss möchte selbst in den Vorstand einziehen und dort dann einem neuen Sportdirektor die Linie vorgeben. "Wir müssen uns in unserer Struktur unabhängig machen von Trainern und Managern", hatte Peters im Abendblatt gesagt.
Bilder vom 0:3 in Frankfurt:
HSV verliert Schicksalsspiel in Frankfurt
Kiel verschiebt die Titz-Frage
Holstein Kiel wurde bislang als möglicher neuer Arbeitgeber von Titz gehandelt. Im NDR-"Sportclub" dementierte Kiels Sportchef Ralf Becker entsprechende Meldungen nicht, sagte aber: "Wenn die Runde vorbei ist, werden wir relativ schnell das Trainerthema angehen." Bis dahin gelte die Konzentration der noch zu spielenden Relegation. Ähnlich hatte sich auch Titz selbst bislang über seine Zukunft geäußert.
Verrücktes Torfestival in der Oberliga
Eine Mini-Chance auf den Klassenverbleib gewahrt hat derweil die dritte Mannschaft des HSV – und das mit einem Eishockey-Ergebnis. 8:6 hieß es am Ende bei der Oberligapartie in Süderelbe.
Dabei verspielte die Dritte zunächst ein 3:0, ein 5:2 und ein 6:5. "So etwas habe ich noch nie erlebt. An dieses verrückte Spiel werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern“, sagte Trainer Marcus Rabenhorst.
HSV-Fans ködern den 1. FC Köln
Die HSV-Fans ließen sich bei einem Kölner Sieg in Wolfsburg nicht lumpen. Nachdem Supporters-Chef Timo Horn bereits angekündigt hatte, im Fall einer Kölner Schützenhilfe ein FC-Trikot mit dem Schriftzug seines Namensvetters und Torhüters zu kaufen, legte nun sein Kollege nach.
Andreas Kloss, besser bekannt als "Klößchen" und seit dieser Saison bei den Supporters als Koordinator angestellt, lobt für die Rheinländer Freibier aus. "Lieber 1. FC Köln, 50 Liter Kölsch für Euch und Eure Fans bei einem Sieg in Wolfsburg", schrieb Kloss bei Twitter – und postete dazu sogar noch einen Geißbock mit HSV-Decke.
Ein Tattoo für Horn und Maroh
Dass die Kölner durchaus empfänglich sind für Sentimentalitäten, stellten nun zwei ihrer Profis unter Beweis. Timo Horn und Dominic Maroh ließen sich jetzt als Zeichen ihrer Freundschaft jeweils ein Herz auf den Unterarm tätowieren. Und selbst die Frauen der beiden dicken Kumpels machten mit.
Der langjährige Abwehrchef Maroh erhält beim FC keinen neuen Vertrag mehr und darf damit nicht bei der Mission Wiederaufstieg helfen. Doch nicht nur der Abschied aus Köln fällt ihm schwer, sondern vor allem die Trennung von Horn. "Es wird mit das Schwierigste sein, dass wir uns jetzt nicht mehr täglich sehen", sagte der 31-Jährige der "Bild"-Zeitung.
Horn, der nach dem letzten Heimspiel des Absteigers am Sonnabend gegen Bayern München (1:3) ein Trikot seines Freundes trug, war ebenfalls traurig. "Er hat immer alles gegeben für den Verein. Das honorieren die Fans", sagte der 24-Jährige. Bleibt für den HSV zu hoffen, dass Horn und Maroh auch in Wolfsburg noch einmal alles geben.
Dittsche schimpft über die Ito-Szene
Das zurückgenommene Tor von Tatsuya Ito bei der Niederlage in Frankfurt brachte auch Olli Dittrichs Alter Ego auf die Palme. "Dieser Videobeweis ist total pillepalle", schimpfte Dittsche, als er am Sonntagabend der Fußballsendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" zugeschaltet wurde.
Und der Kultfan machte auch einen Vorschlag, wie die Szene aus der 25. Minute eigentlich hätte bewertet werden müssen. "Der Heinzi, der in Köln Dienst hat, der braucht noch ein Mikrofon und Trillerpfeife, das wird übertragen ins Stadion. Und wenn er dann sagt: 'Oh, Ito, hm, könnte Abseits sein, dann muss er 'prrlt' machen und alle Spieler müssen stehen bleiben. Dann geht der Vierte Offizielle mit einem Maßband hin, misst nach und sagt dann 'hm ja, war Ito wohl 0,5 Millimeter im Abseits'. Ist doch totaler Quatsch, das macht den Fußball kaputt."
Die ganze Entscheidung finde er ebenso unsinnig wie den Platzverweis für die italienische Torhüter-Legende Gianluigi Buffon in der Nachspielzeit des Viertelfinal-Rückspiels von Juventus Turin in der Champions League bei Real Madrid. Bemerkenswert: Selbst Moderator und Werder-Fan Arnd Zeigler stimmte Dittsche am Ende vorbehaltlos in allen Punkten zu.
(Dittsche-Schalte ab 24:02 min):
Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte Itos Treffer die Anerkennung verweigert, nachdem er durch seinen Video-Assistenten in Köln eine Abseitsstellung signalisiert bekommen hatte. "Der Videoschiedsrichter war sich sicher, und es handelte sich um eine faktische, korrekte Entscheidung. Diese Szene ist ein Beweis dafür, dass uns die technischen Hilfsmittel weiterhelfen – auch wenn es knapp war", sagte Aytekin hinterher.
Übrigens hatte der HSV mit Aytekin auch schon einmal Glück: Im Hinspiel der Relegation gegen den Karlsruher SC ließ der Franke vor drei Jahren weiterspielen, als Gästespieler Reinhold Yabo im Strafraum elfmeterreif gefoult wurde, sich aber nicht fallen ließ. Die ausgleichende Gerechtigkeit dürfte für den HSV nun allerdings nur ein schwacher Trost sein.
Labbadia über Fan-Hohn: "Noch nie erlebt"
Trotz der prekären Situation ist der VfL Wolfsburg mit einem trainingsfreien Montag in die letzte Bundesliga-Woche gestartet (wie übrigens auch der HSV). "Es macht jetzt keinen Sinn, Aktionismus zu betreiben, nur weil vielleicht ein paar Leute gern sehen würden, dass wir auch am Montag trainieren“, begründete VfL-Coach Bruno Labbadia die Freizeit für seine Fußballer. Es gehe auch darum, Kraft für das entscheidende Saisonspiel gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) zu sammeln.
Wolfsburg geht als Tabellen-16. in den 34. Spieltag. Der VW-Club liegt zwei Zähler vor dem HSV. Der Rückstand auf den SC Freiburg auf Rang 15 beträgt drei Punkte. Wegen des deutlich besseren Torverhältnisses im Vergleich zum HSV würde den Niedersachsen gegen die schon abgestiegenen Kölner ein Remis reichen, um zumindest wie im Vorjahr die Relegation zu erreichen.
Bei der 1:4-Niederlage in Leipzig am vergangenen Sonnabend hatten die eigenen Fans zum wiederholten Mal Labbadia verhöhnt, obwohl dieser erst seit Februar für die Mannschaft verantwortlich ist. "Das habe ich so noch nie erlebt. Als Mensch gefällt das einem natürlich nicht“, sagte Labbadia. „Sowohl als Spieler als auch als Trainer stand ich in der Zuschauergunst eher auf der Sonnenseite."