Wehmeyer nimmt Holtby in die Pflicht. Neuer Job für Fink. Freiburg will nicht den Papa machen. Bruchhagen glaubt noch an das Wunder.
Bruchhagen hält HSV-Wunder für möglich
Der ehemalige Vorstandschef Heribert Bruchhagen traut dem HSV noch den Klassenerhalt zu. "So wie die Konstellation im Moment ist, ist es möglich. Der HSV ist in einer Aufwärtsentwicklung - die könnte helfen", sagte Bruchhagen am Montagabend bei Sky90. Der 69-Jährige warnte aber auch: "Es gibt keine Alternative zu einem Sieg in Wolfsburg. Gelingt das nicht, muss man mit dem Schlimmsten rechnen."
Bruchhagen war Anfang März entlassen worden. Bei einem Abstieg würde er eine Teilschuld auf sich nehmen, sagte er. "Selbstverständlich. Ich habe Entscheidungen mitgetroffen. Ich habe einfach nicht erwartet, dass es in diese Richtung gehen würde. Da hat jeder seinen Anteil dran", sagte er. Bruchhagen gab zu, sich durchaus Vorwürfe zu machen. "Ich habe mich täuschen lassen durch die guten Ergebnisse der vorherigen Rückrunde. Ich glaubte, wir würden eine normale Rolle in der Liga spielen", sagte er. Die Entlassung habe ihn "sehr traurig gemacht", dennoch drücke er seinem Ex-Club die Daumen: "Ich wünsche aus ganzem Herzen, dass es der HSV noch schafft."
Fink wird Trainer bei Grasshoppers Zürich
Der frühere HSV-Trainer Thorsten Fink wird neuer Chefcoach beim Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich. Das teilte der Verein am Montagabend mit. Fink erhielt einen Einjahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr und wird bereits am Sonnabend im Liga-Spiel beim Tabellenletzten FC Lausanne auf der Bank sitzen.
Der 50-Jährige trainierte von Juli 2009 bis Oktober 2011 den FC Basel, mit dem er das Double gewann und danach noch ein weiteres Mal Schweizer Meister wurde. Von 2015 bis zum 25. Februar dieses Jahres betreute er in Österreich Austria Wien. Zuvor war er bei APOEL Nikosia und dem HSV tätig gewesen.
HSV in Wolfsburg: Alle Gästetickets weg
Für das nächste Abstiegsendspiel beim VfL Wolfsburg am Sonnabend und am 5. Mai bei Eintracht Frankfurt sind alle Karten aus dem HSV-Gästekontingent vergriffen, teilte der HSV am Montag mit. Mindestens 3000 Fans werden die Reise nach Wolfsburg antreten, in Frankfurt werden sogar 5000 Anhänger den HSV Hanseaten unterstützen. Nach Hessen wird nach vier Jahren auch wieder ein Sonderzug der Supporters fahren. Bei beiden Partien werde es keine Tageskasse geben, hieß es weiter. "Unsere Fans werden uns in Wolfsburg so unterstützen, dass es vielleicht auch ein Heimspiel wird", sagte Club-Manager Bernd Wehmeyer im NDR-"Sportclub".
Oliver Kahn über Hamburger Fußball
Der deutsche Torwart-Gott und Gelegenheits-Satiriker Oliver Kahn hat sich erstmals öffentlich zur Situation des Hamburger Fußballs geäußert. Bei einem Pressetermin mit den Moderatoren und Co-Kommentatoren von ARD und ZDF zur WM in Russland sagte Kahn: „Ist St. Pauli auch so schlecht? Ja, was ist denn hier los in Hamburg? Ist hier irgendwie die Luft anders?“ Der HSV und der FC St. Pauli sind abstiegsbedroht. Kahn stammt aus Karlsruhe, wo der KSC vor drei Jahren in der Relegation gegen den HSV in letzter Sekunde verlor.
Wehmeyer nimmt Holtby in die Pflicht
Auch Club-Manager Bernd Wehmeyer ("Ich sehe mich als Markenbotschafter des HSV") wittert im Abstiegskampf wieder Morgenluft. "Die Mannschaft hat eindrucksvoll gezeigt, dass sie lebt und dass sie will. Das ist das Entscheidende", sagte der 65-Jährige am Sonntagabend im NDR-"Sportclub".
In Wolfsburg biete sich nun die Gelegenheit, wieder richtig ins Geschäft zu kommen. "Diese Chance sollten wir uns einfach nicht entgehen lassen", sagte Wehmeyer: "Wir haben nichts mehr zu verlieren." Anders sehe dies bei den Niedersachsen aus, die nun ihren Fünf-Punkte-Vorsprung verteidigen müssten.
Die "psychologische Kriegsführung" Lewis Holtbys ("Ich bin lieber Jäger als Gejagter") findet Wehmeyer in Ordnung. "Dann erwarte ich aber, dass er das auf dem Spielfeld auch zeigt", sagte er an Holtby gerichtet. Gegen Freiburg sei ihm das bereits gelungen. "Gerade bei dem Tor konnte man seinen Willen erkennen. Er hat sich nicht abbringen lassen, er wollte das Ding reinmachen", sagte Wehmeyer.
Bilder vom Siege gegen Freiburg:
Blut, Schweiß und Posen: HSV siegt gegen Freiburg
Wehmeyer würde Titz halten
Auch zur mittelfristigen Ausrichtung des Clubs inklusive Trainerfrage äußerte sich Wehmeyer. "Wir müssen unseren eigenen Nachwuchs gut ausbilden", sagte der Europapokalsieger von 1983 angesichts steigender Transfersummen. Momentan gelinge dies mit Erfolgen von U21, U19 und U17 bereits sehr gut.
"Jetzt muss es unser Ziel sein, den Nachwuchs nicht nur an den Profibereich heranzuführen, sondern auch dort zu integrieren", sagte Wehmeyer. "Wir haben keine andere Chance bei den Summen, die da im Raum stehen."
Der aktuelle Trainer Christian Titz verkörpere diese Philosophie bereits. Daher spreche aus seiner Sicht auch nichts gegen eine Weiterbeschäftigung des ehemaligen Nachwuchstrainers, urteilte Wehmeyer über Titz: "Er hat bisher einen sehr, sehr guten Job gemacht".
Unter großem Zeitdruck sehe er den HSV in der Trainerfrage allerdings nicht. Auf den Einwand des Moderators, dass Holstein Kiel bereits Interesse an dem HSV-Trainer bekundet habe, entgegnete Wehmeier: "Christian Titz ist so fokussiert auf die letzten Spiele, dass er sich im Moment gar nicht damit beschäftigen möchte."
Müller: "Keine geklärte Vertragssituation"
Offen ist auch die Zukunft Nicolai Müllers. "Stand jetzt habe ich keine geklärte Vertragssituation", sagte der 30-Jährige am Rande des Spiels gegen Freiburg bei Sky. "Ich mache mir keine Gedanken. Mein Ziel ist es, richtig fit zu werden", sagte der Topscorer der vergangenen beiden Spielzeiten.
Müllers Ausfall am ersten Spieltag sei einer der Knackpunkte für den negativen Saisonverlauf gewesen, findet Wehmeyer. "Dass Nicolai Müller so lange ausfällt, hat die Balance innerhalb der Mannschaft schon erheblich durcheinandergebracht", sagte Wehmeyer im NDR-"Sportclub". Die Verletzung des Flügelstürmers habe den Verein doch schwerer getroffen als zunächst vermutet.
Labbadia kennt keine Gnade
Im Duell mit dem HSV will Bruno Labbadia keine Rücksicht auf die alte Liebe nehmen. "Entscheidend ist, was mit meinem Club passiert. Das hat nichts mit Herz tun. Ich will mit Wolfsburg drinbleiben, nur das zählt", sagte der VfL-Coach der "Bild"-Zeitung. "Ich bin hier angestellt. Und wenn ich etwas mache, dann mit allem, was ich habe. Das nicht nur mit Verstand, sondern auch mit Herz", sagte Labbadia.
Wolfsburg hat als Tabellen-14. fünf Punkte Vorsprung auf den HSV. 2015 rettete Labbadia den HSV in der Relegation gegen den Karlsruher SC vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. "Man muss lernen, das, was war, relativ schnell abzuhaken. Ich brauche meine Gedanken und ganze Kraft für den VfL", sagte Labbadia, der auch als Spieler für den HSV auflief.
Freiburg will nicht zum Griechen
Und was macht die übrige Konkurrenz so? Der SC Freiburg zumindest wird sich mit einer normalen Trainingswoche auf das richtungsweisende Duell mit dem Tabellenletzten 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) vorbereiten. Es seien keine Teambuilding-Maßnahmen oder die Fahrt in ein Trainingslager geplant, sagte ein Sprecher des Clubs am Montag auf Nachfrage.
Freiburger randalieren im Volksparkstadion
Nach der 0:1-Niederlage am Wochenende in Hamburg hatten die SC-Profis am Montag ebenso trainingsfrei wie der HSV. Maßnahmen wie ein gemeinsames Essen beim Griechen, wie es Kyriakos Papadopoulos beim HSV zum wiederholten Mal plant, seien beim Sport-Club nicht geplant. Freiburg steht drei Spieltage vor Saisonende auf dem Abstiegs-Relegationsrang.
Hector setzt beim FC ein starkes Zeichen
Beim möglichen Mit-Absteiger aus Köln freut man sich indes über ein starkes Zeichen: Nationalspieler Jonas Hector hat seinen Vertrag beim FC trotz Interesses von unter anderem Borussia Dortmund bis 2023 verlängert. Das freut nicht nur Sportdirektor Armin Veh. "Er ist ein außergewöhnlicher Mensch", sagte der ehemalige HSV-Trainer über Linksverteidiger Hector. Mehr dazu lesen Sie hier.
Halilovic steigt ab
Hasta la vista, Alen Halilovic – aber wahrscheinlich eher nicht an der Elbe. In Spaniens zweiter Liga aber wohl auch nicht. Denn nach dem nicht mehr zu verhindernden Abstieg aus der Primera Division wird es den Hamburger Leihspieler nicht bei UD Las Palmas halten. Mit den Blau-Gelben hatte der 21 Jahre alte kroatische Nationalspieler durch ein 0:4 gegen Alaves jede Chance auf den Klassenerhalt verspielt.
Beim HSV steht Halilovic noch bis 2020 unter Vertrag, die UD-Leihe endet bereits in diesem Sommer. Der momentan auf 2,5 Millionen Euro taxierte Marktwert des kleinen Dribblers (der HSV bezahlte 5 Millionen Euro für Halilovic) wird sich durch den Abstieg nicht unbedingt erhöht haben.
Beister trifft und trifft und trifft
Besser läuft es da schon für Maxi Beister – an dem der HSV gleichwohl keinerlei Transferrechte mehr besitzt. Am Sonntag schoss der Wandervogel und einstige Hamburger Publikumsliebling seinen aktuellen Club KFC Uerdingen einen weiteren Schritt in Richtung Regionalliga-Meisterschaft.
Beim 1:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf II traf Beister in der 38. Minute – bereits das achte Tor des 27-Jährigen im elften Spiel für die Krefelder. Vier Spieltage vor Schluss hat Uerdingen fünf Punkte Vorsprung vor Viktoria Köln und damit trotz eines Spiels mehr beste Chancen, an den Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Saarbrücken oder ein zweites Team aus der Südwest-Staffel teilzunehmen.