Hamburg. In einem intensiven Spiel wurde die junge Mannschaft für ihre Moral belohnt. Mit einem Traumtor besiegelte Hunt den Sieg.

Der HSV ist wie berauscht und der Volkspark bebt. In einem intensiven Spiel gegen den FC Schalke 04 musste die junge Elf von HSV-Trainer Christian Titz ein ums andere Mal um den Sieg bangen. Schließlich lieferte Aaaron Hunt wenige Minuten vor Schluss wie aus dem Nichts ein Traumtor und besiegelte den Triumph über den Tabellenzweiten.

Mit dem 3:2 (1:1) im 100. Duell gegen Schalke beendeten die Hanseaten hochverdient ihre Sieglos-Serie von 15 Partien und halten das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt am Glimmen. Traumtorschütze Aaron Hunt sieht es nüchtern: "Wir haben gewonnen, weil wir einfach besser waren." Mit nun 22 Punkten rückte der HSV zumindest auf Platz 17 vor.

Das Team von Domenico Tedesco verpasste derweil den Clubrekord von sieben Siegen in Serie. "Der HSV hat uns das Leben zur Hölle gemacht", kommentierte der Schalke-Trainer denn auch die Partie. Lange wurde so etwas nicht mehr über den HSV gesagt.

Holtby: "Die Momentaufnahme ist wunderschön"

"Die Mannschaft hat sich belohnt", kommentierte HSV-Trainer-Novize Titz den ersten Sieg unter seiner Leitung. Ebenso wichtig sei es aber auch für die Zuschauer gewesen, die das Team stark unterstützt haben. "Wir müssen jetzt ruhig und konzentriert bleiben, um vielleicht noch das Unmögliche möglich zu machen", sagte Titz mit Blick auf den erhofften Klassenerhalt des Bundesliga-Dinos.

An Moral scheint es derzeit zumindest nicht zu mangeln. "Die Mannschaft steht im Moment ganz eng zusammen", sagte Lewis Holtby unmittelbar nach Abpfiff. "Die Momentaufnahme ist wunderschön. Das Gefühl nehmen wir heute wieder mit, aber dann müssen wir den Fokus wieder richten", mahnt der 2:1-Torschütze. Ähnlich abgeklärt äußert sich Gotoku Sakai. "Wir müssen uns aus einer schweren Situation kämpfen", sagte der Kapitän. Das ginge nur Schritt für Schritt. "Der Sieg ist wichtig, aber wir müssen voll fokussiert bleiben."

Hatte Naldo die Hand im Spiel?

Naldo (9. Minute) brachte Königsblau mit seinem sechsten Saisontreffer in Führung, doch beim Kopfballtreffer war auch die Hand im Spiel. Guido Burgstaller (63.) gelang zunächst der Ausgleich nach Treffern von Filip Kostic (17.) und Lewis Holtby (52.) für die Hanseaten, ehe Aaron Hunt (84.) den umjubelten Siegtreffer erzielte.

Titz überraschte mit Aaron Hunt als Spitze und einer neuen Innenverteidigung um Rückkehrer Kyriakos Papadopoulos für den gesperrten Gideon Jung und Rick van Drongelen statt des 19-jährigen Stephan Ambrosius. Stürmer Luca Waldschmidt agierte hinter Hunt, Bobby Wood schaffte es nicht einmal in den Kader. Papadopoulos sollte für Stabilität sorgen, doch der griechische Nationalspieler kassierte schon früh die zehnte Gelbe Karte gegen seinen Ex-Verein und wird nächste Woche in Hoffenheim fehlen.

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Einem Papadopoulos-Foul an Breel Embolo folgte ein Freistoß, den Daniel Caligiuri hoch auf Naldo platzierte, der traf - ob mit Kopf oder Hand war schwer zu erkennen. HSV-Keeper Julian Pollersbeck verharrte auf der Linie und hatte so keine Chance. Die Gäste verwerteten damit die einzige echte Möglichkeit in der ersten Halbzeit. „Da muss der Videobeweis kommen, das kann nicht sein. Das ist bitter“, empörte sich Ex-HSV-Profi Piotr Trochowski.

Tedesco hatte in Thilo Kehrer, Max Meyer und Amine Harit drei Neue hereingebracht, Nabil Bentaleb und Franco Di Santo blieben draußen - aber die Schalker wirkten unsortiert und bekamen wenig nach vorn zustande.

HSV bestimmte das Spielgeschehen

Das Spielgeschehen vor 54.137 Zuschauern im Volkspark bestimmte der HSV, nach couragiertem Beginn glichen die Gastgeber durch einen weiten Einwurf von Douglas Santos auf Kostic aus. Torhüter Ralf Fährmann verließ sich fälschlicherweise auf seine zögerlichen Abwehrleute Naldo und Caligiuri. Nach fünf Begegnungen zu Null war damit der erste Gegentreffer perfekt.

Tedesco war unzufrieden und nahm zur zweiten Halbzeit Meyer für Weston McKennie und Breel Embolo für Di Santo vom Feld. Dennoch war es wieder der HSV, der gieriger wirkte. Nach Vorlage des kaum zu bremsenden Tatsuya Ito stocherte Holtby den Ball mit der Brust ins Tor, im Anschluss verpasste aber Waldschmidt (60.) eine Riesenmöglichkeit, als er eine Fährmann-Abwehr übers Tor schoss. Das rächte sich. Denn im Gegenzug nutzte Burgstaller mit seinem zehnten Saisontor seine Chance. Doch dann kam der große Auftritt von Hunt. Der Ex-Bremer erzielte den Siegtreffer mit einem Fernschuss aus 23 Meter Entfernung.

Hooligans liefern sich Massenschlägerei

Im Vorfeld hatte sich Titz sein Team gegen Schalke ein "bisschen schmutziger und kampfbetonter" gewünscht. Diesem Wunsch ist die Mannschaft gefolgt.

Für wüste Szenen hatten im Vorfeld der Partie bereits Hooligans gesorgt, die nach Angaben der Polizei im Alten Elbpark nahe des Bismarckdenkmals aufeinander losgegangen sind. Rund 100 Menschen sollen an der Massenschlägerei beteiligt gewesen sein, zwölf von ihnen nahm die Polizei in Gewahrsam.