Hamburg. Der HSV-Investor zweifelt an der Teamfähigkeit des Aufsichtsratschefs und spricht von verkauftem Tafelsilber.

HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne hat den Vereinspräsidenten und Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann vom Hamburger SV kritisiert. Er gelte zwar als Macher, „aber auch als Alleinunterhalter“, sagte der 80-Jährige der „Wirtschaftswoche“. „Wie überall im Leben muss man teamfähig sein und nicht nur auf seine eigene Kraft vertrauen – da bin ich ein bisschen skeptisch, ob das gelingt.“

In dem am Freitag veröffentlichten Interview sprach er zudem davon, dass der Fußball-Bundesligist die Lizenz für die erste und zweite Liga nur erhalten habe, weil der Verein seine Vermarktungsrechte über viele Jahre veräußert habe. „Damit haben sie das Tafelsilber verkauft. Ich hätte das nicht so gemacht“, sagte Kühne.

Vor zwei Wochen hatte der HSV die Bundesliga-Lizenz ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Das sei „ein Beleg für die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit des HSV. Dies ist ein wichtiges Signal nach innen und außen“, sagte Hoffmann damals. Der HSV hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass er den bis 2020 laufenden Vermarktervertrag mit Lagardère Sports um mindestens fünf Jahre bis 2025 verlängert hat.

HSV spricht von „mehreren Geldquellen“

Neben einem Kredit in zweistelliger Millionenhöhe soll der Vermarktervertrag nach Medieninformationen den Hamburgern die Lizenz gerettet haben. „Zu Vertragsinhalten äußern wir uns nicht“, teilte der HSV am Freitag mit, erklärte aber, dass es mehrere Geldquellen gegeben habe.

Logistikunternehmer Kühne ist größter Einzelinvestor der HSV-Fußball-AG und hat dem Verein mehrfach finanziell geholfen. Seit seinem Einstieg 2010 hat er allein für seine 20-prozentigen AG-Anteile mindestens 50 Millionen Euro investiert. Zuletzt hatte er weitere Zahlungszusagen jedoch verweigert.

In einem weiteren Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ hatte Kühne hat zum wiederholten Mal vor einem wichtigen Bundesligaspiel des HSV über das Bundesliga-Urgestein hergezogen. „Rein wirtschaftlich betrachtet, ist der HSV die schlechteste Investitionsentscheidung meines Lebens“, sagte der Milliardär.

Kühne meidet das Volksparkstadion

Der Abstieg der Hamburger, die am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) bei Eintracht Frankfurt antreten, sei aber noch längst nicht sicher. „Beim HSV weiß man nie. Es ist noch nicht vorbei“, sagte Kühne über den Tabellen-17., „aber ich sagte ja, dass mir geschäftlich vieles besser gelungen ist, als ich mir je hätte vorstellen können. Da ist der HSV sicher die Ausnahme.“

In den Volkspark zieht es den 80-Jährigen nicht mehr. „Ich gehe schon seit Jahren nicht mehr ins Stadion. Da werde ich erkannt und auch oft beschimpft“, so Kühne: „Ich sehe die Spiele aber immer im Fernsehen. Und dann leide ich mit. Wobei, eigentlich leide ich nicht mehr.“

Im Club habe er „nicht richtig Einfluss“ nehmen können: „Es wurde nicht das richtige Management verpflichtet. Insgesamt ist es eine Schande. Furchtbar für Hamburg.“